Eiskaltes Feuer
Es gab nichts, was er lieber sehen wollte, doch er riss sich zusammen und stand auf. „Ich warte in der Diele auf Sie.“
Alicia blieb zurück, eine ganze Reihe entrüsteter Erwide rungen auf den Lippen. Posieren? Sie hatte noch nie eitel vor dem Spiegel posiert, nicht einmal als Teenager. Dieser Mann war wirklich unausstehlich! Und er fand ihre Figur … reiz voll. Sie trank hastig einen Schluck Kaffee und verbrannte sich jämmerlich den Mund.
„Ich hole Sie in zwei Stunden ab. Ich kann es kaum erwarten, Sie nicht mehr in Sack und Asche zu sehen.“
Alicia, eine Hand am Türgriff, fiel beinahe aus dem Wagen, als der Chauffeur von außen die Tür öffnete. Ihr Mund brannte immer noch höllisch. Sie wollte etwas erwidern, brachte aber nur ein erbostes Murmeln zu Stande.
„Ciao …“, scholl es freundlich hinter ihr her, woraufhin sie sehr zur Verwunderung des Fahrers die Wagentür schwungvoll hinter sich zuknallte.
Sie stand vor der Art von Boutique, bei der man klingeln musste, um eingelassen zu werden, und befürchtete schon, man würde sie abweisen.
Doch die große Frau mit dem silbergrauen Haar und der perfekten Haltung, die ihr die Tür öffnete, sagte nur: „Ah, Sie müssen Alicia sein. Ich bin Signora Pasquale.“
Die zwei Stunden vergingen wie im Flug. Alicia hätte nie gedacht, dass man so viel Zeit in einem einzelnen Geschäft verbringen konnte. Unzählige Male im Laufe des Vormittags musste Alicia es über sich ergehen lassen, dass die Assistentinnen der Signora sie komplett entkleideten. Zwischen den Anproben stand sie dann in ihrer schäbigen Unterwäsche da, umgeben von feinsten Stoffen und teuren Schuhen. „Du meine Güte, Sie sind so winzig“, ließ sich die alte Dame bei diesen Gelegenheiten vernehmen, schlug die Hände über dem Kopf zusammen und eilte davon.
Irgendwann hörte Alicia ein energisches Klingeln und wusste, dass er es war. Schützend verschränkte sie die Arme vor dem Körper, obwohl er sie natürlich nicht sehen konnte. Sie hörte seine tiefe, wohlklingende Stimme, dann das glockenhelle Lachen der Signora. Eine der jungen Assistentinnen kam verträumt lächelnd und mit rosigen Wangen zu ihr in den Ankleideraum. Der Dante-Effekt.
„Hier ist eine kleine Tagesgarderobe für Sie. Die Signora hat sie extra kommen lassen. Die eigentliche Ausstattung wird dann in Signore D’Aquannis Villa geliefert.“
Die junge Frau überreichte ihr ein Ensemble bestehend aus einem Neckholder-Top aus maisgelber Seide, einem sandfarbenen Bleistiftrock und passendem Blazer, dazu feine, spitzenbesetzte Unterwäsche und Pumps aus hellem Leder. Alles sehr schlicht, sehr elegant und sehr italienisch. In einer ledernen Reisetasche befanden sich weitere Kleidungsstücke. So sehr Alicia solche verschwenderische Extravaganz zuwider war, genoss sie es doch, die edlen Stoffe auf ihrer Haut zu fühlen. Sie konnte sich schon nicht mehr erinnern, wann sie sich das letzte Mal irgendeinen Luxus gegönnt hatte.
Mit der Tasche in der Hand und dem Blazer über dem Arm verließ sie die Ankleide. Dante, der sich mit der Designerin unterhielt und gerade eine Kaffeetasse zum Mund führte, verharrte mitten in der Bewegung. Die kurzen Blicke auf ihren Körper unter der weiten Kleidung hatten ihn nicht einmal ansatzweise auf die Wirkung vorbereitet, die Alicia in ihrer neuen Garderobe auf ihn hatte,
Sie sah ihn herausfordernd an, und Dante hatte nur noch Augen für sie. Was sie trug, war nicht übermäßig sexy, aber mit ihrer grazilen Figur war sie darin die begehrenswerteste Frau, die er je gesehen hatte. Ihre Proportionen waren perfekt, jede Kurve, jede Rundung eine sinnliche Provokation. Er stellte sich vor, ihre schmale Taille mit einer Hand umfassen zu können. Die nackte, zart sonnengebräunte Haut ihrer Arme und Schultern hatte einen seidigen Schimmer. Zum ersten Mal im Leben fehlten Dante D’Aquanni die Worte.
Alicia hob trotzig das Kinn. Wenn er nicht gleich aufhört, mich so anzustarren, dann schreie ich … Zum Glück begann Signora Pasquale nun an ihr herumzuzupfen. „Wunderbar, es passt wie angegossen. Der Rest kommt dann mit dem Flugzeug. Die übliche Tour diesen Monat?“, fragte sie, an Dante gewandt.
Er nickte geistesabwesend. Alicia erblasste. Mit dem Flug zeug ? Dante erhob sich, nahm ihre Tasche und schob Alicia zur Tür hinaus.
Im Wagen beschwerte sie sich: „Ist es wirklich nötig, meine Sachen mit dem Flugzeug zu schicken? Das ist ja wohl der Gipfel …“
„Alicia“, unterbrach er
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