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Eisnacht

Eisnacht

Titel: Eisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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wollen.«
    »Scott«, erklärte er väterlich, »Wes braucht mich nicht, um Steroide zu beschaffen. Die bekommt man überall. Wenn ich sie ihm nicht liefere, bezieht er sie woanders her. Herrgott noch mal, er könnte sie im Internet kaufen.«
    »Nicht ohne das Risiko einzugehen, dass man ihm auf die Schliche kommt. Es würde Aufzeichnungen geben. Sie haben es ihm einfach gemacht. Ich bin hier, weil ich will, dass Sie damit aufhören.«
    »Ich nehme an, jetzt folgt ein ›Sonst‹.«
    »Sonst erzähle ich der Aufsichtsbehörde, dass Sie ohne Rezept verschreibungspflichtige Medikamente verkaufen.«
    »Und das kannst du beweisen?«
    »Indem ich den Medizinschrank meiner Mutter ausräume.« Damit traf er ins Schwarze. Zum ersten Mal sah Scott etwas wie Anerkennung in Williams Augen aufleuchten. Er setzte sofort nach. »Falls Sie und mein Dad darüber in Streit geraten, werde ich Sie beide bloßstellen. Er wird nicht mehr als Trainer arbeiten können, und Ihnen wird man die Zulassung als Apotheker entziehen.«
    »Ach, ich glaube nicht, dass du zu so extremen Mitteln greifen würdest.« Seine Stimme erinnerte Scott unangenehm an eine durchs Gras schleichende Schlange. »Die Konsequenzen wären viel, viel zu schwerwiegend.«
    »Ich scheiße auf die Konsequenzen.«
    »Ach ja? Bist du sicher?« William stand auf und schenkte ihm ein melancholisches Lächeln. »Und was ist mit deiner Mutter?«
    Das war der einzige störende Haken, wenn er sich gegen seinen Dad stellte. Wie würde seine Mutter damit fertig, dass der wahre Wes Hamer bloßgestellt würde, dass seine Fassade aus Wichtigtuerei, Verlogenheit und dummem Gequatsche weggerissen würde? Sie würde öffentlich der Lächerlichkeit preisgegeben, das wäre eine Qual für sie.
    Aber Scott sagte sich, dass er auch sie befreien würde, wenn er sich selbst von Wes befreite. Sie wusste ganz bestimmt, dass sein Dad untreu war, und hatte bisher beide Augen zugemacht, um ihre Familie zu schützen oder weil es sie tatsächlich nicht interessierte. Als sie heute Nachmittag von den Steroiden erfahren hatte, hatte sie sich erstmals offen gegen Wes gestellt. Seine Mutter hatte mehr Rückgrat, als die Menschen ihr zutrauten. Vor allem sein Dad.
    »Meine Mom geht Sie nichts an.«
    William betrachtete ihn nachdenklich und ergriff gleich danach Scotts Hand. Angewidert entzog sie Scott seinem Griff. William lächelte schweigend, aber es war kein freundliches Lächeln. Ganz im Gegenteil.
    »Ich möchte dir eindringlich raten, das noch einmal zu überdenken, Scott. Falls du anfängst, Geheimnisse aufzudecken, könntest du dich damit in eine höchst unangenehme Situation bringen. Aufgedeckte Geheimnisse wirken oft wie eine Lawine. Sobald das erste gelüftet ist, folgen unaufhaltsam weitere, und jedes ist größer und destruktiver als die vorigen. Bist du sicher, dass du den Schneeball ins Rollen bringen willst, auch wenn er in deine Richtung rollt?«
    Scott gab sich alle Mühe, seinen Schrecken nicht zu zeigen. Offenbar war er wenig überzeugend, denn William begann leise zu lachen. Leicht vorgebeugt flüsterte er: »Du hast doch ein schmutziges kleines Geheimnis, nicht wahr, Scott?«
    »Nein.«
    »Aber natürlich hast du eines. Es hat mit Millicent zu tun.«

Kapitel 26
    Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.«
    Scott drehte sich um und wollte gehen, aber William packte ihn am Arm und riss ihn zurück. Normalerweise hätte der Drogist keine Chance gegen den Athleten Scott gehabt. Scott hätte ihn zerbrechen können wie einen trockenen Zweig. Aber Williams aggressiver und unerwarteter Vorstoß überraschte ihn so, dass er keinen Widerstand leistete.
    »Dann gestatte, dass ich deutlicher werde, Scott. Ich spreche von Millicents Affäre mit Wes, obwohl das Wort ›Affäre‹ ihren Fickorgien einen irreführend romantischen Unterton verleiht.«
    Das Blut schoss in Scotts Gesicht. »Sie wissen nichts…«
    »O doch, Scott. Ich weiß alles. Du musst wissen, dass dein lieber Dad zwei Dingen nicht widerstehen kann. Zum einen, jede Frau zu ficken, die er bekommen kann. Zum anderen, damit anzugeben. Überraschenderweise, nicht wahr, und eher unvorsichtigerweise hat er nicht begriffen, dass diese beiden Bedürfnisse nicht miteinander zu vereinbaren sind. Es handelt sich um eine faszinierende psychologische Prägung, die man genauer untersuchen sollte.
    Aber ich schweife ab. Wo war ich? Ach ja. Hätte es zwischen ihm und Millicent irgendwelche romantischen Gefühle gegeben, hätte die Geschichte in einer

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