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Eisnacht

Eisnacht

Titel: Eisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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aber lieber von dir hören.« Er sagte so lange gar nichts, dass sie schon glaubte, er würde sie ignorieren. Doch dann begann er zu sprechen. »Dieses Mädchen, diese Millicent Gunn. Ich kenne sie aus dem Sportgeschäft, in dem sie aushilft. Ein paar Tage - vielleicht auch nur Stunden - bevor sie vermisst gemeldet wurde, habe ich dort Socken gekauft. Höchstwahrscheinlich überprüfen sie jeden, der mit ihr Kontakt hatte.«
    »Haben sie es so im Radio durchgesagt - dass sie jeden überprüfen? Oder war dein Name der Einzige, den sie erwähnt haben?«
    »Vielleicht bin ich der Einzige, den sie noch nicht aufgetrieben haben.«
    Das war eine vernünftige Erklärung, aber wieso klang er so ärgerlich, wenn wirklich nichts weiter dabei war? Außerdem bezweifelte sie, dass sein Name im Radio durchgegeben worden wäre, wenn ihn das FBI nur für eine Routinebefragung gesucht hätte.
    »Wenn ich es nicht geschafft hätte, deinen Namen in den Küchenschrank zu schnitzen, hätte ich ihn auch in die Eisblumen auf den Scheiben schreiben können.«
    Plötzlich ging ihr auf, dass sie genau das getan hatte. Wie ein Schulmädchen, das den Namen des Angebeteten auf ihr Schulbuch schreibt, ohne es überhaupt zu merken, hatte sie seinen Namen in die Eisblumen geschrieben.
    Verlegen und wütend auf sich selbst wischte sie die Buchstaben vom Glas… nur um in dem Schmierwasser, das ihre Hand hinterließ, sein Spiegelbild zu erblicken. Nackt vor dem Feuer, mit feucht glänzender Haut.
    Ihre Lippen teilten sich, und sie schnappte leise nach Luft. Die Lust entflammte ihre Mitte, wo sie tief verborgen geschlummert hatte. Ohne ihren gespannten Blick zu bemerken, bückte er sich und tauchte den Lappen in den Eimer. Er wrang das Wasser aus, ehe er den Lappen auf seine Brust legte und vorsichtig über die schmerzenden Rippen und den flachen Bauch bis in den üppig bewachsenen Schatten zwischen seinen Beinen führte.
    Lilly schloss die Augen und ließ die Stirn gegen das Glas sinken. Das Blut pumpte heiß und schwer durch ihre Adern. Das Dröhnen in ihren Ohren war so laut, dass sie ihn kaum verstand, als er sagte: »Das wäre eine Möglichkeit gewesen. Das Fett in unserer Haut hinterlässt Spuren auf dem Glas, die erst wieder weggehen, wenn das Fenster geputzt wird.«
    Worüber redete er? Ihr wollte es nicht mehr einfallen. Sie hob den Kopf und ließ, um nicht in Versuchung zu kommen, ihn wieder zu beobachten, den Vorhang fallen, bevor sie die Augen aufmachte.
    »Ich bin so gut wie fertig«, sagte er. Sie hörte seine Gürtelschnalle klimpern, als er seine Jeans aufhob. Ein paar Sekunden später sagte er: »Du kannst dich jetzt umdrehen.«
    Als sie sich umdrehte, sah sie ihn nicht direkt an, konnte aber aus dem Augenwinkel beobachten, wie er den Kopf durch den Halsausschnitt des Pullovers zwängte. Sie ging in die Küche. »Ich mache jetzt die Suppe.« Wundersamerweise klang ihre Stimme ganz normal. »Gut. Ich bin hungrig.«
    Er ging nach draußen und leerte den Eimer aus. Bis er zu ihr in die Küche kam, hatte sie die Dosensuppe in einen Topf geschüttet und war dabei, etwas Trinkwasser zuzugeben. »Danke für den Magnolienduft«, sagte er. »Keine Ursache.«
    »Ich bitte dich nur ungern darum, aber könntest du dir noch mal die Wunde auf meinem Kopf ansehen?« Sie sollte ihn berühren? Ausgerechnet jetzt? »Natürlich.« Wie schon vorhin setzte er sich rittlings auf einen Barhocker. Sie trat hinter ihn und teilte sein nasses Haar. Nass? Sein Haar war nass? Er musste den Kopf in den Eimer getunkt haben, zu ihrer unendlichen Beschämung musste sie sich eingestehen, dass ihr Blick kein einziges Mal über seinen Hals nach oben gewandert war.
    »Kein frisches Blut«, sagte sie. »Aber ich sollte die Pflaster wechseln.«
    Sie reinigte die Wunde mit einem Desinfektionsmittel, dann gingen sie das gleiche schmerzhafte Ritual durch wie am Vorabend, indem sie den Klebestreifen des Pflasters in schmale Streifen schnitt und sie anschließend über Kreuz über die Wunde legte. Sie versuchte, die Aufgabe so leidenschaftslos wie nur möglich zu erledigen, aber ihre Bewegungen wirkten tapsig. Mehrmals spürte sie, wie er unter ihr zusammenzuckte, und musste sich entschuldigen, weil sie ihm wehgetan hatte.
    Sie wärmten den Suppentopf über dem Feuer und aßen die Suppe im Schneidersitz auf der Matratze. Weil sie entdeckten, dass sie rasend hungrig waren, machten sie gleich noch eine Dose warm.
    Irgendwann über der zweiten Portion fragte er unvermittelt:

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