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Eisnattern: Ein Hamburg-Krimi (German Edition)

Eisnattern: Ein Hamburg-Krimi (German Edition)

Titel: Eisnattern: Ein Hamburg-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Buchholz
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in den Arm, ich bin steif wie eine Portion Stockfisch.
    »Ich kann da irgendwie nicht drüber reden«, sage ich. »Ich will einfach nur, dass sie wieder geht. Ich hab das Gefühl, wenn ich niemandem von ihr erzähle, ist sie auch nicht wirklich da. Dann sitzt sie vielleicht in meiner Wohnung, aber in mein Leben schafft sie’s nicht. Ist das vollkommen bescheuert?«
    Carla schüttelt den Kopf.
    »Nein«, sagt sie, »das ist nicht bescheuert. Das ist wahrscheinlich ganz gut so.«
    Sie fummelt eine Zigarette aus ihrer Manteltasche, macht sie an, steckt sie sich in den Mund.
    »Und jetzt weiter: Wo warst du, wenn du nicht zu Hause und nicht bei Klatsche warst?«
    Sie hat einen Tonfall in der Stimme, als würde sie mit einer Siebenjährigen reden, die was zu beichten hat, und ja, exakt so fühle ich mich auch.
    »Ich war bei meinem Kollegen.«
    Ich krieg’s nicht so richtig über die Lippen. Ich krieg seinen Namen nicht über die Lippen. Als würde ich es dadurch noch ein bisschen rauszögern können. Als wäre es dadurch noch nicht passiert. Im Grunde mache ich es mit dem Inceman wie mit meiner Mutter: Ich mache Voodoo. Sprich es nicht aus, dann existiert es auch nicht. Es ist unglaublich albern.
    »Du warst bei dem schicken Türken, oder?«
    Ich kucke zu Boden, und sie zuckt mit den Schultern.
    »Na ja. Beim Calabretta warste ja wohl nicht.«
    Sie tritt sich die Stiefel ab und schließt auf.
    »Jetzt komm erst mal rein.«
    Ich fühle mich immer noch keinen Tag älter als siebeneinhalb.
    *
    Sie hat mir Kaffee gemacht, und dabei hat sie Hörnchen und Brioche gebacken und mir zugehört. Ich hab dann doch geredet, aber nicht viel, gibt ja auch nicht so besonders viel zu sagen. Nur, dass der Inceman mich nicht loslässt. Und dass ich das eigentlich gar nicht will. Weil Klatsche das Beste ist, was mir passieren konnte. Der lässt mich sein, wie ich bin. Der zieht nicht an mir.
    Der Inceman zieht. Der hat was vor mit mir. Und genau das macht mich verrückt. So und so. Ich liebe es, und ich hasse es.
    Carla hat gesagt, ich soll’s auf mich zukommen lassen.
    Die ist gut, echt.
    Ich bin dann direkt in die Wache an der Lerchenstraße, der Tschauner hat Patric Kober und Larissa von Heesen noch gestern Abend vorläufig festnehmen lassen. Larissas Eltern haben natürlich ein Riesentheater gemacht und uns sofort einen Anwalt auf den Hals gehetzt. Die Kleine durfte heute Morgen gehen, ohne dass es zu einer ordentlichen Vernehmung kommen konnte.
    »Keine Bange«, sagt der Tschauner, »die Göre kauf ich mir schon noch. Soll sie doch ruhig mit ihrem Anwalt hier angestiefelt kommen, da hab ich kein Problem mit.«
    Ich mag den Tschauner.
    »Und Patric Kober?«
    »Kriegt’s Maul nicht auf«, sagt er.
    »Anwalt?«
    »Will keinen.«
    »Eltern?«
    »Die hat das kaum gejuckt, dass wir ihn mitgenommen haben«, sagt der Tschauner. »Und gerade der Mutter schien es auch völlig egal zu sein, dass ihre Tochter verschwunden ist. Der Vater ist ein bisschen unruhiger, was das Mädchen angeht. Aber so richtig ficht die das beide nicht an.«
    »Wie war das denn so bei den Kobers zu Hause?«, frage ich.
    »Schlimm«, sagt er. »Drei Zimmer Sozialbau im Schmidt-Rottluff-Weg eben, und zwar vom Feinsten. Zwei kleine Jungs vor der Glotze, um neun Uhr abends. Sah so aus, als würden die da auch schlafen, zusammen mit zwei Hunden. Die Mutter war besoffen, der Vater so ein dünner Hering, der sich gegen nichts wehrt.«
    Er kuckt mich an.
    »Die haben sich nicht mal von ihrem Sohn verabschiedet.«
    Ich hole meine Luckies raus und biete dem Tschauner eine an.
    »Danke«, sagt er und klemmt sich die Zigarette in den Mundwinkel.
    Ich nehme mir auch eine, zünde sie an und schiebe dem Tschauner das Feuerzeug über den Tisch. Er geht zum Fenster und macht es auf, bevor er sich die Zigarette anzündet. Wie vernünftig diese jungen Leute heutzutage sind.
    »Was haben Sie jetzt vor?«, frage ich ihn.
    »Ich bestelle die kleine von Heesen noch mal in aller Höflichkeit hierher. Und Patric Kober versuche ich weiter weichzuklopfen.«
    »Brauchen Sie noch Unterstützung? Die Kollegen haben fast alle frei, oder?«
    »Das passt schon«, sagt er. »Wir haben rund dreißig Polizisten von den Hundertschaften aus dem Präsidium laufen. Die wühlen sich seit gestern Abend durch Sankt Pauli. Da sind wir gut aufgestellt. Das Problem ist nur, dass die Kollegen bisher nicht mal einen Schatten von Yannick oder Angel gesichtet haben. Sie sind aber schon in sämtlichen einschlägigen

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