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Eisnacht

Eisnacht

Titel: Eisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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das unwegsamste Gelände östlich des Mississippi wandern müssen.«
    »Ihre Mutter erkannte das Band wieder, das Torrie an dem Tag in ihrem Haar getragen hatte.« Sie starrte sekundenlang ins Leere und sagte dann leise: »Mrs Lambert muss die Hölle durchgemacht haben, als sie dieses Band sah. Torrie hatte sehr langes Haar, fast bis zur Taille. Wunderschönes Haar. An jenem Morgen trug sie es in einem dicken Zopf, in den sie das Band eingeflochten hatte.«
    Sie sah Tierney wieder an und sagte: »Du hast dir also die Zeit genommen, ihren Zopf aufzuflechten und das Band herauszuziehen, bevor du weiß Gott was mit ihr angestellt hast.«
    »Das war Blue.«
    »Eines wüsste ich gern«, fuhr sie fort, als hätte er ihr nicht widersprochen. »Warst du unvorsichtig oder hast du das Band absichtlich zurückgelassen?«
    »Warum sollte er es absichtlich zurücklassen?«
    »Um die Suchmannschaften abzulenken. Sie in die Irre zu führen. Falls ja, hat es funktioniert. Nachdem das Band gefunden worden war, wurden die Suchhunde dazugeholt. Sie verloren schon bald die Witterung.« Sie grübelte kurz nach. »Ich frage mich, warum du das Band nicht als Trophäe behalten hast.«
    »Blue hatte seine Trophäe. Er hatte Torrie Lambert.« Sein Tonfall ließ Lilly schaudern. »Das Band ist also nur ein Symbol für seinen Erfolg.«
    Sie nahm die Tasse aus seinen Händen und gab ihm zwei Cracker, einen in jede Hand. Er vertilgte den ersten mit einem einzigen Biss. Als er den Kopf über den zweiten beugte, fiel ihr Blick auf seinen Verband. »Tut deine Kopfverletzung noch weh?«
    »Es ist auszuhalten.«
    »Zu bluten scheint sie nicht mehr,« Sie reichte ihm einen weiteren Cracker. Doch statt ihn zu nehmen, packte er ihr Handgelenk und schloss die Finger darum. »Ich werde überleben, Lilly. Ob du überlebst, ist fraglich.«
    Sie versuchte ihre Hand aus seinem Griff zu ziehen, aber er gab sie nicht frei. »Lass meine Hand los.«
    »Schließ die Handschellen auf.«
    »Nein.« Sie wehrte sich mit aller Kraft. »Ich kann zu deinem Auto gehen und deine Medikamente holen.«
    »Fliehen, meinst du.«
    »Fliehen?« Er lachte kurz auf. »Du weißt, was da draußen los ist. Wie weit würde ich deiner Meinung nach kommen, wenn ich zu fliehen versuchte? Ich will dir das Leben retten.«
    »Ich werde auch so überleben.«
    »Dein Gesicht ist ganz grau. Ich konnte jeden Atemzug hören, den du im Wohnzimmer getan hast. Du ringst um Luft.«
    »Ich ringe mit dir.«
    Diesmal öffnete er die Finger, als sie die Hand wegzuziehen versuchte. Sie atmete mehrmals pfeifend ein. »Willst du den?«, fragte sie und streckte ihm den letzten Cracker hin. »Bitte.«
    Statt ihn in seine Hand zu legen, hielt sie ihn ein paar Zentimeter vor seinen Mund. »Beiß mich nicht.«
    Mit grimmiger Miene, als hätte sie ihn schon wieder beleidigt, schob er den Kopf vor und nahm den Cracker zwischen die Zähne, sorgsam darauf bedacht, ihre Finger nicht zu berühren. Sie riss die Hand zurück. Er bugsierte den Cracker in seinen Mund. Sie hob den leeren Teller und die leere Tasse auf und kehrte ins Wohnzimmer zurück.
    »Wenn du mich schon nicht losmachen willst, dann fessle mich wenigstens da drin, wo ich dich im Auge behalten kann.«
    »Nein.«
    »Wenn ich bei dir bin, kannst du mich besser beobachten.«
    »Ich habe nein gesagt.«
    »Lilly.«
    »Nein!«
    »Du hast mir gar nicht gesagt, welche Theorie Dutch zu dem Band hat. Was bedeutet es für Blue?«
    Nach kurzem Zögern antwortete sie: »Dutch meint, dass er es als Symbol für seinen Erfolg sieht, die Polizei an der Nase herumzuführen.«
    »Da bin ich ganz seiner Meinung. Wobei das wahrscheinlich das einzige Mal ist, dass Dutch und ich einer Meinung sind. Der Mann ist aus vielerlei Gründen ein Idiot, schon allein deshalb, weil er dich gestern allem auf dem Berg zurückgelassen hat, während ein Schneesturm aufzog. Was hat er sich nur dabei gedacht?«
    »Das war nicht seine Schuld. Ich habe ihn ermuntert, vor mir zu fahren.«
    »Warum?«
    »Ich werde nicht mit dir über Dutch und mich sprechen.« Er sah sie lange an und sagte dann: »Ich respektiere das. Ehrlich. Ich wollte auch nicht, dass du mit ihm über uns sprichst.«
    »Es gibt kein uns, Tierney.«
    »Das stimmt nicht. Überhaupt nicht. Und das weißt du. Bevor du beschlossen hast, dass ich ein Psychopath bin, waren wir kurz davor, ein wir zu werden.«
    »Du solltest einen einzigen Kuss nicht überbewerten.«
    »Normalerweise würde ich das auch nicht tun«, sagte er. »aber es

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