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Eisnacht

Eisnacht

Titel: Eisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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verzehrte, sie ganz und gar in Besitz zu nehmen.
    Aber natürlich konnte er aufgrund seiner Bemühungen, an all das nicht zu denken, an nichts anderes denken. Sein Hauthunger nach ihr wurde so übermächtig, dass er irgendwann nachgab und eine Hand unter ihren Pullover schob. Dann schlief er ein.
    Als sie, umschlungen von seinen Armen, erwachte, spürte sie sofort, dass er ebenfalls wach war. Sie setzte sich auf, hielt den Kopf aber verlegen abgewandt.
    »Wir müssen das Feuer schüren.« Mehr sagte er nicht.
    So hoheitsvoll wie möglich kletterte sie von seinem Schoß und ging in die Hocke. Er musste sich beim Aufstehen an der Armlehne hochziehen. Sie bemerkte sein verzerrtes Gesicht und machte eine Bemerkung darüber.
    »Ich bin ein bisschen eingerostet.«
    »Du hättest mich nicht so lang schlafen lassen sollen«, sagte sie. »Das war bestimmt nicht gemütlich für dich.«
    »Ich habe auch geschlafen und bin erst vor ein paar Minuten aufgewacht.«
    »Wie lange haben wir geschlafen?«
    Er sah auf seine Armbanduhr. »Vier Stunden.«
    Vier Stunden! Vier Stunden? Wie konnte sie so lang friedlich in den Armen eines Mannes schlafen, den sie für einen Mörder hielt? Offenbar konnte sie nicht mehr klar denken, nachdem sie dem Tod so nahe gewesen war.
    Er betrachtete sie von Kopf bis Fuß. »Wie geht es dir?«
    »Viel besser. Besser als ich gedacht hätte, wenn ich bedenke, wie schwer der Anfall war.« Sie hielt inne und sagte dann leise: »Ich habe mich noch nicht bei dir bedankt.«
    »O doch.«
    »Nein. Ich hatte einen Nervenzusammenbruch und einen Heulkrampf.«
    »Ich habe die Botschaft trotzdem verstanden.«
    »Aber ich habe sie nicht in Worte gefasst, und das sollte ich tun. Danke, Tierney.«
    »Gern geschehen.« Mehrere Sekunden verstrichen, bevor er sich abwandte und zu dem Barhocker humpelte, an dem er seinen Mantel aufgehängt hatte.
    »Du hinkst immer schlimmer.«
    »Ich habe mir auf dem Weg zum Auto den Knöchel verstaucht. Ich kann von Glück reden, dass ich ihn nicht gebrochen habe.«
    »Was ist denn passiert?«
    »Ich konnte nicht sehen, wohin ich trat und…« Er machte eine Geste, die besagte, dass es nicht wichtig war, wie er sich verletzt hatte. »Das heilt wieder.«
    »War er unter dem Armaturenbrett, wie wir vermutet hatten?« Sie deutete auf den Seidenbeutel auf dem Couchtisch.
    Er schilderte, wie er es doch noch zu ihrem Auto geschafft hatte, nachdem er die Hoffnung schon fast aufgegeben hatte. »Der Wagen war komplett unter dem Schnee begraben und noch dazu vereist. Das reinste Wunder, dass ich die Tür aufbekommen habe.«
    Aber er hatte es geschafft. Am schwersten, erzählte er, war es, der Versuchung zu widerstehen, sich hinzulegen. Er wusste, dass er Gefahr lief, einzuschlafen und zu erfrieren, wenn er ihr nachgab.
    »Als ich endlich im Auto saß, habe ich mir zwanzig Sekunden zum Atemholen gegönnt und mich dann an die Arbeit gemacht. Ich musste den Arm zwischen dem Armaturenbrett und dem Beifahrersitz hindurchquetschen, obwohl der Spalt nur noch ein paar Zentimeter breit war.«
    Erst als er den Arm ganz durchgestreckt hatte, konnte er den Seidenbeutel ertasten. »Ich habe eine Ecke des Stoffes zwischen zwei Finger geklemmt«, erklärte er ihr und demonstrierte es dabei. »Ich hatte Angst, dass ich ihn noch weiter weg und außer Reichweite stoßen würde. Aber dann schaffte ich es, ihn so weit heranzuziehen, dass ich ihn zu fassen bekam.«
    »Und dann musstest du noch den Rückweg überstehen. Mit einer Gehirnerschütterung und einem verstauchten Knöchel.«
    »Hauptsache, ich habe es geschafft.« Er sah in den Kamin. »Wir brauchen mehr Holz, um durch die Nacht zu kommen.«
    »Du willst ohne Schuhe nach draußen gehen?« Er hatte den Mantel übergezogen und ging jetzt barfuß auf die Tür zu. »Ich habe nicht vor, lange draußen zu bleiben.«
    Er trat auf die Veranda und zog sofort die Tür hinter sich zu. Lilly stand schon bereit, um sie aufzureißen, als er mit dem Arm voller Scheite wieder hereinwollte. »Danke.« Während er das Feuerholz auf dem Kaminrand stapelte, sagte er: »Ich habe die Nachricht gesehen, die du am Küchenschrank hinterlassen hast.«
    Sie wusste nicht, was sie darauf antworten sollte, und sagte darum nichts.
    Er stand auf und sah sie an. »Du bist nicht die Einzige, die das glaubt. Ich konnte den Motor deines Autos starten und habe das Radio eingeschaltet, weil ich hoffte, den Wetterbericht zu hören.«
    Sie hatte eine unangenehme Vorahnung.
    »Das FBI sucht schon nach

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