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Eisnattern: Ein Hamburg-Krimi (German Edition)

Eisnattern: Ein Hamburg-Krimi (German Edition)

Titel: Eisnattern: Ein Hamburg-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Buchholz
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in ernster Gefahr. Wenn es so ist, wie die Jugendlichen glauben, dass es ist, wenn sich einer für das hier rächen will, sollten wir die beiden schnell finden.«
    »Dachböden, Keller, leerstehende Häuser?«, fragt der Tschauner.
    »Alles außer normalen Wohnungen«, sage ich. »Stellen Sie eine Truppe von ordentlicher Größe zusammen. Die sollen Sankt Pauli auf den Kopf stellen. Und hauen Sie eine Fahndungsmeldung an die Presse raus.«
    Der Tschauner nickt. Er macht seine Taschenlampe aus, hebt die Hand und zischt ab. Der Inceman und ich sehen uns an.
    »Der packt das«, sagt der Inceman, »der arbeitet das weg.«
    Wir setzen uns ins Treppenhaus und warten auf die Kollegen mit der Technik.
    *
    »Die haben die Männer an den Füßen aufgehängt, oder?«
    Wie Boxsäcke haben sie die an den Füßen aufgehängt. Der Gedanke drückt mir Tränen in die Augen.
    Der Inceman wischt sich mit der linken Hand übers Gesicht. In der rechten Hand hält er einen Gin Tonic. Wir sitzen in einer Eckbar in Altona, und wir haben kein Wort geredet, seit wir die Kollegen im Bunker zurückgelassen haben.
    »Sieht fast so aus«, sagt er. »Ich frag mich, wie die das hingekriegt haben, die halben Braten. Von solchen Wichten lässt sich doch keiner einfach an einen Haken hängen, auch wenn er ein armseliger Obdachloser ist.«
    Er nimmt einen großen Schluck, ich auch, dann sind die Gläser leer.
    Er sagt: »Wir reden morgen weiter.«
    Er sieht mich an.
    Ich bin ja nicht doof. Ich wusste natürlich, dass das passiert. Mir war klar, dass er irgendwann seinen Magneten anschmeißt.
    Und ich lasse ihn machen. Ziehen. An mir, an meinem Herzen, an meinem Leben. Ich halte mich an der Theke fest.
    Er schüttelt den Kopf und lächelt.
    »Du musst keine Angst vor mir haben«, sagt er, »ich will dir nichts tun, wirklich.«
    Dann schiebt er seine Hand in meinen Nacken, zieht mich an sich, zieht mich von meinem nichtsnutzigen Barhocker, an dem ich eben noch so sicher klebte.
    Meine Abwehr ist echt einen Scheißdreck wert und zerbröselt in Sekunden.
    »Ich tu dir nichts«, sagt er noch mal.
    Und tut es doch.
    *
    Ich schlafe nicht. Ich liege in seinen Armen, den einen hat er um meine Taille gelegt, den anderen um meine Schulter geschlungen. Sein Atem sitzt in meinem Nacken, ruhig und warm.
    »Du bist das, was ich will«, hat er gesagt. »Du bist die Frau, nach der ich so lange gesucht habe. Und jetzt lass ich dich nicht mehr weg. Das kannst du vergessen, dass du hier noch mal wegkommst.«
    Ich werde hier liegen und warten, bis es hell wird. Dann werde ich gehen.
    Ich hab keinen Schimmer, wohin eigentlich.

27. Dezember:
    An die Liebe glauben ist gar nicht so einfach
    F ür mich ist es immer wieder ein Segen, dass Carla ihr Café schon morgens um acht aufschließt.
    Wenn ich zum Beispiel kurz nach dem Aufstehen vor einer Leiche gestanden habe. Wenn ich nachts über meine eigenen inneren Leichen gestolpert bin. Oder wenn ich mit einem Kollegen im Bett war, mit dem ich auf keinen Fall noch mal hätte ins Bett gehen sollen.
    Gegen sieben hab ich mich beim Inceman rausgeschlichen, bin eine Weile hilflos durch Altona geschlingert, bis ich unten am Wasser gelandet bin. Am Dockland hab ich dann die Fähre genommen und bin zu den Landungsbrücken gefahren. War kein Mensch auf der Fähre. Nur der Käpt’n und ich. War genau richtig.
    Jetzt stehe ich vor Carlas Tür, rauche Zigaretten und warte auf sie. Es ist fünf vor acht, da hinten kommt meine Freundin auch schon, sie biegt aus der Rambachstraße in die Dietmar-Koel-Straße ein. Sie hat lustige Fellstiefeletten an den Füßen, einen Mantel mit Pelzkragen überm Kleid und einen dicken Wollschal um den Kopf gewickelt. Sie lächelt mich liebevoll an, als sie mich da vor ihrer Tür stehen sieht.
    »Was ist passiert?«, fragt sie und legt mir die Hand auf die Wange.
    Sie weiß, wenn ich so früh hier bin, brauche ich ein Rettungsboot, warum auch immer.
    »Ich war letzte Nacht nicht zu Hause«, sage ich. »Also, nach Hause kann ich ja sowieso nicht, weil da dieser Zombie aus Amerika rumhängt, aber ich war auch nicht bei Klatsche, da, wo ich eigentlich hingehöre …«
    »Moment, der Reihe nach: Welcher Zombie?«
    »Meine Mutter ist zu Besuch«, sage ich.
    »Was? Und davon erzählst du mir nichts? Bist du irre? Seit wann ist sie da?«
    »Seit Heiligabend, morgens«, sage ich.
    »Wann haut sie wieder ab?«
    »Keine Ahnung. Hoffentlich bald.«
    »Warum hast du mir nicht gesagt, dass sie da ist?«
    Carla nimmt mich

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