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Eisnacht

Eisnacht

Titel: Eisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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pünktlich seine Rechnungen beglich.
    »Wie sieht es mit Freunden aus?«, fragte Begley. »Hat er jemals irgendwen in seine Hütte mitgenommen?«
    »Niemanden. ›Der is' lieber für sich ganz allein da drin‹ , um Mr Gus Elmer, den Motelbesitzer, zu zitieren.«
    Begley starrte auf das Bild von Laureen Elliott, der dritten Verschwundenen. Sie fiel durch ihre schlecht sitzende Dauerwelle und ihr süßes Lächeln auf. Ihren Wagen hatte man vor einem Grillrestaurant auf halbem Weg zwischen der Klinik, in der sie als Krankenschwester arbeitete, und ihrem Haus gefunden. Die telefonisch bestellten Grillrippchen hatte sie nie abgeholt.
    »Wo ist dieser Ben Tierney zu Hause?«
    »Die Post lässt er sich in ein Apartment in Virginia zustellen, knapp außerhalb von Washington D.C.«, antwortete Hoot. »Aber dort ist er so gut wie nie. Er ist fast immer auf Reisen.«
    Begley drehte sich um. »Wissen wir auch, warum?«
    Hoot blätterte in dem Papierstapel, den er mitgebracht hatte, und zog eine beliebte Zeitschrift für Freizeit und Sport heraus. »Seite siebenunddreißig.«
    Begley nahm ihm die Zeitschrift aus der Hand, blätterte zur entsprechenden Seite und blickte auf einen Artikel über eine Raftingexkursion auf dem Colorado River.
    »Er ist freier Autor«, erklärte Hoot. »Unternimmt Abenteuerreisen oder -urlaube, schreibt dann darüber und verkauft die Artikel anschließend an verschiedene Zeitschriften, die diesen Markt bedienen. Klettern, Bergsteigen, Paragliding, Tauchen, Hundeschlittenrennen. Was man sich nur denken kann, er hat's gemacht.«
    Illustriert wurde der Artikel von einem Farbfoto zweier Männer, die auf einem felsigen Flussufer standen und hinter denen schäumendes Wasser hochspritzte. Einer der Männer war stämmig und bärtig und eindeutig kleiner als einen Meter neunzig. Unter dem Foto wurde er als Floßführer bezeichnet.
    Der zweite lächelnde Floßfahrer entsprach genau Tierneys Personenbeschreibung. Ein breites, strahlendes Lächeln in einem mageren, sonnengegerbten Gesicht. Windzerzaustes Haar. Waden fest wie Baseballschläger. Genau definierte Armmuskeln. Waschbrettbauch. Michelangelos David in Bermudashorts.
    Begley sah Hoot finster an. »Wollen Sie mich verflucht noch mal verscheißern? So einem Mann schmeißen die Weiber doch ihre Höschen hinterher.«
    »Ted Bundy war auch als Weiberheld bekannt, Sir.« Begley musste ihm schnaubend Recht geben. »Wie sieht es mit Frauen aus?«
    »Beziehungen?«
    »Und auch sonst.«
    »Seine Nachbarn in Virginia kennen ihn kaum, weil er praktisch nie zu Hause ist, aber sie haben übereinstimmend ausgesagt, sie hätten nie eine Frau in seiner Wohnung gesehen.«
    »Bei einem gutaussehenden Junggesellen wie ihm?«, fragte Begley.
    Hoot zuckte mit den Achseln. »Vielleicht ist er schwul, allerdings deutet nichts darauf hin.«
    »Vielleicht hat er irgendwo eine kleine Geliebte«, schlug Begley vor.
    »Falls ja, dann haben wir keinen Hinweis darauf gefunden. Keine langfristigen Beziehungen. Und übrigens auch keine kurzfristigen. Aber wie gesagt, er reist viel. Vielleicht sucht er sich seine, äh, Abenteuer, wann und wo es gerade geht.«
    Begley grübelte darüber nach. Serienvergewaltiger oder Frauenmörder pflegten oder unterhielten nur selten gesunde, langfristige Beziehungen. Im Gegenteil, normalerweise wurden sie von einem intensiven Hass gegen alle Frauen getrieben. Je nach Veranlagung des Täters konnte diese Feindseligkeit latent bleiben und kaschiert werden, oder der Betreffende stand offen dazu. So oder so äußerte sie sich irgendwann in Gewaltakten gegen das andere Geschlecht.
    »Okay, Sie haben mein Interesse geweckt«, sagte Begley. »Aber ich hoffe, dass Sie noch mehr für mich haben.«
    Hoot wühlte wieder in seinen Papieren. Schließlich fand er das gesuchte Blatt und erklärte: »Das ist ein Auszug aus Millicent Gunns Tagebuch. ›Heute B.T. wiedergesehen. Zum zweiten Mal in drei Tagen. Er ist voll scharf. Und immer voll nett zu mir.‹ Das voll ist unterstrichen, Sir.
    ›Ich glaube, er mag mich. Redet jedes Mal mit mir, obwohl ich so fett bin.‹ Diesen Eintrag hat sie drei Tage vor ihrem Verschwinden verfasst. Ihre Eltern behaupten, keiner ihrer Freunde hieße B.T. Sie kennen niemanden mit diesem Namen oder mit diesen Initialen.«
    »Fett?«
    »Tatsächlich leidet Miss Gunn an Anorexie und Bulimie.«
    Begley nickte, denn er hatte die Krankenakte über ihren Klinikaufenthalt im vergangenen Jahr gelesen. »Wo hat sie diesen B.T. zweimal in drei

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