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Eiskaltes Schweigen

Titel: Eiskaltes Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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sagte ich. »Was soll ich tun?«
    Â»Hören Sie mir genau zu. Unterbrechen Sie mich nicht. Was ich nun sagen werde, sage ich nur ein einziges Mal.«
    Seine Stimme klang jetzt gepresst. Wie die Stimme eines Menschen, der unter höchster Anspannung steht. Aber sein Atem ging weiterhin völlig ruhig.
    Â»Wo treffen wir uns?«
    Â»Sie sollen mich nicht unterbrechen. Ich werde Sie zu gegebener Zeit kontaktieren und Ihnen mitteilen, wo und wie Sie mich finden. Und vergessen Sie nicht: Ihre Geliebte macht sich zurzeit große Sorgen …«
    Â»Es wird alles glatt gehen. Ist sie verletzt?«
    Â»Sie kommen allein. Sie werden keinen Sender und keine Waffe bei sich führen. Nur Ihr Handy nehmen Sie bitte mit. Sie sollten aber besser keine Telefonate führen. Wenn Sie dann später in meiner Obhut sind und ich zur Überzeugung gekommen bin, dass Sie Ihren Teil der Abmachung erfüllt haben, dann werde ich auch den meinen erfüllen. Anderenfalls kann ich leider für nichts garantieren.«
    Â»Ich werde mich an jede Ihrer Anweisungen halten.«
    Â»Es ist jetzt nach meiner Uhr sechzehn Uhr vierunddreißig. Es bleibt Ihnen nicht viel Zeit. Begeben Sie sich zum Bismarckplatz, und steigen Sie dort in die Straßenbahn der Linie fünf, die um sechzehn Uhr vierundfünfzig in Richtung Weinheim fährt. Noch einmal: Vergessen Sie Ihr Handy nicht. Ich werde Sie dann zu gegebener Zeit anrufen. Und bevor Sie jetzt in Ihrer verständlichen Aufregung etwas Unüberlegtes tun, denken Sie bitte an Ihre schöne und leider im Augenblick nicht übermäßig glückliche Geliebte.«
    Zwanzig Minuten. Mindestens fünfzehn davon würde ich brauchen, um zur Haltestelle zu laufen. Sein Plan war selbst in diesem Punkt perfekt: Ich sollte keine Zeit haben nachzudenken, Möglichkeiten durchzuspielen. Hastig zog ich den feuchten Mantel wieder an, erstarrte, als ich die Klinke der Wohnungstür schon in der Hand hielt. Wie sollte ich ungesehen aus dem Haus kommen? Benutzte ich die Vordertür, dann würden meine Bewacher darauf bestehen, mich zu begleiten. Sollte ich mir das verbitten, würden sie umgehend die Polizeidirektion in Großalarm versetzen. Wie hatte Sarah gesagt? Hinten raus, über den Zaun, das gelbe Haus …
    Ich griff unter die Achsel. Die Pistole war an ihrem Platz. Sollte das Schwein auch nur Theresas Frisur in Unordnung bringen, ich würde ihn erschießen.

27
    Zum Glück war es längst dunkel. Ich lief durch den Garten, stieg über den niedrigen Zaun zum Nachbargrundstück, zerriss mir dabei das linke Hosenbein, musste einige Meter durch feuchte, lose Erde waten, kam an Mülltonnen vorbei, zerkratzte mir an einem Rosenstrauch das Gesicht, trat, bereits jetzt außer Atem, auf die Wilhelmstraße und spannte meinen Schirm auf, den ich nicht gegen den Regen, sondern als Tarnung mitgenommen hatte. Ein schneller Blick nach links und rechts – kein Streifenwagen zu sehen. Ich hielt ein zügiges Tempo ein, mit dem ich hoffte, keinen Verdacht zu erregen. Überquerte keine fünfzig Meter im Rücken meiner geduldigen Bewacher die Kleinschmidtstraße, dann den Platz vor der Bonifatiuskirche.
    Noch vierzehn Minuten.
    Durians Zeitplan war verdammt knapp. Ich wechselte in den Trab.
    Als ich außer Sichtweite meiner Kollegen war, zückte ich mein Handy, suchte und fand Balkes Nummer. Er nahm fast sofort ab.
    Â»Sie, Chef?«
    Wie müde er klang.
    Hastig drückte ich den roten Knopf. Was hätte ich sagen sollen? »Durian hat die Frau des Chefs als Geisel genommen und will sie jetzt gegen mich austauschen«? Seine erste Frage hätte natürlich gelautet: »Frau Liebekind? Was haben Sie denn mit der zu tun?«
    Nein, ich durfte niemanden alarmieren. Ich musste mit der Sache allein fertig werden. Mit Durian. Zum Glück hatte ich meine Pistole.
    Das Handy brummte in meiner Hand.
    Â»Sie wollten was von mir?« Balke klang jetzt hellwach.
    Â»Ich habe nur den falschen Knopf erwischt, entschuldigen Sie.«
    Ich fand, ich log ganz gut für meine Situation.
    Â»Sie klingen, als wären Sie ein bisschen außer Atem. Ist irgendwas?«
    Ich blieb stehen. »Die Treppen. Ich muss dringend mal wieder was für meine Fitness tun, Sie haben völlig recht.«
    Â»Und es ist wirklich alles okay?«
    Â»Natürlich.«
    Endlich gab er sich zufrieden. Zum Glück waren kaum Menschen auf der Straße.

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