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Eiskaltes Schweigen

Titel: Eiskaltes Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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mochte.
    Â»Entschuldigen Sie«, ich fuhr mir mit dem Rücken der rechten Hand über die Stirn. »Natürlich habe ich nicht die leiseste Chance gegen Sie, bei Ihrer Bewaffnung.«
    Durian sah mir immer noch ins Gesicht, nahm zögernd einen Schluck aus seinem Becher. Diesmal hatte auch er Kaffee genommen. Und er hatte doppelt so viel Pulver in seinen Becher getan wie in meinen.
    Nachdem der Kaffee getrunken war, blieb er noch eine Weile sitzen, grübelte vor sich hin. Schließlich stemmte er sich hoch, ächzte und ging nach vorn mit dem schweren Schritt eines Mannes, der noch eine mühselige Aufgabe zu erledigen hatte. Der Diesel sprang an.
    Kurven, Steigungen, Gefälle, Kurven. Die Gegend schien immer noch einsamer zu werden. Einmal bremste Durian scharf, und ich flog polternd von meiner Kiste. Er fluchte lauthals, umfuhr ein Hindernis, gab wieder Gas, schimpfte noch eine Weile vor sich hin. Ich kletterte wieder an meinen Platz. Dann saß ich wieder, wo ich hingehörte, schlang meine Decken um mich, was mit gefesselten Händen eine mühselige Prozedur war.

36
    Der Lieferwagen bremste hart, rumpelte auf unebenes Gelände, der Motor erstarb, Durian stieg aus. Ich hörte, wie seine Schritte sich eilig entfernten. Sollte ihm übel geworden sein? Waren Verfolger in Sicht, und er versuchte sein Glück in der Flucht zu Fuß?
    Aber es blieb still. Etwas rauschte in der Nähe. Vielleicht ein Bach. Einmal meinte ich, in der Ferne Durians aufgebrachte Stimme zu hören. Sprach er mir jemandem? Mit wem?
    Dann war er plötzlich wieder da, schien besserer Laune zu sein, pfiff sogar ein Liedchen vor sich hin.
    Ständig spielte ich alle möglichen und unmöglichen Szenarien durch. Was würde ich tun, wenn ich meine Befreiung organisieren müsste? Wie würde ich vorgehen, um den Täter zu überraschen, ihm jede Möglichkeit zu nehmen, der Geisel im letzten Moment noch zu schaden? Es musste eine enorme Überraschung sein, etwas gänzlich Unerwartetes, Extremes. Etwas, das ihn völlig verwirrte, ablenkte, wenigstens für einige Sekunden.
    Aber es geschah nichts.
    Der Lieferwagen schlug mitten in voller Fahrt einen Haken. Wieder hörte ich Durian unterdrückt fluchen. Vielleicht war er eingenickt und fast von der Straße abgekommen?
    Offenbar ging es wieder einmal in ein Tal hinunter, häufig quietschten jetzt die Bremsen. Oft musste ich mich an meiner Kiste festhalten, um nicht noch einmal hinunterzufallen. Hinter uns die Geräusche eines anderen Autos. Es hupte, fuhr dicht auf. Durian bremste vorsichtig ab, der andere überholte, hupte einmal kurz zum Dank. Dann war er vorbei.
    Mein Puls beruhigte sich wieder.
    Keine Menschenseele wusste, wo ich war. Niemals würde Rettung kommen. Und bald würde es wieder Abend werden und Nacht.
    Ich hörte den Blinker ticken, Geräusche eines kleinen Bauerndorfs, eine Kreissäge sang, ein Traktor tuckerte, Kinder lachten, eine Glocke bimmelte. Wieder der Blinker. Durian stoppte kurz, bog dann ab, der Lieferwagen beschleunigte dröhnend und klappernd. Die Straße schien nun gerader und breiter zu sein. Vermutlich musste er wieder einmal tanken. Vielleicht gab es dann endlich wieder frisches Brot. Jetzt wurden wir öfter überholt, es gab Gegenverkehr, wir fuhren schnell.
    Von hinten röhrte ein Wagen heran, mit großem Hubraum und defektem Auspuff. Kurz bevor er auffuhr, bremste der Fahrer so scharf, dass die Reifen quietschten, fiel zurück, trat erneut aufs Gas, schoss wieder heran. Er schien sich zu ärgern, weil er nicht vorbeikam. Durian wurde langsamer, aber der Wagen hinter uns überholte nicht. Durian schaltete zurück, bremste sogar, es ging in eine lang gezogene Rechtskurve. Dann quälte der Diesel sich wieder hinauf zu höheren Drehzahlen, der Motor des Idioten hinter uns brüllte auf, wieder quietschten kurz Reifen, endlich zog er vorbei, und dann quietschten plötzlich sehr viele Reifen, erneut flog ich von meiner Bank, stieß mir irgendwo den Kopf. Etwas krachte, der Lieferwagen begann sich zu drehen, ich kugelte zur gegenüberliegenden Wand, stieß mir ein zweites Mal den Kopf, dieses Mal am Chemieklo. Endlich standen wir, Durian zeterte und schimpfte, ich versuchte, irgendwie auf die Beine zu kommen, und es gelang mir nicht.
    Draußen Stimmen, viele Stimmen. Hoffentlich, hoffentlich verlor er jetzt nicht die Nerven! Endlich kam ich auf Hände und Knie

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