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Eisnacht

Eisnacht

Titel: Eisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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würde sie die Vorstellung, mit ihm von der Welt abgeschnitten zu sein, wahrscheinlich nicht so flatterig machen. Hätten sie jenen Tag am Fluss im letzten Sommer nicht erlebt, wäre es ihr vielleicht nicht so peinlich, so eng mit ihm zusammen zu sein. »Läuft das Wasser noch?«
    Sie schreckte hoch, als sie seine Stimme hinter ihrer Schulter hörte.
    »Ja, zum Glück.« Sie wandte sich von der Spüle ab, in der sie einen weiteren Topf mit Wasser füllte. Tierney drückte ein Handtuch gegen seinen Hinterkopf. »Wie geht's?«
    »Als das Wasser drübergelaufen ist, hat es richtig wehgetan, auch weil das Wasser so kalt ist. Aber ich glaube, die Kälte hat die Wunde schließlich betäubt.« Er zog das Handtuch herunter. Es war zwar blutig, aber längst nicht so sehr wie das erste. »Die Blutung hat auch nachgelassen. Macht es dir was, einen Blick auf die Wunde zu werfen?«
    »Ich wollte gerade darauf bestehen.«
    Er setzte sich verkehrt herum auf einen Barhocker. Sie legte das Erste-Hilfe-Set auf die Theke, stellte sich hinter Tierney und teilte nach kurzem Zögern die Haare knapp unter dem Wirbel.
    »Und?«, fragte er.
    Es war ein breiter, langer, tiefer Schnitt. Ihrem unerfahrenen Blick nach sah er ziemlich übel aus. Sie pfiff leise durch die Lippen.
    Er lachte kurz auf. »So schlimm?«
    »Du kennst doch diese überreifen Melonen mit geplatzter Schale?«
    »Autsch.«
    »Rundherum ist alles angeschwollen.«
    »Ja, das konnte ich spüren, als ich das Blut abgewaschen habe.«
    »Ich würde sagen, dass du mindestens ein Dutzend Stiche gebrauchen könntest.« Er hatte das blutfleckige Handtuch über die Schultern gelegt. Sie hob einen Zipfel hoch und betupfte zaghaft die Wunde. »Immerhin kommt das Blut nicht mehr in Stößen. Es tröpfelt nur noch.«
    In dem Set waren nur vier einzeln verpackte Desinfektionspäckchen. Lilly riss eines davon auf und zog ein Gazeläppchen heraus, das mit einer antibakteriellen Lösung getränkt war. Es war kaum größer als ein Salzcracker. Doch wenn der Geruch auf die Stärke der Lösung schließen ließ, würde es wehtun. Bei dem Gedanken, damit über eine offene Wunde zu streichen, schlug ihr Magen Purzelbäume.
    »Mach dich auf was gefasst«, sagte sie, ohne genau zu wissen, ob sie damit sich oder Tierney meinte.
    Er packte die Rückenlehne des Barhockers und legte das Kinn auf die verschränkten Handrücken. »Ich bin bereit.«
    Aber als sie mit dem Stoff das offene Fleisch berührte, zuckte er doch zusammen. Leise zischend holte er Atem. In der Hoffnung, ihn ablenken zu können, begann sie zu reden. »Es überrascht mich, dass du keine Erste-Hilfe-Ausrüstung in deinem Rucksack hast. Als erfahrener Wanderer.« Er hatte den Rucksack auf den Boden fallen lassen, sobald sie die Hütte betreten hatten, und ihn seither nur einmal berührt, um ihn mit dem Fuß unter einen Beistelltisch zu schubsen, wo er nicht weiter störte.
    »Ein schwerwiegender Fehler. Beim nächsten Mal habe ich garantiert was dabei.«
    »Hast du sonst noch was in deinem Rucksack?«, fragte sie. »Wie zum Beispiel?«
    »Irgendwas Brauchbares?«
    »Nein, ich hatte heute nur das Nötigste mit. Einen Müsliriegel. Eine Flasche Wasser. Beides ist aufgebraucht.«
    »Warum hast du ihn dann nicht im Auto gelassen?«
    »Verzeihung?«
    »Deinen Rucksack. Warum hast du ihn mitgenommen, wenn nichts Brauchbares darin ist?«
    »Ich will wirklich nicht wie eine Memme klingen«, sagte er, »aber bist du bald fertig? Das brennt wie die Hölle.«
    Sie pustete sacht auf die Wunde, richtete sich dann wieder auf und nahm sie noch einmal in Augenschein. »Ich habe sie mit Desinfektionsmittel gesäubert. Sie sieht ziemlich böse aus.«
    »Sie fühlt sich auch böse an.« Er griff nach dem Erste-Hilfe-Set und inspizierte den mageren Inhalt. »Ich würde mit dir um die Aspirin-Tabletten knobeln.«
    »Sie gehören dir.«
    »Danke. Hast du vielleicht eins von diesen kleinen Nähsets? Wie so ein Streichholzbrief. Für Notfälle wie einen abgerissenen Knopf?«
    Ihr Magen krampfte sich zusammen. »Darum darfst du mich nicht bitten.«
    »Worum?«
    »Dass ich die Wunde zunähe.«
    »Du würdest das nicht tun?«
    »Ich habe kein Nähset.«
    »Dein Glück. Und eine Nagelschere?«
    »Die schon.«
    Während er die zwei Aspirin schluckte, holte sie ihr Schminktäschchen aus der Handtasche und förderte eine winzige Schere zutage.
    »Gut«, sagte er. »Übrigens ist der Topf voll.«
    Sie tauschte den Kochtopf unter dem Wasserhahn gegen einen Plastikkrug

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