Eiskaltes Feuer
offenbarte, es seien üble Gerüchte über sie im Umlauf. „Es tut mir leid. Ihre Vergangenheit geht niemanden etwas an, aber wenn die Paparazzi Wind von der Sache bekommen …“ Ihre Stimme erstarb.
„Du meine Güte, ich hätte nie gedacht …“ Alicia war elend zumute.
„Dass deine Missetaten dich so schnell einholen würden?“
„Dante, wie kannst du nur so mit ihr reden?“, schimpfte Patricia, doch Alicia besänftigte sie mit zitternder Hand.
„Bitte, Patricia. Es ist … wahr. Es stimmt, was über mich geredet wird.“ Doch warum sollte sie die Märtyrerin spielen? Dante würde sie auch weiterhin für eine Betrügerin halten, solange Melanies Baby nicht auf der Welt war. Aber hier konnte sie Klarheit schaffen.
„In gewisser Weise, jedenfalls“, setzte sie hinzu, den Blick auf Patricia gerichtet. „Ja, ich hatte eine Affäre mit einem verheirateten Mann. Aber ich wusste nicht, dass er verheiratet war.“
Sie spürte Dantes Anspannung, vermied es aber, ihn anzusehen. Sie hätte den Zweifel in seinen Augen nicht ertragen. „Er war ein spanischer Arzt, der für einige Monate nach England gekommen war, um dort zu arbeiten. Er trug keinen Ehering, von einer Ehefrau und Kindern war nie die Rede. Raul war groß, dunkel und gut aussehend …“, Betroffen stellte sie fest, wie sehr sich die Umstände von damals und heute ähnelten. „Im kalten, grauen Oxford erschien er mir wie ein Märchenprinz, und als er mich bat, mit ihm auszugehen …“
„Konnten Sie nicht widerstehen.“ Verständnisvoll ergriff Patricia ihre Hand. „Ach, meine Süße, wie müssen Sie gelitten haben, als Sie die Wahrheit herausfanden!“
Alicia sah kurz zu Dante hinüber, doch er blickte mit unbewegter Miene in sein Glas. „Ja, es war ein ziemlicher Schock für mich.“ Sie lächelte gequält. „Zumal ich nicht die Einzige war. Er hatte offenbar mit der halben Belegschaft angebändelt. Serena Cox, wie sie damals noch hieß, war auch darunter. Sie fand als Erste heraus, dass er verheiratet war, und rief seine Ehefrau in Spanien an. Allerdings ohne zuzugeben, dass sie selbst ein Verhältnis mit ihm gehabt hatte. Dann …“, sie schauderte bei der Erinnerung, „erzählte sie die Geschichte einem Klatschreporter. Sie nannte sogar Namen, um von sich selbst abzulenken.“
Überflüssig zu erwähnen, dass Alicia als eine der Hauptschuldigen benannt worden war. Sie sah die abscheuliche Schlagzeile noch vor sich:
Doktor Schmutzfink treibt es mit den Krankenschwes
tern!
Dante sagte halblaut: „Das wird ja immer besser.“
Jetzt erst wurde Alicia bewusst, wie sehr diese Gerüchte auch Derek und Patricia in Mitleidenschaft zogen. Schließlich hing der Fortbestand ihrer Firma vom Gelingen der Verhandlungen ab. Ihr Magen zog sich zusammen.
Derek aber rief empört: „Und jetzt wagt es diese Zicke, schlecht über Sie zu reden!“
Alicia spürte Panik in sich aufsteigen. Aus Dantes Richtung schlug ihr nur eisiges Schweigen entgegen. Er glaubte ihr mit Sicherheit kein Wort.
Derek tupfte sich die Stirn. „Ich habe kein Problem mit Gore-Black. Er ist ein anständiger Kerl, hat nur Pech mit seiner Ehefrau. Sie wird abreisen müssen. Wir wollen hier keine Leute, die ein falsches Spiel spielen und die Verhandlungen gefährden. Oder, Dante?“
Dante musterte Alicia mit einem langen, kühlen Blick.
„Nein, die wollen wir nicht.“
Er schien es bitter zu bereuen, sie mit hierhergebracht zu haben. Alicia war selbst entsetzt bei der Vorstellung, dass ihretwegen die Geschäftsverhandlungen platzen könnten.
Beim Abschied raunte Patricia ihr zu: „Keine Sorge, mein Kind. Ich wette, diese Frau sitzt spätestens morgen im Flugzeug.“
Alicia wurde blass. „Oh, nein! Das würde alles nur noch schlimmer machen …“
Doch Patricia tätschelte ihr nur tröstend die Wange und sagte, sie solle sich keine Sorgen machen.
Als Alicia später in ein Handtuch gewickelt aus dem Bad kam, saß Dante mit einem Glas Wein auf dem Balkon. Er wirkte kalt und abweisend.
„Dante …“
„Geh schlafen, Alicia. Ich bin nicht in der Stimmung für weitere Lügen.“
Tief verletzt von seinem Misstrauen ging sie ohne ein weiteres Wort zu Bett. Dort rollte sie sich unter der Decke zusammen und lag wach, bis sie ihn irgendwann hereinkommen hörte. In dieser Nacht machte er keine Anstalten, sich ihr zu nähern.
Am nächsten Morgen stellte Alicia sich schlafend, bis Dante das Zimmer verlassen hatte. Dann stand sie auf, zog sich an und begann, verzweifelt
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