Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eisnacht

Eisnacht

Titel: Eisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
Vom Netzwerk:
Quartett von staubigen, durstigen Männern wohlbehalten in die Lobby des Hilton Hotels im Zentrum von Bagdad spaziert.
    Die Geschichte war jedes Mal, wenn sie erzählt wurde, ausgeschmückt worden, aber Hoot hatte keinen Zweifel, dass sie im Kern wahr war. Begley war die Rechtschaffenheit in Person, trotzdem hatte er die Gerissenheit und den Witz eines Falschspielers.
    Er hatte dem jungen Harris nichts von Bedeutung verraten, dafür aber dessen Ego geschmeichelt, indem er ihn in ihre »unerhört wichtige und äußerst sensible Angelegenheit« einbezogen hatte, und auf diese Weise geschickt überspielt, dass sie keinen Durchsuchungsbefehl hatten und im Grund auf frischer Tat bei einem Einbruch erwischt worden waren.
    Begley hatte außerdem betont, dass Harris sich auf der Stelle mit seinem Chef in Verbindung setzen sollte, wodurch er ihn effektiv losgeworden war und Zeit gewonnen hatte, Gus Elmer unter sechs Augen zu befragen.
    »Ich hätte wirklich gern einen Kaffee, Sie nicht auch, Hoot?«, fragte er unvermittelt. »Mr Elmer, dürften wir möglicherweise Ihre Gastfreundschaft in Anspruch nehmen?«
    »Haben Sie auch Kaffee?«, übersetzte Hoot Begleys Worte.
    »Oh, sicher. In der Rezeption. Da ist es auch wärmer. Passen Sie bloß auf. Diese Stufen sind glitschig wie Rotze an der Türklinke.«
    Ein paar Minuten später saßen sie in Schaukelstühlen mit Speichenlehnen vor einem knisternden Feuer. Der tauende Schnee in Hoots Schuhen schmolz, seine Füße wurden unangenehm kalt und nass. Er hielt sie so dicht ans Feuer wie möglich.
    Die Kaffeebecher, die Gus Elmer ihnen reichte, waren genauso angeschlagen und fleckig wie seine drei Zähne, aber der Kaffee war brühend heiß, stark und köstlich. Andererseits schmeckte er vielleicht nur so gut, weil sich Hoot so sehr danach gesehnt hatte.
    Obwohl er dem FBI liebend gern bei seinen Ermittlungen helfen wollte, konnte ihnen Gus Elmer nicht mehr verraten als das, was Hoot schon aus ihm herausbekommen hatte. Ben Tierney war ein ruhiger, angenehmer Gast, dessen Kreditkartenrechnung immer pünktlich beglichen wurde. Seltsam war höchstens, dass er sich weigerte, das Zimmermädchen in seine Hütte zu lassen, während er dort wohnte. Diese eigentümliche Marotte erklärte sich durch das, was sie im zweiten Zimmer gefunden hatten.
    »Da das sein einziger Tick ist, will ich mich nicht beklagen«, erklärte ihnen Gus. »Wenn ihr mich fragt, ist der Mann der ideale Gast. Die Hütte ist hinterher immer aufgeräumt, er macht das Licht aus, wenn er weggeht, und er steckt den Müll in die Tonne, damit die Bären und Waschbären nicht drankommen. Und wenn er abreist, ist er bis Mittag weg. O ja, Sir, der Mann halt sich an die Regeln.«
    »Das ist ein richtiges Prachtexemplar, Mr Elmer«, bemerkte Begley und deutete dabei auf den ausgestopften Hirschkopf an der Steinwand über dem Kamin. »Haben Sie den geschossen?«
    Für diese Taktik war Begley berühmt. Während einer Befragung streute er hin und wieder einen Kommentar ein, der nichts mit dem Thema zu tun hatte. Seiner Überzeugung nach trug das dazu bei, dass die Antworten spontan blieben. Indem er ganz plötzlich das Thema wechselte, hinderte er den Befragten daran, die nächste Frage zu erahnen und in Gedanken bereits die Antwort zu formulieren. Es war seine Methode, eine ungefilterte Auskunft zu einer sachdienlichen Frage zu erhalten. »Hat Mr Tierney je mit Ihnen über Frauen gesprochen?« Elmer, der bewundernd zu seiner Jagdtrophäe aufgesehen hatte, ließ den Kopf herumrucken und sah Begley verständnislos an. »Frauen?«
    »Ehefrauen, Exfrauen, Freundinnen, Geliebte?« Er senkte die Stimme. »Hat er je was über sein Sexleben durchblicken lassen?«
    Der alte Mann lachte glucksend. »Nicht dass ich mich erinnere, und daran würde ich mich ganz bestimmt erinnern. Einmal hab ich ihn gelöchert, ob die Missus nachkommen würde, da hat er gesagt, nein, weil er nämlich geschieden ist.«
    »Halten Sie ihn für heterosexuell?«
    Der alte Mann klappte den Kiefer nach unten und gewährte ihnen freie Sicht in seinen zahnlosen Schlund. »Wollen Sie damit sagen, er is' andersrum? Der?«
    »Es gibt keinen Grund zu der Annahme, dass er homosexuell ist«, erläuterte Begley. »Aber ist es nicht ein bisschen seltsam, dass ein alleinstehender, gutaussehender Kerl wie er Ihnen gegenüber nie eine Bemerkung über das schönere Geschlecht gemacht hat?«
    Wieder war Hoot beeindruckt. Ohne dass es danach aussah, half Begley Gus Elmers Erinnerung

Weitere Kostenlose Bücher