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Eisnacht

Eisnacht

Titel: Eisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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wissen, dass dieser Augenblick unweigerlich kommen musste, und darum konnte er warten. Er wüsste genau, wann der Zeitpunkt gekommen war, und dann würde er die Falle zuschnappen lassen. Bis dahin konnten sie sich zu Wachs in seinen Händen vögeln.
    Es war schwer, das Lächeln nicht in seine Stimme dringen zu lassen. »Marilee, ich brauche dich im Laden.«
    »Wieso? Was ist denn passiert?«
    »Nichts ist passiert. Ich habe Kundschaft. Wichtige Kunds chaft«, erklärte er bedeutungsschwanger. »Zwei FBI-Agenten. Sie haben schon im Auto gewartet, als ich hier ankam. Sie wollen sich mit Dutch treffen, um über das verschwundene Gunn-Mädchen zu sprechen. Ich sollte ihnen was zum Frühstücken anbieten, und wie du weißt, kann Linda nicht kommen.«
    »Ich weiß nicht, wie man diesen Ofen bedient.«
    »Das kann doch nicht so schwer sein. Du findest das schon heraus. Mach schnell. Ich brauche dich jetzt gleich. Wes habe ich schon angerufen…«
    »Wieso Wes?«
    »Ich dachte, als Vorsitzender des Gemeinderates sollte er Bescheid wissen. Jedenfalls ist er schon unterwegs. Wie schnell kannst du kommen?«
    »Gib mir zehn Minuten.«
    Schmunzelnd und mit einem selbstzufriedenen Grunzen legte William auf.
    Die Glocke über der Tür schlug an, als Dutch in den Drugstore trat. Bei dem fröhlichen Klingeln stellten sich seine Nackenhaare auf.
    Cal Hawkins' Ellbogen eisern umklammernd, schleifte Dutch ihn zur Kaffeetheke und pflanzte ihn ohne weitere Umschweife auf einen Barhocker, in der Hoffnung, dass der Aufprall den Vollidioten wachrütteln würde.
    »Gib ihm Kaffee, bitte«, sagte er zu William Ritt, dessen fröhliches Grinsen genauso nervtötend war wie die blöde Türglocke. »Schwarz und stark. Für mich das Gleiche.«
    »Kommt sofort.« Ritt deutete auf die blubbernde Kaffeemaschine.
    Wie kaum anders zu erwarten, hatte Hawkins keineswegs hellwach und voller Tatendrang auf Dutch gewartet, als der bei seiner Bruchbude angekommen war. Hawkins reagierte auch nicht auf Dutchs Klopfen, weshalb Dutch einfach eingetreten war. Das Haus war so zugemüllt, dass es eine Brandgefahr darstellte. Es stank nach verstopften Abflüssen und saurer Milch. Hawkins lag voll angezogen und tief schlafend in einem Bett, in dem sich nicht einmal ein räudiger Hund tot erwischen lassen wollte. Dutch hatte ihn aus dem Bett gezerrt und durch den Flur zu seinem wartenden Bronco geschubst.
    Während der Fahrt in den Ort hatte er Hawkins noch mal genau erklärt, wie wichtig es war, dass er sich zusammenriss und seinen Streulaster auf den Berg schaffte. Obwohl Hawkins auf jedes seiner Worte mit einem Nicken und Grunzen reagiert hatte, war Dutch nicht wirklich überzeugt, dass sein Beifahrer schon bei Bewusstsein war.
    Und als wäre es nicht schon schlimm genug, Hawkins an der Backe zu haben, musste er für diese verfluchten FBI-Heinis einen auf nett machen. So was war immer nervtötend, aber nach der vergangenen Nacht würde es besonders unerträglich.
    Nachdem er Wes zu Hause abgesetzt hatte, war er nicht direkt in die Zentrale zurückgefahren. Als er schließlich dort ankam, war es schon tief in der Nacht, und der Kollege an der Telefonzentrale hatte ihn sofort mit einem Stapel von Anrufnotizen begrüßt.
    Es waren samt und sonders Beschwerden, gegen die er nichts ausrichten konnte, bis das Wetter wieder umschlug, so wie die über den eingefrorenen Brunnen vor der Bank, über eine vermisste Milchkuh und einen Ast, der unter dem Gewicht von Eis und Schnee abgebrochen war. Er war auf den Whirlpool im Garten des Besitzers gefallen und hatte die Abdeckung durchschlagen.
    Und wieso war das sein Problem?
    Dann war da noch ein Anruf von Mrs Kramer, die dank einiger Coca-Cola-Aktien, die ein weiser Urgroßvater billig eingekauft hatte, mehr Geld besaß als Gott persönlich. Trotzdem konnte man sich keine miesepetrigere und knausrigere alte Spinatwachtel vorstellen. Sie hatte angerufen, um zu melden, dass jemand unbefugt ihren Vorgarten durchquert hatte. Dutch las die Nachricht, die der Polizist in der Zentrale verfasst hatte, noch mal. »Steht da Scott H.?«
    »Genau. Der junge Hamer. Sie behauptet, er wäre an ihrem Haus vorbeispaziert, als wär's ein linder Maiabend. Und er hätte nichts Gutes im Schilde geführt, wenn man sie fragen würde.«
    »Ich habe sie bestimmt nicht gefragt«, hatte Dutch erwidert, »außerdem hat sie halluziniert. Ich war bei Wes Hamer. Scott hockte in seinem Zimmer und hatte die Anlage aufgedreht. Außerdem würde Wes ihn in so einer

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