Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eisprinzessin

Eisprinzessin

Titel: Eisprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Graf-Riemann
Vom Netzwerk:
denn noch einen Tee machen?«, fragte sie.
    Während sie darauf warteten, dass Dr. Altmann, ein angesehener Ingolstädter Anwalt, erschien, checkte Meißner seinen Posteingang und sah, dass Fischer aus Mallorca eine E-Mail mit Anhang geschickt hatte. Als er ihn öffnete, erschien das etwas verwackelte Foto einer jungen blonden Frau, die gerade aus einem Hauseingang auf die Straße trat. Typisches Privatdetektiv-Foto. Neben dem Eingang lehnte ein Mann an der Hauswand, den Meißner erst in der Vergrößerung als Verkäufer von Lotterielosen identifizierte, die er in langen Papierstreifen mit Wäscheklammern an einem Plakatständer befestigt hatte. In der Mail schrieb Fischer: »Ich glaube, ich hab sie gefunden!« Und dass er zurück nach Ibiza müsse. Wegen einer Gala, deren detailreiche Beschreibung folgte.
    Ein Fotovergleich ergab, dass es sich bei der jungen Frau mit hoher Wahrscheinlichkeit um Charlotte Helmer handelte. Sie ließen die Information dem Staatsanwalt zukommen. Er musste entscheiden, ob das Foto für eine Entlassung Eberls aus der U-Haft ausreichte. Dann buchte Meißner den nächsten Flug von München auf die Insel und riss damit ein Loch in die bayerische Staatskasse. Marlu suchte währenddessen nach einem Hotel für ihn.
    »Willst du in das von Elmar? Gay-Hotel Arco Iris?«, fragte sie.
    »Nur, wenn du auch mitfliegst.«
    »Schade, das müssen wir verschieben. Dann soll ich dir was anderes suchen?«
    »Ich bitte darum. Elmar werde ich sowieso nicht mehr treffen. Er muss nach Ibiza zurück, weil sein Promifreund eine Charity-Party zugunsten der Sportstiftung der Infantin Cristina gibt. Die Königstochter wird höchstpersönlich zur Party erwartet, und ich bin natürlich auch eingeladen. Schlappe dreihundertfünfzig Euro Eintritt, aber natürlich alles für einen guten Zweck.«
    »Der Jetset hat eben seinen Preis, sonst könnte ja jeder dazugehören.«
    »Wann geht dein Flug?«, fragte Marlu, als Gino ihr Essen serviert hatte.
    »Morgen früh, fünf Uhr fünfunddreißig. Eine Stunde vorher ist Check-in.«
    »Ich fahr dich hin, wenn du willst.«
    »Ach wo, das ist ja noch mitten in der Nacht. Ich nehme den Airport-Express. Eine knappe Stunde von Ingolstadt zum Flughafen, keine Parkprobleme, keine Parkgebühren, alles easy.«
    »Und wer weckt dich auf?«
    »Leider muss ich dir mitteilen, dass ich das Aufstehen ohne dich bisher auch schon beherrscht habe. Und in meiner Wohnung ist es dir doch sowieso viel zu kalt.«
    Plötzlich stieß Marlu einen Schrei aus. Gino kam besorgt angelaufen, das Küchenpersonal streckte den Kopf zur Tür herein. Alle glotzten sie an. Meißner dachte, sie hätte sich einen Zahn ausgebissen.
    »Kacke!«, schrie sie. »Jetzt haben wir die Rundschau mit dir und Kern verpasst!«

SECHZEHN
    Am nächsten Morgen wäre Meißner dann trotzdem beinahe nicht Richtung Insel geflogen, obwohl weder er verschlafen noch der Airport-Express versagt hatte und auch der Franz-Josef-Strauß-Flughafen in der Nacht nicht abgebrannt war. Beim Check-in hatte sich herausgestellt, dass Meißners Personalausweis abgelaufen war, und zwar nicht erst seit vorgestern. Das Büro der Bundespolizei war glücklicherweise gerade geöffnet worden, sodass ihm eine dauergähnende Kollegin kopfschüttelnd ein Ersatzdokument ausstellte. Am liebsten hätte Meißner mit einer Waffe vor ihr herumgefuchtelt und »Schneller, schneller!« gerufen, denn der nette Herr vom Servicepersonal, der das Ohr dicht an sein Walkie-Talkie presste, war kurz davor, den Flug ohne Meißner an Bord freizugeben. Die Kollegin schaffte es dann doch noch und überreichte Meißner beim letzten Gähnen, das er von ihr sah, gegen Gebühr seinen Ersatzperso. Er war aus dem Büro geflüchtet, bevor sie ihm noch eine Ermahnung, seinen Ausweis umgehend verlängern zu lassen, mit auf den Weg geben konnte. Als er schließlich auf seinem Platz im Flieger saß und den Sicherheitsgurt anlegte, zogen sich auf seinem eben frisch angezogenen Hemd zwei Schweißflecken von der Achsel bis zur Hüfte.
    Das Flugzeug war nicht voll besetzt, der Winter auf Mallorca definitiv keine Hauptsaison. Ankommen, Taxi zum Hotel, eine fremde Umgebung und eine fremde Sprache, bei der er mit seinen Lateinkenntnissen rein gar nichts anfangen konnte, ja, die ihm nicht einmal spanisch vorkam. Meißner hatte kaum geschlafen und fühlte sich wie ein Zombie. Alles zog an ihm vorbei wie ein Film. Aber er war da. Er war tatsächlich auf Mallorca.
    Im Hotel gönnte er sich eine Mütze

Weitere Kostenlose Bücher