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Eisnacht

Eisnacht

Titel: Eisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Keiner hatte gewusst, ob der andere genauso empfand, weshalb sie sich ganz behutsam aufeinanderzubewegt hatten, bis beide ihr sexuelles Interesse stillschweigend als Fakt anerkannt hatten.
    Danach hatten sie nach immer neuen Vorwänden gesucht, um sich gegenseitig über den Weg zu laufen. Ihre Gespräche waren mit Zweideutigkeiten durchsetzt, während sie für Unbeteiligte vollkommen unschuldig und anständig klangen. Falls ihre Blicke sich trafen, und sei es in aller Öffentlichkeit oder im Gedränge, dann telegrafierten sie sich ein unausgesprochenes Begehren zu, bei dem beiden, wie sie sich später gestanden hatten, die Wangen rot und die Knie weich geworden waren.
    Eines Abends hatten sie genau das bekommen, was sie sich unabhängig voneinander gewünscht hatten - Zeit zu zweit. William war auf den Berg gefahren, um in der alten Hütte zu arbeiten, weshalb Marilee keinen Grund gehabt hatte, gleich nach der Schule heimzufahren. Sie war in ihrem Klassenzimmer geblieben und hatte Arbeiten korrigiert, statt sie nach Hause zu schleppen.
    Er hatte ihren Wagen auf dem Lehrerparkplatz bemerkt und war unter dem Vorwand, nach jemandem zu suchen, ins Schulhaus zurückgekehrt.
    Kurz darauf hatte er in der offenen Tür zu ihrem Klassenzimmer gestanden und sie aufgeschreckt, weil sie geglaubt hatte, allein im Gebäude zu sein. Sie spulten ihren höflichen Anstandstext herunter. Er fragte, ob sie denjenigen gesehen hätte, nach dem er angeblich suchte, was sie verneinte, obwohl beide genau wussten, dass die ganze Übung nur Schauspielerei war.
    Er wollte nicht gehen. Sie nahm ihren Hefter in die Hand, studierte ihn, als wäre er eine brandneue, unbegreifliche Erfindung, und stellte ihn dann an denselben Fleck zurück. Er zog seine Jacke aus und legte sie über den Arm. Sie spielte an ihrem Perlenohrring. Sie tauschten Belanglosigkeiten aus.
    Bald fiel ihnen nichts mehr zu reden ein, was nicht völlig banal klang. Trotzdem wollte er nicht gehen. Er blieb da, sah sie sehnsüchtig an und wartete auf ein Signal, das körperliche Verlangen, das beide in Gegenwart des anderen spürten, ausleben zu dürfen.
    Letztendlich überließ er ihr die Initiative. Es stand ihm nicht frei, sich eine Geliebte zu nehmen. Marilee wusste, akzeptierte und ignorierte das. Ein einziges Mal in ihrem Leben würde sie selbstsüchtig das nehmen, was sie sich wünschte, ohne sich darum zu scheren, was andere davon hielten. Pfeif auf die Konsequenzen.
    Wenn sie in ihrem Leben je kühn gewesen war, dann in dem Moment, in dem sie ihn fragte, ob er mit ihr ins Lehrmittellager gehen und einen Karton Bücher holen würde, den sie im Klassenzimmer brauchte. »Meine Fünftklässler fangen nächste Woche mit der Lektüre von Ivanhoe an«, erklärte sie ihm auf dem kurzen Weg, während ihre Schritte von den Blechtüren der Schließfächer im menschenleeren Korridor widerhallten. »Die Bücher liegen noch im Lager.«
    Sie schloss die Tür zum Lehrmittellager auf und trat ihm voran ein. Nachdem sie an der Kette gezogen hatte, mit der das Deckenlicht anging, fasste sie an ihm vorbei, um die Tür zuzuschieben und zu verriegeln. Das Gesicht ihm zugewandt, blieb sie mit hängenden Armen stehen und wartete ab. Sie hatte ihn hierhergelotst. Der nächste Schritt musste von ihm ausgehen.
    Er hielt es vielleicht drei Sekunden aus, ehe er sie an sich zog und sie mit ungezügelter Glut zu küssen begann. Er drückte ihren Hintern zusammen. Er spielte mit ihren Brüsten. Er zog das Band aus ihren Haaren, griff in die Strähnen und wand sie um seine Finger.
    Marilee kannte eine so feurige Leidenschaft bisher nur aus Büchern und konnte kaum glauben, dass sie damit gemeint war.
    Er schob die Hand unter ihren Pullover, aber sie wollte mehr. Also zog sie den Pullover über den Kopf und legte den BH ab, womit sie ihre Brüste zum ersten Mal überhaupt vor einem Mann entblößte. Dann fasste sie unter ihren Rock, zerrte Strumpfhose und Unterhose nach unten und lehnte zuletzt ihre Hüften einladend gegen einen Kistenstapel.
    »Du kannst mit mir alles machen, was du dir vorgestellt oder erträumt hast«, flüsterte sie. »Du darfst schauen, solange du willst. Und mich berühren, wo es dir gefällt.«
    Seine Hände glitten an ihren Schenkeln aufwärts. Schon jetzt war sie feucht. Als seine Finger in sie eindrangen, warf sie den Kopf zurück. »Alles, was du willst. Alles.«
    Sein Blick war glasig vor Lust, aber noch während er den Reißverschluss aufzog und ein Kondom überstreifte,

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