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Eisnacht

Eisnacht

Titel: Eisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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sie.
    »Hast du den Ausdruck noch nie gehört?«
    »Nicht mehr, seit meine Großmutter gestorben ist.«
    »Ich habe ihn auch von meiner Großmutter. Mein Großvater sagte Hurenwäsche dazu. Meine Großmutter hat ihm daraufhin die Leviten gelesen. Sie duldete es nicht, dass er schmutzige Worte gebrauchte, solange ich in Hörweite war.«
    »Und wie oft war das?«
    »Jeden Tag«, antwortete er. »Ich bin bei ihnen aufgewachsen.«
    Während sie das verdaute, verschwand er im Schlafzimmer und kehrte mit Waschlappen und Handtüchern zurück. »Wir haben nur noch zwei Handtücher, auf denen kein Blut ist.«
    »Wie fühlt sich dein Kopf an?«
    »Besser. Die Gehirnerschütterung hat mir ein paar Mal schwer zu schaffen gemacht, als ich da draußen war.« Er nickte zur Tür hin. Dann stippte er den Finger in den Wassereimer. »Ich glaube nicht, dass es noch viel wärmer wird. Hältst du das aus?«
    »Ich dachte, das ist für dich?«
    »Der erste Eimer ist für dich.«
    »Nein danke.«
    Ihre knappe Weigerung ärgerte ihn. »Ich kann im Schlafzimmer warten, bis du mich rufst. Fühlst du dich dadurch vor meinen lüsternen Blicken geschützt?« Dann holte er tief Luft, schüttelte den Kopf und atmete seinen Ärger langsam wieder aus. »Ich dachte, du wolltest dich waschen. Mehr nicht.«
    Mit dem Gefühl, eine verbale Ohrfeige eingefangen zu haben, griff Lilly nach ihrer Handtasche. Unter anderem war eine kleine Plastikflasche mit flüssiger Handseife darin. Sie streckte sie ihm in einer Versöhnungsgeste hin. »Magnolienduft. Für jeden die Hälfte?«
    »Gern. Magnolienduft ist eindeutig besser als das, was ich im Moment ausdünste.« Er trat ins Schlafzimmer, »Lass dir Zeit.«, und schloss die Tür.
    Sie zog sich ganz aus und wusch sich eilig. Sie bekam von Kopf bis Fuß eine Gänsehaut, obwohl sie praktisch direkt am Feuer stand. Ihre Zähne klapperten wie wild. Trotzdem benutzte sie das lauwarme Wasser, den Waschlappen und die Flüssigseife intensiv, bevor sie sich forsch abtrocknete, wieder in die Kleider schlüpfte und die Schlafzimmertür öffnete. »Schon fertig, es ist ein wunderbares Gefühl.«
    Er hatte sich in ein Laken gewickelt, das er vom Bett gezogen hatte, aber er bibberte trotzdem. Eilig zog er die Schlafzimmertür wieder zu. »Für dich ist es da drin zu kalt. Wenn du diese Luft einatmest, könntest du dir den nächsten Anfall einfangen.«
    »Ich habe meine Medizin genommen.«
    »Du gehst da nicht rein«, bestimmte er eigensinnig. »Dass ich dich einmal fast tot gesehen habe, reicht mir, vielen Dank.«
    »Ich möchte nicht, dass du meinetwegen auf dein Bad verzichtest.«
    »Das werde ich auch nicht. Ich habe keine Scheu, mich nackt zu zeigen.«
    Er trug ihr Waschwasser nach draußen, schüttete es weg und füllte den Eimer mit frischem Schnee. Während er darauf wartete, dass der Schnee schmolz und das Wasser wärmer wurde, kramte Lilly in der Küche herum. »Wir haben Töpfe und Pfannen. Glaubst du, wir könnten eine Dose Suppe über dem Feuer warm machen?«
    »Bestimmt.«
    Sie sah über die Schulter und ertappte ihn dabei, wie er auf jene typisch männliche, unerklärliche Weise den Pullover über den Kopf zerrte, bis ihm die Haare zu Berge standen, und erst dann die Arme aus den Ärmeln zog.
    Weil sie ihn nicht mit jener liebevollen Toleranz betrachten wollte, die ihr Geschlecht für die Eigentümlichkeiten des anderen hegt, ging sie ans Wohnzimmerfenster und zog den Vorhang zur Seite. »Vielleicht bilde ich mir das nur ein«, sagte sie »aber ich glaube, es schneit nicht mehr ganz so stark.«
    »Vermutlich hat der Wetterbericht Recht.«
    »Vermutlich.«
    Sie hörte das Klirren, mit dem seine Gürtelschnalle auf dem gemauerten Kaminsims auftraf, als er seine Jeans fallen ließ. Das leise Rascheln von Stoff auf Haut. Das leise Plätschern des Wassers, als er den Waschlappen in den Eimer tauchte.
    Sie setzte die Fingerspitze auf die kalte Glasscheibe und zog eine waagerechte Linie durch die Eisblumen. »Ich glaube nicht, dass einer meiner Anrufe zu Dutch durchgekommen ist.«
    Sie spürte, dass er in der Bewegung innegehalten hatte und sie jetzt reglos anstarrte. Nach ein paar nervenzerreißenden Sekunden hörte sie wieder Wasser plätschern und wusste, dass er sich weiterwusch.
    »Demzufolge hat Dutch nicht von mir gehört, dass du Blue bist. Wenn Dutch dich also nicht dem FBI gemeldet hat, suchen sie dich von sich aus. Warum, Tierney?«
    »Das kannst du sie fragen, wenn sie hier auftauchen.«
    »Ich würde es

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