Eiskaltes Feuer
eingesetztes Mittel zum Zweck gewesen sein sollte. Immerhin hatte er sie gestern wieder geküsst … Doch anschließend hatte er so kühl und abgeklärt gewirkt, als habe es sich dabei um ein wissenschaftliches Experiment gehandelt. Seine Welt war offenbar nicht in Flammen aufgegangen.
Alicia erwachte aus einem tiefen Schlaf. Jemand hielt sie fest. Es war dunkel. Sie wusste nicht, wo sie war. Panik durchfuhr sie.
Sie schlug wild um sich und schrie: „Lassen Sie mich los!“, doch ihre Stimme war nur ein schwaches Krächzen.
„Dio , Sie sind ja schlimmer als eine Wildkatze. Beruhigen Sie sich! Sie schliefen bei der Landung so fest, dass ich Sie nicht wecken wollte.“
Es war Dante, in dessen Armen sie lag. Er trug sie über das Rollfeld des Flughafens zur bereits wartenden Limousine. Nein, sie war nicht in Afrika. Ein Gefühl, das sie seit langem nicht gehabt hatte, vielleicht sogar noch nie, breitete sich in ihr aus.
Sie fühlte sich sicher.
„Willkommen in Italien.“
Dante setzte sie am Wagen ab. Sie sah zu ihm auf, sah sein grimmiges Lächeln. Du meine Güte, wie kam sie nur auf die Idee, sich bei ihm sicher zu fühlen? Wahrscheinlich war ihr Seelenfrieden nie in größerer Gefahr gewesen!
Am nächsten Morgen wurde Alicia von einem leisen Klopfen an ihrer Zimmertür geweckt. Der malerische kleine Palazzo, in dessen Gästezimmer sie sich befand, war alt, aber luxuriös ausgestattet. Sie hatte Dante am Vorabend nur steif eine gute Nacht gewünscht, bevor sie schnell die Tür hinter sich zugezogen hatte.
„Buon giorno.“ Ein hübsches junges Mädchen in Jeans und T-Shirt trat ein und zog die Vorhänge auf.
„Buon giorno“ , erwiderte Alicia verschlafen lächelnd.
„Signore D’Aquanni erwartet Sie im Esszimmer.“
„Vielen Dank. Grazie. “
Wieder allein, ließ Alicia sich seufzend in die Kissen zurücksinken. Sie genoss das Gefühl, erfrischt und ausgeruht aufzuwachen, es war noch so ungewohnt. Weniger angenehm war das Gefühl der Ratlosigkeit und Verwirrung angesichts der Ereignisse, die ihr Leben in letzter Zeit durcheinandergewirbelt hatten. Voller Schrecken fiel ihr ein, wie geborgen sie sich gestern Abend in Dantes Armen gefühlt hatte. Um nicht weiter darüber nachdenken zu müssen, begab sie sich lieber gleich in die Höhle des Löwen.
Das Esszimmer war ein heller, freundlicher Raum im Erdgeschoss. Am Kopfende des polierten Holztisches, den ein üppiger Blumenstrauß schmückte, saß Dante vor einer Tasse Kaffee und las die Zeitung.
„Gut geschlafen?“ Wie immer schien die Luft zwischen ihnen vor Spannung zu knistern. „Danke, bestens.“ Alicia nahm am anderen Ende des Tisches Platz, und das junge Mädchen servierte Orangensaft, Kaffee, Croissants und frisches Obst. Sie hatte lange kein so üppiges Frühstück mehr genossen. Ihr knurrte hörbar der Magen. Peinlich berührt blickte sie auf und sah, wie Dante seiner jungen Haushaltshilfe ein umwerfend charmantes Lächeln zuwarf, als sie ihm Kaffee nachschenkte. Ein Lächeln, so gefährlich, dass man es mit einem Warnhinweis hätte versehen müssen. Alicia hätte es ihm am liebsten vom Gesicht gewischt. Das Mädchen errötete und verließ kichernd den Raum.
Klarer Fall von Heldenverehrung, dachte Alicia. Und wer konnte es dem Mädchen verdenken? Um sich abzulenken, widmete sie sich ihrem Frühstück. Während sie aß, musste sie an die Pasta denken, die Dante ihr abends in seiner Villa hatte servieren lassen. An seine liebevolle Haushälterin. Und daran, wie freundlich er das Mädchen gerade angelächelt hatte.
Verstohlen sah sie zu ihm hinüber. Er war in die Zeitung vertieft, die er in den schlanken braunen Händen hielt. Diese Hände, die sich nicht weich, sondern rau wie Arbeiterhände angefühlt hatten, als er ihre Brust gestreichelt hatte … Ihr Atem ging schneller, die Spitzen ihrer Brüste richteten sich auf. Klappernd fiel ihr das Messer aus der Hand. Dante blickte stirnrunzelnd auf.
„Entschuldigung.“ Sie konzentrierte sich darauf, Marmelade auf ihr zerbröselndes Croissant zu streichen.
„Wir brechen in einer Stunde auf. Später hole ich Sie dann wieder ab“, sagte er. „Einkaufen hat mich schon immer gelangweilt. Nichts kann mich dazu bringen, stundenlang danebenzusitzen, während Sie vor dem Spiegel posieren. Nicht einmal die verlockende Aussicht, Ihre reizvolle Figur in Samt und Seide zu sehen.“
Eine Vision ihres nackten Körpers, nur in einen Hauch von Seide gehüllt, tauchte vor seinem inneren Auge auf.
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