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Eisnacht

Eisnacht

Titel: Eisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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folgen.«
    »In der Dunkelheit?«
    »Im Nachhinein war es wohl nicht die klügste Entscheidung. Aber das wäre kein Problem gewesen, wenn der Sturm nicht so schnell aufgezogen wäre.«
    »Ich habe das auch falsch eingeschätzt. Ich bin dummerweise eingeschlafen und…« Sie verstummte, weil ihr aufgefallen war, dass er hektisch blinzelte, als müsste er einen Schwindelanfall abwenden. »Werden Sie gleich wieder ohnmächtig?«
    »Vielleicht. Diese verdammten Schwindelanfälle.«
    Sie stand auf und legte die Hände auf seine Schultern. »Lehnen Sie sich zurück, und legen sich hin.«
    »Wenn ich ohnmächtig werde, müssen Sie mich aufwecken. Nach einer Gehirnerschütterung sollte man nicht einschlafen.«
    »Ich verspreche, dass ich Sie wach halten werde. Legen Sie sich hin.«
    Er wollte immer noch nicht. »Dann mache ich Ihr Sofa blutig.«
    »Ich glaube nicht, dass das etwas ausmacht, Mr Tierney. Außerdem ist es nicht mehr mein Sofa.«
    Er gab sich geschlagen und ließ sich von ihr nach unten drücken, bis sein Kopf auf dem Polster lag.
    »Okay so?«
    »Besser, danke.«
    Sie setzte sich aufs andere Sofa und wickelte sich, weil ihr selbst in ihrem Mantel kalt war, in die gestrickte Überdecke.
    Tierney hatte zwar die Augen geschlossen, aber er fragte: »Nicht mehr Ihr Sofa? Dass die Hütte zu verkaufen ist, habe ich gehört. Hat das geklappt?«
    »Der Vertrag wurde gestern geschlossen.«
    »Wer hat sie gekauft? Jemand von hier?«
    »Nein, ein pensioniertes Paar aus Jacksonville, Florida, das hier oben den Sommer verbringen möchte.«
    Er schlug die Augen auf und sah sich im Wohnraum um. Die Hütte war technisch auf dem neuesten Stand, aber vom Baustil und der Einrichtung her war sie rustikal, wie es zu den umgebenden Bergen passte. Die eher altmodischen Möbel waren übergroß und gemütlich und wirkten äußerst bequem.
    »Die beiden haben sich einen tollen Zweitwohnsitz gekauft.«
    »O ja.« Sie sah sich im Raum um und schätzte die Stabilität der Mauern ab. »Hier sind wir sicher, oder? Bis nach dem Sturm, meine ich.«
    »Woher kommt das Wasser?«
    »Aus einem Reservoir, das auf einem Plateau zwischen der Hütte und dem Ort liegt.«
    »Hoffentlich sind die Rohre noch nicht eingefroren.« Sie stand auf und ging um die Theke, die den Wohnbereich von der Küche trennte. »Wir haben Wasser«, verkündete sie, als es aus dem Hahn sprudelte. »Haben Sie etwas, worin wir es auffangen können?«
    »Die Töpfe waren beim Verkauf eingeschlossen.«
    »Dann sollten wir jeden Topf und jede Pfanne mit Wasser füllen. Wir müssen so viel Trinkwasser wie möglich sammeln, bevor die Rohre zufrieren. Zum Glück hatten Sie was zu essen dabei. Verhungern werden wir nicht.«
    Sie fand einen Bräter, den sie nur ein einziges Mal an Thanksgiving benutzt hatte, und stellte ihn unter den Wasserhahn in die Spüle. Als sie in den Wohnbereich zurückkam, deutete sie zum Kamin hin. »Auf der Veranda ist Feuerholz gestapelt.«
    »Schon, aber mir ist beim Reingehen aufgefallen, dass das meiste davon feucht ist und dass die Scheite nicht gespalten wurden.«
    »Sehr gut beobachtet.«
    »Ich habe die Gabe, Details schnell wahrzunehmen.«
    »Das ist mir aufgefallen.«
    »Wann?«
    »Wann?«, wiederholte sie.
    »Wann ist Ihnen aufgefallen, dass ich die Gabe habe, Details schnell zu registrieren? Heute Abend oder im letzten Sommer?«
    »Beide Male, schätze ich. Wenigstens unterbewusst.« Sie fragte sich, welche Details seine scharfen blauen Augen wohl an ihr wahrgenommen hatten, und zwar heute Abend und an jenem Junitag.
    »Warum haben Sie ihn angerufen?«
    Seine barsche Frage schien völlig aus dem Zusammenhang gerissen. Aber das war sie nicht wirklich. Sie sah auf ihr Handy, das sie auf den Couchtisch gelegt hatte, jederzeit griffbereit, falls es läuten sollte.
    Ohne ihr Zeit zum Antworten zu lassen, sagte er: »Ich habe gehört, Sie haben sich scheiden lassen.«
    »Stimmt.«
    »Warum haben Sie ihn dann angerufen?«
    »Dutch ist inzwischen Polizeichef von Cleary.«
    »Das habe ich auch gehört.«
    »Er muss sich um alle Notfälle kümmern, die während des Sturms auftreten. In seiner Position kann er uns so bald wie möglich Hilfe schicken.«
    Er grübelte ein paar Sekunden über ihre Antwort nach und sah dann zur Tür. »Heute Abend kommt niemand mehr hier hoch. Das ist Ihnen doch klar?«
    Sie nickte. »Ich glaube, bis morgen früh sind wir auf uns allein gestellt.« Um ihre plötzliche Nervosität zu überspielen, schob sie die Hände tief in die

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