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Eisnacht

Eisnacht

Titel: Eisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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zwei Meilen außerhalb des Stadtzentrums ein. Kleine separate Hütten mit Kochecke, eine Veranda mit Blick auf einen Wasserfall und ein kleiner Privatsee.«
    Begley nickte. Er kannte Ferienmotels, wie Hoot sie beschrieben hatte. In diesem Teil des Staates, wo der Tourismus eine wichtige Einnahmequelle für die kleinen Berggemeinden darstellte, gab es sie zu Hunderten. Die Touristen kamen vor allem, weil man hier so viel unternehmen konnte: Angeln, Wandern, Campen oder Kajakfahren.
    »Dem Manager des Motels zufolge reserviert Mr Tierney regelmäßig die größte Hütte, Nummer acht. Zwei Schlafzimmer, Wohnbereich mit offenem Kamin. Und das halte ich für entscheidend: Er reinigt die Hütte selbst. Ganz gleich, wie lange er bleibt, er holt sich zweimal wöchentlich frische Bettwäsche am Empfang und verzichtet darauf, die Hütte sauber machen zu lassen.«
    »Das sind kaum gerichtsfeste Beweise, Hoot.«
    »Aber komisch ist es schon.«
    Begley kam hinter seinem Schreibtisch hervor und trat an die Staffelei mit der Pinnwand, die Hoot vor ihrer Besprechung in sein Büro gebracht hatte. Darauf waren die Fotos der fünf vermissten Frauen aus der Gegend rund um Cleary angebracht, darunter war alles Wissenswerte über sie zusammengefasst: Geburtsdatum, Führerschein und Sozialversicherungsnummern, Datum des Verschwindens, Personenbeschreibung, Angehörige und Freunde, Interessen und Hobbys, religiöse Orientierung, Ausbildung, Bankkonten und andere Einkünfte - die alle seit der Entführung unberührt geblieben waren -, wo sie zuletzt gesehen worden waren, sowie alle weiteren Angaben, die helfen könnten, die Frauen wiederzufinden, oder auf den Unbekannten hindeuteten, der sie entführt hatte und der in diesem Fall den Codenamen Blue trug.
    »Passt dieser Tierney in das Profil eines Sexualstraftäters?«
    Obwohl noch nicht feststand, dass die Vermissten einem Sexualverbrechen zum Opfer gefallen waren, ging man davon aus, dass sie aus diesem Grund entführt worden waren. »Ja, Sir. Er ist weiß. Mehr oder weniger ein Einzelgänger. War einmal kurz verheiratet. Vor Kurzem geschieden.«
    »Die Exfrau?«
    »Hat wieder geheiratet.«
    »Was wissen Sie über die Ehe und die Scheidung?«
    »Ich habe Perkins darauf angesetzt. Er gräbt noch.«
    »Weiter.«
    »Tierney ist einundvierzig. Hat einen amerikanischen Pass, sein Führerschein wurde in Virginia ausgestellt. Einen Meter neunzig groß. Gewicht fünfundachtzig Kilogramm. Jedenfalls wog er das vor zwei Jahren, als er seinen Führerschein verlängern ließ. Braunes Haar. Blaue Augen. Kein Bart, keine Tattoos oder sichtbare Narben.
    Der Manager des Motels sagt aus, er sei höflich und unkompliziert, und er gibt dem Zimmermädchen ein Trinkgeld, obwohl sie sein Zimmer nicht putzt. Er hat eine Kreditkarte von einer der großen Kreditkartenfirmen. Die er für fast alles verwendet und deren Konto er jeden Monat ausgleicht. Keine uns bekannten Schulden. Kein Ärger mit dem Finanzamt. Er fahrt einen neuen Jeep Cherokee. Mit amtlicher Zulassung und bezahlter Versicherung.«
    »Hört sich nach einem anständigen Bürger an. Einem wahren Prinzen unter den Menschen.«
    Begley wusste genau, dass sich hinter diesem Äußeren und diesem Verhalten auch ein kriminelles, krankes Gehirn verbergen konnte. Während seiner vielen Dienstjahre waren ihm einige äußerst verquere Typen untergekommen.
    Da war die Frau, die sechsfache Witwe war, bevor irgendwer auf den Gedanken kam, diesen bizarren Zufall genauer zu untersuchen. Dass sie ihre Ehemänner umgebracht hatte, und zwar auf unterschiedlichste und höchst einfallsreiche Weise, hatte sie damit entschuldigt, dass sie für ihr Leben gern Beerdigungen arrangierte. Sie war rund wie ein Walross und reizend wie eine Rose. Niemand hätte ihr zugetraut, dass sie einer Stubenfliege ein Haar krümmen könnte.
    Dann war da der Kerl, der jede Weihnachten im örtlichen Einkaufszentrum den Weihnachtsmann gab. Fröhlich, gütig und von allen geliebt, ließ er die Kinder auf seinen Knien sitzen und sich von ihnen erzählen, was sie sich zu Weihnachten wünschten, bevor er sie ermahnte, immer artig zu sein, ihnen eine Zuckerstange schenkte und zuletzt eines von ihnen auswählte, das er erst sexuell missbrauchte und dann zerstückelte, sodass er die einzelnen Körperteile in Weihnachtsstrümpfe stecken und an seinen Mantel hängen konnte. Ho ho ho.
    Begley konnte nichts mehr überraschen, schon gar nicht ein höflicher Frauenmörder, der großzügig Trinkgeld gab und

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