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Eisnacht

Eisnacht

Titel: Eisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Gartenzaun war zu erkennen. »Fällt die Schule heute doch nicht aus?«
    »Natürlich fallt sie aus. Aber wenn du glaubst, dass du deswegen den ganzen Tag faul auf dem Hintern liegen kannst, hast du dich geschnitten. Aufstehen. Ich warte in der Küche auf dich. Du hast drei Minuten.«
    Wes ließ die Tür offen, um deutlich zu machen, dass Scott keinesfalls wieder einschlafen durfte. Fluchend sackte Scott aufs Kissen zurück. Er bekam nicht mal schneefrei. Jeder andere im Ort durfte heute auf der faulen Haut liegen, aber er nicht, o nein, nicht der Sohn des Sportlehrers.
    Am liebsten hätte er die Decke über den Kopf gezogen. Wenn ihn niemand gestört hätte, hätte er wahrscheinlich den ganzen Tag durchschlafen können. Aber wenn er nicht in drei Minuten in der Küche stand, würde ihn das teuer zu stehen kommen. Ein paar Extraschnarcher waren den Ärger nicht wert.
    Mit einem schlecht gelaunten »Scheiße« warf er die Decke zurück.
    Sein Alter hatte tatsächlich seine Zeit gestoppt. Als Scott in die Küche trat, sah Wes zur Küchenuhr auf und bedachte ihn dann mit einem Blick, der ihm deutlich zeigte, dass er über die Zeit war. Seine Mutter rettete ihn.
    »Morgen, mein Schatz. Speck und Eier oder Waffeln?«
    »Was für dich einfacher ist.« Er setzte sich an den Tisch, schenkte sich ein Glas Orangensaft ein und gähnte ungeniert.
    »Wann bist du gestern ins Bett?«, fragte sein Dad.
    »Weiß ich nicht mehr genau. Du warst noch nicht zu Hause.«
    »Ich war mit Dutch zusammen.«
    »Die ganze Zeit?«
    »Stunden.«
    »Habt ihr es auf den Berg geschafft?«
    Bis Wes ihnen die Ereignisse der vergangenen Nacht geschildert hatte, hatte Dora vor Scott einen Teller mit Speck, zwei Spiegeleiern und zwei Waffeln abgestellt. Er dankte ihr mit einem Lächeln.
    »Das war ein richtiges Abenteuer«, sagte Wes. »Vor allem die Fahrt zu der Beiz, in der wir Cal Hawkins aufgelesen haben. Wir hatten Glück, dass wir da wieder rausgekommen sind, ohne dass wir erschossen wurden oder dass uns ein Trio von Hinterwäldlern in den Arsch gefickt hat.«
    »West«
    Er lachte über die entsetzte Reaktion seiner Frau. »Entspann dich, Dora. Scott weiß längst, dass es so was gibt, oder, mein Sohn?«
    Weil er sich für seinen Vater schämte, hielt Scott den Kopf gesenkt und aß schweigend weiter. Sein Dad hielt es für cool, wenn er in seiner Gegenwart besonders proletenhaft tat, so als wäre er inzwischen ein Teil der Gemeinschaft von Männern, denen solche Privilegien zugestanden wurden. Natürlich war das bloß Getue, denn in jeder anderen Hinsicht wurde er behandelt wie ein Zweijähriger. Es waren nur noch ein paar Monate bis zu seinem neunzehnten Geburtstag, trotzdem wurde ihm ständig gesagt, was er essen, wann er ins Bett gehen und wann er wieder aufstehen musste.
    Er war der älteste Schüler im Abschlussjahrgang. Sein Dad hatte ihn die sechste Klasse wiederholen lassen, aber nicht, weil er durchgefallen, sozial unreif oder in irgendeiner Weise aufgefallen wäre, sondern weil ihm Wes ein fahr extra gönnen wollte, in dem er wachsen und sich entwickeln konnte, bevor er in die Sportmannschaften der Mittelstufe wechselte.
    Zurückgestuft zu werden war eine Demütigung, aber Wes hatte diese Entscheidung gefallt, ohne sie mit Scott oder seiner Mutter abzusprechen, und er hatte ihren Protesten zum Trotz eisern daran festgehalten.
    »Die Scouts der Colleges halten schon in der siebten oder achten Klasse nach neuen Spielern Ausschau«, hatte er gesagt. »Wenn du ein Jahr älter bist, hast du einen Vorteil. Und wer von einer Schule wie unserer kommt, braucht jeden Vorteil, den er nur bekommen kann.«
    Wes traf immer noch die Entscheidungen für ihn. Vor dem Gesetz war Scott inzwischen erwachsen. Er hätte in den Krieg ziehen und für sein Land sterben können, aber seinem Vater konnte er nicht die Stirn bieten. Als hätte Wes seine Gedanken gelesen, sagte er: »Du füllst noch heute diese Bewerbungsformulare aus. Es gibt keine Entschuldigung dafür, noch länger damit zu warten.«
    »Heute treffen sich alle in Garys Haus und hängen ab.« Gary war einer seiner Klassenkameraden. Scott mochte ihn nicht besonders, aber er hatte einen Billardtisch im Zimmer. Den Tag mit Einlochen zu verbringen war entschieden verlockender, als Bewerbungsformulare auszufüllen.
    »Erst machst du die Formulare fertig«, sagte sein Dad. »Diesmal werde ich kontrollieren, ob sie ausgefüllt sind. Nach dem Mittagessen fahre ich dich in die Turnhalle, damit du trainieren

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