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Eismord

Eismord

Titel: Eismord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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Analysesystems zur Verknüpfung von Gewaltdelikten, in Kanada kurz ViCLAS genannt, ist eine bundesweite Datenbank, die sowohl aufgeklärte wie nicht gelöste Straftaten erfasst und nach dem Modus Operandi sortiert. Da die meisten Mörder nicht daran denken, kleine Kinderreime oder andere Rätselaufgaben am Tatort zu hinterlassen, müssen sich die Ermittler auf Dinge wie die Wahl der Waffe, der Opfer, des Ortes und einige weitere Variablen stützen. Doch bevor der Ermittler oder die Ermittlerin sich von dem System irgendwelche Informationen erhoffen kann, muss er oder sie zunächst ein Formular ausfüllen und darin zahlreiche Fragen zum aktuellen Fall beantworten.
    Als es Cardinal leid war, sich damit herumzuschlagen, brach er zu einem kleinen Besuch bei Carnwright Real Estate auf. Die Familie Carnwright war bereits seit drei Generationen im Immobilienmarkt von Algonquin Bay ein einflussreiches Unternehmen. Lawrence Carnwright, die derzeitige Inkarnation dieser geballten Macht, war eine rührige, prominente Persönlichkeit, ein gutaussehender, weißhaariger Herr, der in den Nachrichten zu Wort kam, wenn eine Meinung über die wirtschaftliche Zukunft der Stadt gefragt war. In jüngster Zeit schien seine Tochter in seine Fußstapfen zu treten.
    Das Büro befand sich in einem gepflegten Haus an der Woodrow, Ecke Sumner, mit einer beidseitig überdachten Terrasse sowie Flügelfenstern und einem gepflegten Rasen. Es erinnerte an ein Filmset aus einer Fernsehserie über eine glückliche Familie – fehlte nur noch eine Schaukel neben dem Haus. Cardinal war ein paar Mal da gewesen, als Larry Carnwright den Verkauf seines Hauses abwickelte.
    Von der Rezeptionistin erfuhr er, dass Randall Wishart das Anwesen der Schumachers betreute. Wishart kam heraus, schüttelte ihm die Hand und führte ihn in ein Büro, in dem schmeichelhafte Fotos von Häusern in Algonquin Bay hingen, die einmal von der Firma Carnwright veräußert worden waren. Da die Firma nur das gehobene Marktsegment betreute, kam auch die Kunst in den Räumlichkeiten nicht zu kurz. Eine gedrungene Inuit-Skulptur, die einen Eisbären darstellte, saß auf einem Bücherregal mit Heftmappen, und ein großes, farbenfrohes Gemälde oder auch ein Druck – Cardinal war sich da nie ganz sicher – nahm eine ganze Wand ein. Darüber hinaus gab es reichlich Fotos von einer blonden Frau mit scharfem Blick – im Skianzug, in einem Liegestuhl am Pool sowie in professionellem Outfit, einem blauen Nadelstreifenkostüm. Sie hatte die erstaunlich blauen Augen der Familie Carnwright geerbt.
    »Nehmen Sie Platz«, sagte Wishart und deutete auf einen Stuhl. Er war der konventionelle, gutaussehende Typ, der irgendwie an einen Politiker erinnerte. Jedes Haar war an seinem Platz. »Kommen Sie in einer polizeilichen Angelegenheit oder wegen eines Hauses?«
    »Sowohl als auch. Ich habe ein paar Fragen zu dem Haus der Schumachers draußen an der Island Road.«
    »Jetzt sagen Sie nicht, dass dort eingebrochen wurde.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Passiert bei Seegrundstücken andauernd – na ja, muss ich Ihnen vermutlich nicht sagen. Gab es einen Einbruch?«
    »Haben Sie die Nachricht heute Morgen im Radio nicht gehört?«
    »Was für eine Nachricht?«
    »Sie sind doch der Makler der Schumachers, richtig?«
    »Ich denke schon.«
    »Sie sind sich nicht sicher?«
    Wishart lächelte. »Na ja, das muss unter uns bleiben, aber die Schumachers sind an einem Verkauf nicht ernsthaft interessiert. Das war mir von Anfang an klar. Ich wollte ein Video von dem Haus machen – das ist Standard bei den Anzeigen im Internet –, aber sie haben es mir nicht gestattet. Ihre Preisvorstellung ist viel zu hoch, und ich hege den Verdacht, dass es in Wahrheit nur ein kleiner Trick ist, um ihre Kinder wieder nach Algonquin Bay zu locken. Hat was mit dem leeren Nest zu tun. Ich hab’s aus Gefälligkeit übernommen – sollten sie sich jemals ernsthaft zum Verkauf entschließen, bin ich ihnen liebend gerne behilflich.«
    »Waren Sie in letzter Zeit mal draußen?«
    Wishart schürzte die Lippen und schüttelte den Kopf. »In letzter Zeit nicht, jedenfalls nicht in den letzten Wochen. Ich fahr wohl besser raus und mach das Schild weg. Lockt offensichtlich Diebe an.«
    Der Schlüssel war nicht wichtig – immerhin war die Hintertür des Hauses aufgebrochen worden –, doch Cardinal fragte trotzdem danach.
    »Ja, ich habe einen Schlüssel. Am besten gebe ich ihn wohl zurück. Das sind nette alte

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