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Eisnacht

Eisnacht

Titel: Eisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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gesprochen. Eigentlich hat er seine Cousine angerufen, um sich nach ihr zu erkundigen und um nachzufragen, wie sie den Sturm übersteht, wo doch ihr Ofen eine undichte Rauchklappe hat. Dabei ist es ihm rausgerutscht.«
    »Rausgerutscht?«
    Begleys Gebell riss Hawkins aus seiner medikamentös verstärkten Trance und ließ ihn laut aufstöhnen. Harris trat vorsichtshalber einen Schritt zurück. »Seine Cousine bügelt für Mrs Gunn«, erklärte er entschuldigend. »Ich schätze, sie hatte das Gefühl, dass sie es ihnen schuldig ist zu erzählen…« Er kam ins Stottern und verstummte dann unter Begleys vernichtendem Blick.
    »Für wen bügelt Mr Elmers Cousine noch?« Harris war vollkommen unempfänglich für Begleys Sarkasmus. Während der Polizist noch über einer Antwort brütete, wandte er sich an Dutch Burton. »Ich würde gern in Ihrem Büro mit den Gunns sprechen.«
    »Gut, aber ich komme mit.«
    »Was ist mit Ihrem Gesicht?«
    »Ich habe eine Salbe, die ich draufschmieren kann.«
    Sie zogen ab. Im Vorbeigehen warf Begley einen kurzen Blick auf Cal Hawkins' Bett. An zahllosen Schläuchen hängend, war Hawkins in die Bewusstlosigkeit zurückgesackt. Obwohl Begley ihn vor Burton in Schutz genommen hatte, hatte er keinerlei Mitleid mit dem Mann.
    Als sie endlich im Auto saßen und unterwegs waren, sagte Hoot: »Ich dachte, Sie hätten ohnehin vorgehabt, mit den Gunns zu reden, Sir.«
    »Ich wollte sie anrufen, sobald wir das Krankenhaus verlassen.«
    »Warum haben Sie sich da drin dann so aufgeregt?«
    »Ich hatte gehofft, ich hätte sie so weit eingeschüchtert, dass sie begreifen, wie wichtig es ist, die Ermittlungen geheim zu halten. Wir müssen Tierney in Gewahrsam nehmen, ehe die Einheimischen mitbekommen, dass wir ihn suchen.«
    »Sie sehen ja, wie schnell sich Klatsch verbreitet.«
    »Genau das macht mir Sorgen, Hoot. Wenn wir Tierney nicht bald fassen, wird, so fürchte ich, eine Bande von Hohlköpfen, angeführt vom Polizeichef persönlich, die Dinge selbst in die Hand nehmen, weil sie überzeugt sind, dass er Blue ist. Der ungezügelte Volkszorn war in Situationen wie dieser noch jedes Mal stärker als das Gesetz.
    Diese Meute von selbst ernannten echten Kerlen könnte, um ihr Weibsvolk zu schützen, sich auf alte ungeschriebene Regeln berufen. Falls sie Tierney vor uns in die Hände bekommen, kann er von Glück reden, wenn er seine Rechte vorgelesen bekommt, bevor er in seinem eigenen Blut ertrinkt. Wäre das nicht eine Superparty? Die Medien würden sich überschlagen. Sie würden das sofort mit den Einsätzen in Ruby Ridge und Waco vergleichen. Für die Fanatiker von der Anti-Waffen-Bewegung wäre das ein Freudenfest. Und wir würden verflucht noch mal den Arsch vollkriegen.«
    »Ohne dass unsere Fragen beantwortet würden.«
    »Ganz genau. Wo zum Beispiel die fünf Leichen liegen.«
    Sie schwiegen kurz, dann sagte Hoot: »Sie haben gesagt, dass Sie befürchten, die Leute könnten Jagd auf Tierney machen, weil sie überzeugt sind, dass er Blue ist. Und wenn er es nicht ist?«
    Begley zog die Stirn in Falten. »Das macht mir noch mehr Angst.«

Kapitel 20
    Um möglichst viel Wärme in der Hütte zu halten, hatten sie alle Vorhänge zugezogen. Als das Licht ausging, wurde es im Schlafzimmer stockdunkel.
    »Das war zu erwarten«, sagte Tierney.
    Lilly wartete ein paar Sekunden, bis sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, und ging dann ans Fenster, wo sie einen Vorhang zur Seite zog. Die verfrühte Dämmerung draußen lieferte Tierney neue Argumente.
    »Am Spätnachmittag wird es dunkel sein«, sagte er. »Das heißt, uns bleiben nur noch ein paar Stunden Tageslicht. Wenn ich jetzt sofort losgehe, könnte ich es gerade noch bis zum Auto und zurück schaffen.«
    Lilly presste die Handballen auf die Augen. »Ich kann… nicht mehr… streiten.«
    »Dann hör auf. Schließ endlich die Handschellen auf.«
    »Dann bringst… du mich um.«
    »Ich versuche, dein Leben zu retten.«.
    Sie schüttelte den Kopf und holte mühsam Luft. »Ich kann… bezeugen, dass… du Blue bist.«
    »Du kannst überhaupt nichts bezeugen, wenn du erstickst.«
    »Eine Nachricht.«
    »Ach so, ich verstehe. Du hinterlässt eine Nachricht, dass ich Blue bin. Und die legst du so hin, dass sie garantiert gefunden wird.«
    Sie nickte.
    »Wenn es dazu käme, würde ich behaupten, dass du im Sauerstoffmangel unzurechnungsfähig warst und dass du kurz davor überzeugt warst, in unserer Hütte würden Elefanten tanzen. Sie würden

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