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Eisnacht

Eisnacht

Titel: Eisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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geblieben, die er aber unter Kontrolle behalten konnte, wenn er sich nicht allzu abrupt bewegte.
    Zum Glück war ihm nicht mehr so übel wie gestern Nacht. Im Gegenteil, er hatte Hunger, was er als gutes Zeichen nahm. Bei dem Gedanken an einen Kaffee lief ihm das Wasser im Mund zusammen. Er würde genug von ihren Wasserreserven abzweigen, um ihnen jeweils eine Tasse zuzubereiten.
    Er sah auf die geschlossene Schlafzimmertür. Lilly ließ sich ganz schön Zeit im Bad, da drin musste es noch kälter sein als hier. Wozu in aller Welt brauchte sie nur so viel Zeit? Eine delikate Frage, die man einer Frau nicht stellte.
    Was für eine Hölle, mit ihr in dieser Hütte gefangen zu sein. Was für eine Hölle.
    Er zog sich vom Sofa hoch und humpelte zum Fenster. Der Wind wehte immer noch, aber nicht mehr so stark wie in der vergangenen Nacht. Leider war das die einzige Verbesserung. Der Schnee fiel so dicht, dass er sich an allen senkrechten Flächen auftürmte. Der Boden war mindestens knietief bedeckt, vermutete er. Heute würden sie den Berg nicht verlassen. Er war wirklich nicht gern zum Schuppen gegangen, aber er war froh, dass er es getan hatte. Sie würden das Feuerholz brauchen.
    Er ließ den Vorhang vor das Fenster fallen, ging zur Schlafzimmertür und klopfte leise an. »Lilly?« Er legte das Ohr ans Holz und lauschte, ohne eine Bewegung oder einen Laut zu hören.
    Irgendwas stimmt nicht.
    Er spürte das nicht nur, er wusste es. Er wusste es so sicher, wie er wusste, dass seine Füße kalt waren und dass sein Kopf wieder zu schmerzen begonnen hatte, wahrscheinlich weil der Blutdruck in diesem Moment nach oben schoss.
    Er klopfte erneut an die Tür, diesmal lauter. »Lilly?« Dann drückte er sie auf und streckte den Kopf ins Zimmer. Im Schlafzimmer war sie nicht. Die Tür zum Bad war zu. Schnell ging er hinüber und klopfte so fest an, dass seine kalten Knöchel schmerzten. »Lilly?« Als er wieder keine Antwort bekam, öffnete er die Tür.
    Das Bad war leer.
    Erschrocken wirbelte er herum und blieb unsicher stehen, als er sie hinter der Schlafzimmertür stehen sah, wo sie sich versteckt haben musste, als er ins Zimmer gekommen war.
    Fuck!
    Der Inhalt seines Rucksacks lag verstreut zu ihren Füßen am Boden.
    In der Hand hielt sie, direkt auf ihn gerichtet, seine Pistole.

Kapitel 16
    Er machte einen Schritt auf sie zu.
    »Bleib stehen, oder ich schieße.«
    Er deutete auf die Sachen am Boden. »Ich kann das alles erklären. Aber nicht, solange du mit einer Waffe auf mich zielst.« Er kam noch einen Schritt näher.
    »Stopp, oder ich schieße.«
    »Lilly, tu die Waffe weg«, sagte er mit einer Ruhe, die sie rasend machte. »Du wirst sowieso nicht auf mich schießen. Wenigstens nicht absichtlich.«
    »Ich schwöre bei Gott, das werde ich sehr wohl.«
    Ihre bebenden Hände lagen eng an der Waffe, so wie Dutch es ihr beigebracht hatte. Ihren Einwänden zum Trotz hatte er darauf bestanden, dass sie lernte, eine Pistole abzufeuern. Er hatte ihr erklärt, dass er sich unter den Kriminellen Feinde gemacht hatte, die vielleicht nach ihm suchen würden, wenn sie erst aus ihrer Zelle freigekommen waren, in die vor allem er sie gebracht hatte. Er war mit ihr auf den Schießstand gegangen und hatte mit ihr trainiert, bis er überzeugt war, dass sie sich in einer Krisensituation schützen konnte.
    Die Stunden hatten eher ihm als ihr inneren Frieden gegeben. Dass sie jemals auf diese Fähigkeiten angewiesen sein könnte, konnte sie sich beim besten Willen nicht vorstellen. Ganz bestimmt hätte sie nie geglaubt, dass sie gegenüber Ben Tierney darauf angewiesen sein könnte.
    »Wer bist du?«, fragte sie.
    »Du weißt, wer ich bin.«
    »Das habe ich nur geglaubt«, widersprach sie barsch. »In diesem Teil des Landes trägt jedes männliche Wesen über zwölf Jahren eine Waffe.«
    »Stimmt. Eine Pistole in einem Wanderrucksack ist kein Grund zur Panik.«
    »Dann erklär mir, warum du damit auf mich zielst.«
    »Das weißt du genau, Tierney. Du bist nicht blöd. Aber ich glaube, ich bin es gewesen.«
    Vieles von dem, was er in den letzten achtzehn Stunden getan oder gesagt hatte, war ihr eigenartig erschienen, aber beunruhigend hatte sie es nicht gefunden. In Verbindung mit dem, was sie in seinem Rucksack entdeckt hatte, hatte sich diese Einschätzung dramatisch geändert. »Lilly, tu die…«
    »Keine Bewegung!« Er machte einen weiteren zaghaften Schritt auf sie zu, und sie hob die Waffe einen Zentimeter an. »Ich weiß, wie man

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