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Eisnacht

Eisnacht

Titel: Eisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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ist.«
    »Es tut mir leid.«
    »Wofür entschuldigst du ich?«
    »Kummer macht die meisten Menschen verlegen.«
    »Andere Menschen vielleicht. Mich nicht.«
    Sie sah ihn neugierig an. »Wieso?«
    »Ich finde es bewundernswert, wie du versucht hast, ihn zu besiegen.«
    »Nicht immer erfolgreich.«
    »Aber das Wichtigste ist, dass du nicht aufgegeben hast.« Er sagte nicht wie dein Mann, aber sie hörte es heraus.
    »Selbst wenn dem so ist, will sich niemand mit einem Trauerkloß abgeben«, sagte sie.
    »Ich bin noch hier.«
    »Weil du nicht wegkannst. Wir sitzen hier fest, hast du das vergessen?«
    »Ich beschwere mich nicht. Im Gegenteil, ich muss dir etwas gestehen. Ich bin froh, dass wir beide allein und vom Rest der Welt abgeschnitten sind.« Seine Stimme senkte sich. »Dieses Gespräch hat mit einer Frage begonnen.«
    »Nein, ich werde nicht mit dir schlafen.«
    »Hör mich erst an, Lilly. Wir würden Wärme sparen und vielleicht sogar welche erzeugen, wenn wir uns zusammen unter einen Stapel Decken kuscheln. Unsere gemeinsame Körperausstrahlung würde uns wärmen.«
    »Hmm, ich verstehe. Du schlägst das ausschließlich aus praktischen Erwägungen vor.«
    »Nicht ausschließlich. Zu fünfundsiebzig Prozent.«
    »Mir machen die anderen fünfundzwanzig zu schaffen.«
    Er streckte die Hand aus und griff ihre Handsträhne, aber anders als vorhin im Auto ließ er sie nicht wieder los. Stattdessen zwirbelte er sie zwischen den Fingern. »Ich habe dich vom ersten Tag an begehrt. Warum sollten wir Zeit mit spitzfindigen Diskussionen verschwenden, wenn ich hundertprozentig sicher bin, dass du das von Anfang an gewusst hast? Ich will dich unter mir spüren.
    Aber - und das ist wichtig - es wird nichts passieren, bis ich weiß, dass du es auch willst. Solange beschränke ich mich strikt aufs Kuscheln.« Er spreizte die Finger, beobachtete, wie ihre Haare hindurchglitten, und sah sie dann wieder an. »Ehrenwort.«
    Sie schaute ihm in die Augen, hörte die Aufrichtigkeit in seiner rauen Stimme und wusste, dass er sein Wort halten würde. Nun ja, wenigstens halbwegs. Das war ein beängstigend erotisches Bekenntnis gewesen.
    Nur der Situation traute sie nicht. Sie versuchte sich vorzustellen, wie sie und Tierney, noch dazu halb entkleidet, einander in den Armen hielten, Wärme spendeten und dabei auf alle sexuellen Erkundungen oder Experimente verzichteten. Wem konnte er etwas vormachen? Sich selbst vielleicht, aber ihr bestimmt nicht.
    Nicht dass der Himmel einstürzen würde, wenn sie sich hinreißen ließe. Ihre sinnlichen Impulse gaben eindeutig grünes Licht. Andererseits kannte sie ihn… wie lange? Den Tag am Fluss eingeschlossen, hatte sie insgesamt etwa fünfzehn Stunden mit ihm verbracht. Selbst in diesem Zeitalter sexueller Ausschweifungen und spontaner Bedürfnisbefriedigung ohne einen Gedanken an mögliche Konsequenzen war das ein bisschen zu schnell für sie.
    Im Grunde wusste sie über ihn nur, dass er ein guter Zuhörer war und unterhaltsame, präzise Zeitungsartikel schrieb. War sie bereit, körperlich mit einem Mann intim zu werden, den sie so wenig kannte? Jüngere Frauen würden sie vielleicht für altmodisch, prüde und feige halten. Sie hielt sich lieber für klug und vorsichtig.
    »Nein, Tierney. Die Antwort lautet nein.«
    »Na gut.« Er lächelte schief. »Ehrlich, wären die Rollen vertauscht, würde ich mir auch nicht trauen.« Er stand auf. »Also Plan B. Wir schließen alle Belüftungsschlitze im Schlafzimmer und Bad, verriegeln diese Räume komplett und bleiben hier drin, wo wir eine kleine Wärmequelle haben.
    Ich könnte die Matratze vom Bett ziehen und sie vor den Kamin legen. Ich würde auf dem Sofa schlafen, sichere anderthalb Meter von dir entfernt. Aber wenn dir das immer noch zu nah ist, würde ich das natürlich verstehen.«
    Sie stand auf und klopfte sich den Hosenboden ab. »Plan B klingt gut.«
    »Da bin ich froh. Ich mache mich sofort ans Werk.« Er ging los in Richtung Schlafzimmer.
    »Tierney?«
    Er blieb stehen und drehte sich um.
    »Danke, dass du meine Entscheidung widerspruchslos akzeptiert hast. Du bist wirklich schrecklich nett.«
    Er sah sie mehrere Herzschläge lang an und kehrte dann in zwei langen Schritten zu ihr zurück. »O nein, so nett bin ich nicht.«

Kapitel 13
    Haben Sie jemals das Buch Jeremia gelesen, Hoot?«
    »Jeremia? Nein, Sir. Jedenfalls nicht ganz. Höchstens ausgewählte Verse.«
    SAC Begley klappte die Bibel zu. Er hatte während der letzten zehn Meilen

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