Eismord
stellte sich vor und fragte, ob er Joseph Schumacher sei und ihm das Haus am Ende der Island Road gehöre.
»Ja«, sagte er. »Das bin ich.«
»Waren Sie gestern weg, Sir?«
»Ja, wir waren auf einer Mittelmeerkreuzfahrt. Sind gestern Abend in Toronto eingetroffen. Von da sind wir geflogen und gerade eben reingekommen« – er sah auf die Uhr und dann wieder zu Delorme auf – »vor ungefähr einer halben Stunde.«
»Haben Sie die Karte gefunden, die wir Ihnen in den Briefschlitz gesteckt haben?«
»Hatten noch keine Zeit, nachzusehen. Ich hab einfach alle Post auf den Küchentisch geworfen.«
Auf der Treppe hinter ihm erschien eine Frau. »Was gibt’s, Joseph? Wieso stehst du da an der offenen Tür?«
»Diese junge Dame ist von der Polizei. Möchte uns ein paar Fragen stellen. Siehst du, ich hab doch gesagt, wir sollten uns nicht mit den Hells Angels einlassen, aber nein, du musstest ja deinen Kopf durchsetzen.«
»Mr. Schumacher, vielleicht könnten wir uns ein paar Minuten setzen. Offenbar haben Sie noch nichts davon gehört, und ich fürchte, ich habe schlechte Neuigkeiten für Sie.«
»Wie meinen Sie das?«, fragte Mrs. Schumacher. »Hat es einen Unfall gegeben? Das hat doch nichts mit unserem Sohn zu tun? Oder seiner Familie? Nein, dann hätte uns längst jemand angerufen …«
»Ich glaube nicht, dass es Ihren Sohn betrifft«, sagte Delorme.
»Also, dann kommen Sie doch besser in die Küche.«
Sie gingen hinein und setzten sich alle drei an den Tisch mit Resopalplatte.
»Wer hat alles Schlüssel zu Ihrem Haus am See?«, fragte Delorme.
»Nur wir«, antwortete Mr. Schumacher. »Wir haben jeder einen Schlüssel. Soweit ich weiß, sind wir die Einzigen …«
»Ja, wir sind die Einzigen«, sekundierte seine Frau.
»Und haben Sie das Haus in letzter Zeit irgendjemandem zur Verfügung gestellt? Oder vermietet?«
»Nein, wir vermieten es nicht«, sagte Mr. Schumacher. »Es geht niemand da raus, außer …«
»Außer, wenn wir da sind«, ergänzte Mrs. Schumacher. Sie brachte die Sätze ihres Mannes zu Ende wie bei einem Bühnenstück, das sie zusammen einstudiert hatten.
»Nun, es sind jedenfalls Leute hinausgefahren«, sagte Delorme. »Wir können noch nicht sagen, wann genau, aber in den letzten zwei Tagen waren mindestens drei Menschen in Ihrem Haus. Zwei von ihnen sind jetzt tot.«
Die Schumachers sahen zuerst einander, dann Delorme entgeistert an. »Wollen Sie damit sagen, draußen in unserem Seehaus wären Menschen umgekommen?«
»Ja, Sir.«
Die Schumachers wechselten wieder einen Blick. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll«, erwiderte der Mann. »Wir haben – das ist ja – wir führen ein ganz normales Leben. Es gab nie irgendwelche …«
»Zwistigkeiten«, sagte die Frau. »Keinen Streit.«
»Aber Sie müssen uns sagen«, warf Mr. Schumacher ein, »wer diese …«
»Leute. Opfer.«
»Das wissen wir nicht«, antwortete Delorme. »Wir hatten gehofft, Sie könnten uns vielleicht weiterhelfen.«
»Aber wir brauchen einen Anhaltspunkt. Wir müssen wissen, wie sie …« Mr. Schumacher sah seine Frau an.
»Aussehen«, sagte sie.
»Der Mann ist Ende sechzig. Die Frau etwa Mitte dreißig. Sie trugen beide teure Pelzmäntel.«
»Wir kennen niemanden, auf den das passt«, sagte Mrs. Schumacher. »Niemanden, der Pelze besitzt. Sie sagen, auch der Mann trug einen Pelz?«
»Ja, Ma’am, der Mann auch.«
»So jemanden kennen wir nicht. Jedenfalls nicht, dass ich wüsste.«
»Aber Ihr Haus steht zum Verkauf, oder? Es ist ein Schild aufgestellt. Carnwright Realty?«
»Das stimmt«, erklärte Mr. Schumacher. »Carnwrights Schwiegersohn hat das für uns übernommen. Randall …«
»Randall Wishart«, ergänzte Mrs. Schumacher. »Das ist richtig, Randall haben wir tatsächlich einen Schlüssel gegeben. Ehrlich gesagt, fordern wir zu viel für das Haus – mit Absicht, um ernsthafte Interessenten abzuschrecken. Natürlich weiß Mr. Wishart das nicht. Eigentlich versuchen wir, Michael – unseren Sohn – davon zu überzeugen, wieder hierherzuziehen und es zu kaufen. Er lebt in den Staaten, aber er sagt oft, es zöge ihn wieder hierher.«
»Wer weiß außer Mr. Wishart und Ihrem Sohn noch, dass das Haus leer steht?«, fragte Delorme.
»Na ja, eigentlich jeder, der mit dem Schneemobil dort vorbeikommt«, sagte Mrs. Schumacher.
Für Schneemobile war es in diesem Winter noch zu früh. Das Eis auf dem See war nicht annähernd dick genug.
Dreh- und Angelpunkt des
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