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Eisnacht

Eisnacht

Titel: Eisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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suchen.« Hoot war klar, dass er damit seine eigene zwanghafte Ordnungsliebe als krankhaft bezeichnete.
    »Richtig. Aber das hier. Gottverdammt«, sagte Begley. »Hier sieht's aus wie im Zimmer meines ältesten Sohnes. Wer ist dieser Tierney? Ein verfickter Psycho oder genau das, was er zu sein erscheint? Ein ganz normaler Typ, der gern rausgeht und keine Wichshefte braucht, um sich einen runterzuholen?«
    Es war eine rhetorische Frage. Was nur gut war, denn dass Begley Pornos als »Wichshefte« bezeichnet hatte, hatte Hoot die Sprache verschlagen.
    Die Schranktür stand offen. Begley warf einen Blick hinein. »Freizeitsachen, aber Qualitätsware«, bemerkte er, nachdem er mehrere Labels überprüft hatte.
    »Das zeigt auch seine Kreditkartenabrechnung«, sagte Hoot. »Er kauft nicht beim Discounter.«
    Begley drehte sich auf dem Absatz um und marschierte aus dem Zimmer. Er stapfte durch den Wohnbereich und zog die Tür zum zweiten Schlafzimmer auf. Kaum war er ins Zimmer getreten, da blieb er wie angewurzelt stehen. »Da haben wir's. Hoot!«
    Hoot kam angelaufen und blieb hinter ihm in der Tür stehen. »O Mann«, sagte er halblaut.
    Bilder von allen fünf Vermissten hingen an der Wand über einem Tisch, dem Esstisch, wie Hoot erkannte, der eigentlich in der Kochecke stehen sollte. Ihm war bis zu diesem Augenblick nicht aufgefallen, dass er fehlte.
    Auf dem Tisch standen ein PC und eine Schatzkiste voller Beweise in Form von gedrucktem Material. Ausgeschnittene Zeitungsberichte über die vermissten Frauen aus dem Cleary Call und aus allen möglichen Zeitungen, die zum Teil sogar aus Raleigh oder Nashville stammten. Einige Passagen waren mit farbigem Filzstift angestrichen.
    Gelbe Notizkarten enthielten gekritzelte Anmerkungen, zum Teil durchgestrichen, zum Teil unterstrichen oder anderweitig als erinnernswert oder überprüfungswürdig markiert. Es gab fünf Ordner, einen für jede der jungen Frauen. Sie enthielten Seiten mit handgeschriebenen Notizen, weitere Artikel und Fotos, die auf den Vermisstenplakaten oder in den Medien abgebildet worden waren.
    Jedes Mal, wenn der unbekannte Täter erwähnt wurde, war die Passage mit einem blauen Marker hervorgehoben.
    Begley deutete auf so eine Stelle. »Blau.«
    »Das ist mir auch aufgefallen, Sir.«
    »Seine persönliche Farbe.«
    »So sieht es aus.«
    »Schon seit er Torrie Lambert geschnappt hat.«
    »Ja, Sir.«
    »Der Computer…«
    »Ist ohne jeden Zweifel mit einem Passwort gesichert.«
    »Glauben Sie, Sie können es knacken, Hoot?«
    »Ich werde es jedenfalls probieren, Sir.«
    »Okay, keine Bewegung, wenn ihr kein Loch im Kopp kriegen wollt.« Die Stimme rasselte wie ein Zementmischer. »Hände hoch in die Luft und dann ganz langsam umgedreht.«
    Begley und Hoot folgten der Aufforderung und blickten überrascht in die Zwillingsmündung einer doppelläufigen Schrotflinte.
    Hoot sagte: »Hallo, Mr Elmer. Erinnern Sie sich an mich? Charlie Wise?«
    Gus Elmer stand mitten im Raum und hielt die Flinte auf Brusthöhe. Als Hoot ihn mit Namen ansprach, kniff er die Augen zusammen, um besser sehen zu können. Sein Gesicht war rot und faltig wie eine Kakifrucht, die zu lang in der Sonne gelegen hat. Aus der zerschlissenen, mottenzerfressenen Skimütze auf seinem Kopf ringelten sich in langen Strähnen zottelige Haare, die das gleiche schmutzige Weiß zeigten wie der buschige Bart. Kautabakflecken umrahmten die Lippen, die sich plötzlich zu einem Lächeln teilten, bei dem die bis auf drei vereinzelte Zähne nackte Mundhöhle zu sehen war.
    »Allmächtiger! Ich hätte Sie umbringen können!« Er senkte die Flinte. »Sind Sie hier, weil Sie Mr Tierney seinen Preis übergeben wollen?«
    Hoot musste kurz überlegen, bis ihm die Lüge wieder einfiel, die er zusammengesponnen hatte, um sein Interesse an Tierney zu erklären. »Äh, nein. Das ist hier Special Agent in Charge Begley. Wir…«
    »Gus? Bist du da drin?«
    »O Kacke«, sagte Gus Elmer. »letzt hab ich schon die Polizei gerufen. Ich dachte, da klaut wer Mr Tierneys Zeug, solange er nicht da ist.«
    Begley gab einen halblauten Schwall an Flüchen von sich.
    Der alte Mann drehte sich um und winkte den Polizisten herein, der den Kopf durch die Tür gesteckt hatte. Die Pistole in der Hand, musterte er neugierig die FBI-Agenten. »Sind das die Einbrecher?«
    »Wir sind keine Einbrecher.« Hoot konnte Begley anhören, dass er die Nase voll hatte und die Situation, die ihm so unvermittelt entglitten war, schnellstmöglich

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