Eiskaltes Feuer
im Zimmer auf und ab zu tigern. Nicht nur, dass ihre schlimmste private Demütigung nun allgemein bekannt war – nein, auch Dante und die O’Briens befanden sich ihretwegen in Schwierigkeiten.
Sie musste verschwinden. Abreisen. Es ging nicht anders. Sie durfte nicht hierbleiben und Serena, dieser falschen Schlange, Gelegenheit geben, die Verhandlungen zu gefährden. Sie konnte nicht erwarten, dass die Anderen ihre Version der Geschichte glaubten. Derek und Patricia waren nette Menschen und hatten im Gegensatz zu Dante keinen Grund, ihr zu misstrauen. Deshalb hielten sie zu ihr, und Alicia war ihnen unendlich dankbar dafür.
Schweren Herzens begann sie ihre Tasche zu packen, hielt aber mittendrin inne. Die Sachen gehörten ihr nicht. Also zog sie das Schlichteste an, das sie finden konnte – die Leinenhose und ein edles weißes T-Shirt – und steckte nichts als ihr Handy und die Kreditkarte ein. Wenn nur das Guthaben noch für den Rückflug reichte!
Dann schrieb sie eine Nachricht an Dante. Sie bat ihn um Verzeihung für die Probleme, die sie ihm bereitet hatte, und wünschte ihm viel Glück für die weiteren Verhandlungen. Er würde sicher froh sein, sie vom Hals zu haben. So, wie er sie gestern Abend angesehen hatte …
Es gelang ihr, das Hotel ungesehen durch die Hintertür zu verlassen. Ein Hotelangestellter nahm sie mit in die Stadt, und von ihrem letzten Bargeld bezahlte sie die Busfahrt zum Flughafen. Als sie am Ticketschalter einen einfachen Flug nach London verlangte und ihre Kreditkarte tatsächlich akzeptiert wurde, brach sie vor Erleichterung beinahe in Tränen aus.
Sie stand in der Warteschlange vor der Sicherheitskontrolle, als am anderen Ende der Halle plötzlich Unruhe aufkam. Neugierig drehte sie sich um und sah Serena und ihren Mann Jeremy, gefolgt von drei Männern, die Unmengen von Gepäck schleppten. Serena kam mit giftigem Blick auf sie zugestöckelt.
„Hast du nun erreicht, was du wolltest?“, keifte sie. „Man schickt mich weg wie ein ungezogenes Kind …“
Im nächsten Augenblick wurde Serena umstandslos von starker Hand beiseitegeschoben, und Dante trat an ihre Stelle. Alicia sah fassungslos zu ihm auf. Die Umstehenden beobachteten fasziniert das kleine Drama, das sich vor ihren Augen abspielte.
„Hallo, Alicia.“ Dante musterte sie mit hochgezogenen Augenbrauen. „Wohin des Weges?“
„Nach Hause“, sagte sie matt. Jemand rempelte sie an. Dante ergriff ihren Arm und zog sie energisch aus der Schlange der Wartenden.
„Halt!“ Sie stemmte sich ihm entgegen. „Hast du meine Nachricht nicht gelesen? Ich komme nicht mit zurück. Ich will dich nicht noch mehr in Verlegenheit bringen.“
„Verstehst du denn nicht?“, fragte er sanft, als spräche er mit einem begriffsstutzigen Kind. „Serena reist ab.“
„Aber das ändert doch nichts! Dann löst sie den Skandal eben in England aus …“
Dante schüttelte den Kopf. „Das wird sie nicht tun. Ihr Mann kennt inzwischen die wahre Geschichte. Ihm ist das Ganze so unangenehm, dass er Serena gedroht hat, sich scheiden zu lassen, falls sie auch nur ein Wort darüber verliert. Derek hat die beiden heute Morgen aufgesucht. Serena hat zugegeben, dass sie die Tatsachen verdreht hat, um dich in Verruf zu bringen. Zum Glück sind die Gerüchte nicht bis zu Buchanen vorgedrungen.“
„Aber …“
„Ich muss mich bei dir entschuldigen, Alicia. Es tut mir leid, dass ich dir nicht geglaubt habe.“ Er reichte ihr die Hand. „Bitte komm mit mir, Alicia.“
Unschlüssig blickte sie auf seine ausgestreckte Hand, dann auf die Schlange vor dem Schalter. Wenn sie je eine Chance gehabt hatte, ihn zu verlassen, dann jetzt. „Ich weiß, ich habe zugesagt, für die Dauer der Konferenz zu bleiben, aber …“ Weiter kam sie nicht. Ihr Verstand weigerte sich, den Gedanken zu Ende zu führen.
Dante sah, wie sie mit sich rang. Wenn sie jetzt geht … Dann spürte er, wie sie ihre kleine Hand in seine schob. Erleichtert hielt er sie fest und zog sie mit sich fort, bevor sie es sich anders überlegen konnte.
Als sie kurz darauf neben ihm im Auto saß, konnte Alicia kaum glauben, was geschehen war. Sie spürte, wie Dante sie von der Seite ansah.
„Bist du nach Afrika gegangen, um von Raul Carro wegzukommen?“
Sie nickte. „Es war alles so grässlich. Seine arme Frau … Ich habe immer noch Schuldgefühle.“
„Du wusstest doch nichts von ihr!“
„Das macht es fast noch schlimmer. Er war so ein gemeiner Lügner!“
„Aber er war
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