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Eiskaltes Schweigen

Titel: Eiskaltes Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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uns steckt: Geht es jemandem schlecht, dann halte lieber Abstand. Du kannst nicht wissen, wie böse die Geister sind, die sich in seine Waden verbissen haben.
    Als Sönnchen zum hundertsten Mal fragte, ob sie etwas für mich tun könne, warf ich sie hinaus, und dieses Mal entschuldigte ich mich nicht.
    Ich versuchte, meinen Aktenstapel wenigstens ein kleines bisschen abzuarbeiten, aber es gelang mir nicht, mich zu konzentrieren. Meine Sekretärin war irgendwohin verschwunden, vermutlich, um sich über mich zu beklagen, ihren undankbaren Chef, der einen anpöbelte, wo man doch nur ein wenig freundlich sein wollte. Plötzlich schämte ich mich. Ich war eine Zumutung für meine Umwelt. Man sollte es halten wie die Tiere: Wenn es einem schlecht geht, dann sollte man Gesellschaft meiden. Andere nicht belästigen mit seinem Elend.
    Irgendwann, draußen begann es schon wieder zu dunkeln, stellte ich fest, dass ich keine Angst mehr in mir spürte, sondern nur noch Wut. Ich war so wütend auf Durian, dass ich ihm vermutlich an die Gurgel gesprungen wäre, wäre er jetzt zur Tür hereingekommen.

26
    Der Fahrer des Streifenwagens, der mich nach Hause gebracht hatte, hob die Hand zum Gruß und fuhr an. Einer der beiden Kollegen, die sich in einem zweiten Wagen vor meiner Tür langweilten, stieg aus, begrüßte mich mit ernstem Nicken und begleitete mich zur Haustür.
    Â»Neue Anweisung, entschuldigen Sie«, murmelte er unbehaglich, als er meinen verwunderten Blick bemerkte. »Ich muss Sie hochbegleiten und erst die Wohnung durchsehen, bevor ich Sie reinlassen darf.«
    Das Wetter war trüb. Es nieselte. Gab es überhaupt noch anderes Wetter?
    Ich schloss auf.
    Â»Ãœbrigens, Ihr Briefkasten, Herr Kriminaloberrat …«, sagte der kleinlaute Schupo.
    Offenbar hatte ich schon am Samstag vergessen, die Post zuholen. Das meiste, was ich zutage förderte, war die übliche Werbung. Immerhin kein neuer Brief von Durian. Mein Leibwächter bestand darauf, als Erster die Wohnung zu betreten, bedeutete mir zu warten, kam eine halbe Minute später wieder heraus, nickte mir verlegen zu und verschwand.
    Ich warf den kleinen Papierstapel auf das Schuhschränkchen, hängte meinen Mantel auf, rieb mir die Hände. Die Wohnung war gut geheizt, dennoch war mir kalt. Ich ging herum und schaltete in allen Räumen das Licht ein. Ich setzte mich an den Küchentisch, sprang wieder auf. Ich zückte mein Handy und drückte die Wahlwiederholung.
    Â»Ja, Paps«, ich sah Sarahs Augenrollen vor mir, »es ist immer noch alles in Ordnung. Stell dir vor, die haben hier nicht mal Kabelfernsehen! Der Fernseher ist gar nicht kaputt, die haben bloß keinen Kabelanschluss!«
    Ich öffnete den Kühlschrank, fand nichts, worauf ich Lust hatte, schloss ihn wieder, setzte Wasser auf, um mir einen Tee zu kochen. Vielleicht wurde mir davon wärmer.
    Mein Handy brummte auf dem Tisch. »Theresa«, las ich auf dem Display und drückte erfreut und erstaunt zugleich den grünen Knopf. Es war noch nie vorgekommen, dass sie mich einfach so anrief.
    Hoffentlich war nichts mit Liebekind …
    Es war nicht Theresa.
    Ich erkannte seine Stimme beim zweiten Wort.
    Â»Es ist mir keine Freude, Ihre Stimme zu hören, Herr Gerlach.«
    Â»Was wollen Sie?«, fragte ich heiser. Wie kam er an Theresas Handy?
    Â»Erinnern Sie sich an die Nacht, als wir zum ersten Mal miteinander zu tun hatten?«
    Plötzlich waren meine Hände feucht. Das Teewasser auf dem Herd begann zu summen. Mein Hals wurde eng. Ich räusperte mich. Es half nichts.
    Â»Selbstverständlich erinnere ich mich.«
    Â»Heute möchte ich auf Ihr damaliges Angebot zurückkommen.«
    Â»Welches Angebot?«
    Â»Sie hatten mir damals einen Geiselaustausch angeboten. Sie gegen die anderen …«
    Â»Sie … haben eine … Geisel?« Was war bloß mit meiner Stimme? Ich schaltete die Herdplatte aus. Meine Hand zitterte. »Was verlangen Sie?«
    Â»Wir beide treffen uns, und Ihrer Geliebten wird nichts geschehen. Im Moment geht es ihr leider Gottes nicht allzu gut.«
    Â»Sie sind ein …« Ich unterdrückte meine aufkochende Wut. »Ich will sie sprechen.«
    Â»Das geht leider nicht. Tut mir leid.«
    Â»Dann beende ich jetzt das Gespräch.«
    Â»Wie Sie meinen.«
    Ich ließ das Handy sinken.
    Ich nahm es wieder ans Ohr.
    Â»Okay«,

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