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Eiskaltes Herz

Eiskaltes Herz

Titel: Eiskaltes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Rylance
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weiter, Wasser schwappte und quietschte bei jedem Schritt.
    »Vorn. Die Hauptstraße«, keuchte Leander neben mir.
    Wir rannten weiter, auch wenn es meinerseits nur noch ein Stolpern war. Verfolgte uns jemand? Der Regen rauschte so laut, ich hörte nichts, umdrehen wollte ich mich nicht. Ein Auto kam von hinten, die Scheinwerfer blendeten uns grell, jetzt wurde es langsamer, hielt fast neben uns. Mein Herz klopfte so wild, als ob es meine Brust sprengen wollte. Ein Autofenster glitt ein Stück auf, Rap-Musik ertönte, der Sänger brüllte gerade: »Run, Kitty, run«, die Insassen des Autos lachten laut, hupten und fuhren weiter.
    Leander und ich erreichten die Hauptstraße mit dem Bäcker, der Sparkasse, der Drogerie und einer Straßenbahnhaltestelle, an der gerade eine Bahn hielt. Wir sprangen in letzter Minute hinein, warfenuns auf zwei Sitze am Fenster und sahen atemlos hinaus.
    Niemand war uns gefolgt.
    »Fuck«, sagte Leander. Er stützte die Ellbogen auf die Knie und vergrub einen Moment lang sein Gesicht in den Händen. Dann sah er hoch. »Ich bringe dich noch bis vor deine Haustür.« Und plötzlich griff er nach meiner Hand und hielt sie fest.
    Am nächsten Morgen war er nicht in der Schule. Wahrscheinlich war er gerade bei der Polizei. Gott sei Dank. Ich hatte in der vergangenen Nacht die Haustür dreimal abgeschlossen und mein Fenster verriegelt, woraufhin mich die stickige Schwüle in meinem Zimmer erst recht nicht einschlafen ließ. Diese Leute wussten, wo ich wohnte, und ich lauschte bis früh um vier Uhr auf verdächtige Geräusche, bis ich schließlich in einen kurzen Schlaf der Erschöpfung fiel. Im Traum saß ich ganz alleine mit Leander in einem Zugabteil, er stand auf und setzte sich neben mich. Umarmte mich und presste seinen Mund an meinen Hals. »Mir ist so kalt«, flüsterte er. Und gerade, als ich ihn wärmen wollte, wurde ich um sechs Uhr von den Müllmännern geweckt.
    Gegen Mittag war Leander immer noch nicht in der Schule aufgetaucht und ich fasste mir in der Pause ein Herz, als ich Gregor entdeckte, der in einem der großen Fenster saß und hastig etwas aus einem Hefter abschrieb. Neben ihm saßen Sarah und Moritz und schwiegen sich an.
    »Hast du was von Leander gehört?«, wandte ich mich an Gregor.
    Gregor schüttelte automatisch den Kopf, dann sah er hoch. Er blinzelte verwirrt, als ihm dämmerte, wer ihn da gefragt hatte. »Was willst du denn von ihm?«, fragte er verwundert.
    »Redet ihr wieder miteinander?«, erkundigte sich Sarah mit einem sensationsgeilen Glitzern in ihren Augen.
    Mist, die anderen wussten ja nichts von unserer nächtlichen Tour. Wie auch, wo wir offiziell ja kein Wort mehr miteinander wechselten.
    »Nur so«, quäkte ich. »Er hat noch was von mir.«
    »Keine Ahnung.« Gregor beugte sich wieder über sein Blatt. »Hab ihm 'ne SMS geschickt, geantwortet hat er mir jedenfalls nicht.«
    Moritz zuckte nur mit den Schultern, Sarah lehnte sich enttäuscht zurück.
    Das war komisch. Wieso antwortete er Gregor nicht? Ich überlegte kurz. Sollte ich ihn anrufen? Noch vor ein paar Tagen hätte ich das nie getan, aber es hatte sich eine Menge geändert. Ich schickte ihm eine SMS. Wo bist du?
    Niemand antwortete. Jedenfalls nicht bis 14 Uhr, als ich mich gerade zur letzten Stunde schleppte, Sport. Da klingelte mein Handy und zeigte eine Nummer an, die ich erst nicht richtig einordnen konnte, die mir aber vage bekannt vorkam. Dann fiel es mir ein. Das war die Telefonnummer von Leanders Festnetz. War er zu Hause? Ich ging ran.
    »Ja?«
    »Lena.« Seine Stimme klang seltsam gepresst, als ob er Schwierigkeiten hatte, Luft zu holen. »Die wollten das Handy von mir.«
    »Was?«
    »Sie wollten Nessas Handy. Das haben sie bei mir zu Hause nicht gefunden, weil ich es bei mir hatte.«
    »Was? Die haben auch bei dir gesucht?«
    »Mein Zimmer war durchwühlt, als ich gestern Nacht nach Hause kam. Meine Eltern waren nicht da, die Typen sind über den Hintereingang rein. Meine Oma vergisst immer, dort abzuschließen.«
    »Wo bist du jetzt? Ich dachte, du warst heute bei der Polizei?«
    »Ich konnte einfach nicht, ich wollte es … ich wollte es nicht hergeben. Und heute Morgen, da … waren sie auf einmal wieder da, auf der Straße, als ich gerade loswollte. Da haben sie mir mein Handy weggenommen. Dachten wohl, es wäre Vanessas.«
    »Und wo ist das Ding jetzt? Wo bist du jetzt?«
    »Zu Hause. Ich hab das Handy.«
    »Zu Hause? Was, wenn die wiederkommen? Mensch, Leander, warum gehst du

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