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Eisnacht

Eisnacht

Titel: Eisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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wieder unter Kontrolle bekommen wollte. Er schob Hoot vor und schloss energisch die Tür zum Schlafzimmer, damit die beiden anderen nicht sahen, was sie gerade entdeckt hatten.
    »Wir sind vom FBI«, fuhr Begley fort, »ich bitte Sie, die Waffen wieder einzustecken, bevor Sie jemanden erschießen, insbesondere mich.«
    Der Polizist war jung, knapp über Mitte zwanzig, wenn Hoot sich nicht sehr täuschte. SAC Begleys markanter und autoritärer Ton flößte ihm Respekt ein. Erst nachdem er die Waffe wieder eingesteckt hatte, fiel es ihm ein, nach ihren Ausweisen zu fragen. Sie zeigten sie vor.
    Zufrieden, dass sie tatsächlich FBI-Agenten waren, stellte er sich selbstbewusst vor. »Harris. Cleary Police Department.« Er tippte an den Schirm seiner Uniformmütze, die mit tauendem Schnee bestäubt war. Seine Uniformhose steckte in hohen Gummistiefeln. Die mit Lammfell gefütterte Lederjacke war dem Anschein nach ein oder zwei Nummern zu klein, weshalb er die Arme nicht anlegen konnte, sie standen leicht vom Körper ab.
    Gus Elmer kratzte sich am Bart und sah Hoot mit großen Augen an. »Sie sind FBI-Agent? Ohne Witz?«
    »Ohne Witz«, antwortete Begley an seiner Stelle.
    »Was woll'n Sie alle hier? Was woll'n Sie denn mit Mr Tierney?«
    »Reden.«
    »Und über was? Wird er gesucht oder was? Was hat er ausgefressen?«
    »Das wüsste ich auch gern«, sagte Harris. »Haben Sie einen Haftbefehl?«
    »Nichts dergleichen. Wir haben nur ein paar Fragen an ihn.«
    »Hm. Fragen.« Harris ließ sich das kurz durch den Kopf gehen und sah sie zweifelnd an. »Haben Sie einen Durchsuchungsbefehl?«
    Offenbar, dachte Hoot, war Harris nicht so unerfahren, wie er wirkte.
    Ohne auf seine Frage einzugehen, fragte Begley: »Ihr Chief heißt Burton, richtig?«
    »Ja, Sir. Dutch Burton.«
    »Wo kann ich ihn finden?«
    »Jetzt gleich?«
    Es war eine so dämliche Frage, dass Begley sie keiner Antwort würdigte. Er kannte keinen anderen Termin als jetzt gleich.
    Als Harris seinen Patzer bemerkte, kam er ins Stottern. »Also, äh, ich habe gerade über Funk gehört, dass der Chief zu Cal Hawkins rüber ist - der hat den einzigen Streulaster im Ort -und ihn auf einen Kaffee in den Drugstore mitnehmen wollte.«
    »Hoot, wissen Sie, wo der Drugstore ist?«, fragte Begley. Hoot nickte. Begley wandte sich wieder an Harris. »Sagen Sie Chief Burton, dass wir ihn in einer halben Stunde dort treffen möchten. Haben Sie das?«
    »Ich werde es ihm sagen, aber er will unbedingt…«
    »Es gibt nichts Wichtigeres als das hier. Richten Sie ihm das aus.«
    »Ja, Sir«, erwiderte Harris. »Was ist mit diesem Durchsuchungsbefehl?«
    »Später.« Begley winkte mit dem Zeigefinger den jungen Polizisten zu sich, der gehorsam angestapft kam. Im Gegensatz zu seiner Jacke schienen seine Stiefel ein paar Nummern zu groß zu sein. Begley beugte sich vor und beschwor ihn eindringlich: »Wenn Sie meine Nachricht an Chief Burton über Funk weitergeben, dann sagen Sie ihm nur, dass wir ihn unbedingt noch heute Morgen treffen müssen. Nennen Sie keine Namen. Haben Sie das verstanden? Es ist eine äußerst wichtige und äußerst sensible Angelegenheit. Diskretion ist das A und O. Kann ich mich auf Sie verlassen?«
    »Absolut, Sir. Ich verstehe.« Er tippte sich wieder an den Mützenschirm und eilte hinaus.
    Als Hoot in das Büro in Charlotte versetzt worden war, hatte er sich gefreut, dass er endlich Gelegenheit bekam, unter dessen gerühmtem Direktor zu arbeiten. Bis zu diesem Fall hatte er Begley nur aus der Ferne zugearbeitet. Dies war das erste Mal, dass Hoot seinen Chef in Aktion beobachten und jene Fähigkeiten analysieren konnte, die ihn unter Kollegen wie Kriminellen zu einer lebenden Legende gemacht hatten. Die Kollegen lernten von ihm. Die Gesetzesbrecher auch, zu ihrem Leidwesen.
    Obwohl Begley nie über seine Dienstzeit im Mittleren Osten sprach, wurde erzählt, dass er durch sein Redegeschick sich und drei weitere Männer davor bewahrt hatte, als Spione gegen Saddam Husseins Regime hingerichtet zu werden. Obwohl sie genau das gewesen waren. Begley überzeugte die Männer, die sie gefangen genommen hatten, dass sie die Falschen erwischt hatten, dass er und seine Kameraden Opfer einer Verwechslung seien und dass die Hölle los wäre, falls sie verletzt, in irgendeiner Weise misshandelt oder gar ermordet werden sollten.
    Fünf Tage nach der Gefangennahme war zum Erstaunen von Kollegen, Diplomaten und Reportern, die sie durch die Bank für tot gehalten hatten, das

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