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Eismord

Eismord

Titel: Eismord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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beeinträchtigt meine Arbeit.«
    Ihr Wohnzimmer hatte sie in ein Atelier umfunktioniert; es roch stark nach Farbe, Holz sowie mineralischen Essenzen.
    »Das sieht vertraut aus«, sagte Cardinal und zeigte auf eine Leinwand in riesigem Querformat, die an einer Wand lehnte, eine Fantasiewelt aus Tieren, die mit Hilfe von peitschenschnurförmigen Zungen aneinandergereiht waren. »Ich hab neulich etwas ganz Ähnliches in einem Maklerbüro gesehen, nur waren die Zungen da blau.«
    »Carnwright, möchte ich wetten.«
    »Richtig.«
    »Dann hat sie es ins Büro gehängt? Ich dachte, sie hätte es für ihr Haus gekauft. Na ja, Büro ist wahrscheinlich besser. Da wird es von mehr Leuten gesehen.«
    »Die Rede ist von Laura Carnwright, richtig? Sie hat es bei der Ausstellung in der Macklin Gallery gekauft, richtig?«
    »Ja, das stimmt. Sie ist ein wunderbarer Mensch, mit einer starken Ausstrahlung. Und sie kennt sich aus.«
    »Und Sie kennen natürlich auch ihren Mann.«
    »Nicht wirklich. Laura hat uns bekannt gemacht – aber sie musste ihn vom Büfett loseisen, und soweit ich mich entsinne, war er gleich wieder dort. Ich hatte den Eindruck, dass von den beiden sie die Kunstliebhaberin ist.«
    »Haben Sie ihn mit irgendjemand anderem reden sehen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich hab ihn kaum wahrgenommen.«
    Sie ging die aneinandergereihten Leinwände durch und hielt hier und da inne, um Cardinal ein Gemälde zu zeigen, als sei dies der einzige Zweck seines Besuchs.
    »Diese Ausstellung war unglaublich«, sagte sie. »Ich hab alle drei Bilder verkauft, die ich hängen hatte. Wissen Sie, das ist der schwierige Teil an der Kunst, nicht das Malen, auch nicht das Verkaufen. Schwer ist es nur, sie irgendwo hinzubekommen, wo die Leute sie sehen können. Es sollte mehr solche First-Nations-Ausstellungen geben. Ich meine, das war Weltklasse – für das Büfett haben die wahrhaftig Champlain’s engagiert. Wenn die Leute solche Klasse sehen, wollen sie auch kaufen.«
    Sie hatte eine tiefe, rauchige Stimme, vollkommen anders als die des Teenagers auf Delormes Anrufbeantworter. Man denkt, man hätte eine tolle Spur, und sie zerbröselt einem zwischen den Fingern. Als er schon auf dem Weg zur Tür war, schien Ms. Kish zu dämmern, dass er ihr fast keine Fragen gestellt hatte.
    »War das alles?«, fragte sie. »Ich dachte, Sie arbeiten an einem großen Fall.«
    »Leider Gottes hab ich heute so ’nen Tag, an dem mir jeder Schwung fehlt. Geht Ihnen das auch schon mal so?«
    »Kommt vor. In dem Fall hilft es nach meiner Erfahrung am besten, wenn man sich auf dem Boden einrollt und heult.«
    »Danke«, sagte Cardinal und trat in die Kälte hinaus. »Muss ich auch mal ausprobieren.«

[home]
    18
    S am hegte keinen Zweifel daran, dass Randall sie inzwischen vermisste. Zwei Menschen konnten sich nicht so wie sie berühren, so wie sie lieben, eine solche Leidenschaft und Freude miteinander teilen und dann einfach aufgeben, als wäre nie etwas passiert. Na schön, vielleicht war sie süchtig nach diesen Orgasmen, die er ihr so mühelos bescherte, aber es war nicht nur der Sex. Es waren seine Augen und wie er wegen ihrer braunen Haut dahinschmolz, wie sein bloßer Anblick sie schon über irgendeine Schwelle katapultierte. Niemand konnte nur wegen Sex derart verrückt nach jemandem sein. Er musste sie einfach vermissen.
    Andererseits gab es gewiss eine Menge gute Gründe für ihn, sie nicht anzurufen. Und deswegen stand Sam zitternd, genauer gesagt, zähneklappernd, in einer Telefonzelle auf der anderen Straßenseite gegenüber Carnwright-Immobilien. Trotz der Vlieskapuze hatte ihr Jeansmantel dem eisigen Wind, der vom See in die Stadt herüberblies, nichts entgegenzusetzen, und sie konnte ihre Mutter nicht bitten, den blutverschmierten Parka zu flicken.
    Sam hatte sich etwas früher aus dem Zeichenkurs verdrückt, um vor fünf Uhr hier zu sein.
    Jetzt war es Viertel nach und schon dunkel, und die Autos, die auf der Algonquin an ihr vorüberkrochen, hatten die Scheinwerfer und zweifellos auch die Heizung eingeschaltet, während sie in einer Telefonzelle hockte und darauf wartete, dass die Liebe ihres Lebens erschien. Wenigstens hielt die Zelle ein wenig den Wind ab.
    Ein alter Mann in einem langen, grauen Mantel kam aus dem Haus und stieg in einen protzigen Wagen, der auf dem kleinen Parkplatz neben dem Haus stand. Vielleicht Mr. Carnwright? Ein paar Minuten später erschien, das Handy am Ohr, eine Frau in einem schwarzen Daunenmantel, in dem

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