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Eisrosensommer - Die Arena-Thriller

Eisrosensommer - Die Arena-Thriller

Titel: Eisrosensommer - Die Arena-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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Bernhard Peters hatte sie ebenfalls wiedererkannt und sprach sie an. »Sie waren doch neulich bei Lennart zu Besuch, oder?«
    Seine Frau machte ihre Zigarette aus und wedelte mit der Hand den Rauch weg. »Kommen Sie. Setzen Sie sich doch. Mia, oder?«
    »Pia.«
    Wie sich herausstellte, waren Lennarts Eltern froh, jemanden zum Reden zu haben: Man hatte ihnen so gut wie nichts gesagt und das stundenlange Warten zerrte an ihren Nerven.
    »Die Situation wär unter Kontrolle, haben sie gesagt, und Lennart wär sofort in den OP gekommen. Hier«, Lennarts Vater reichte Pia den Computerausdruck, »das ist alles, was wir wissen.«
    Pia überflog die Zeilen; offenbar handelte es sich um eine Art Einlieferungsprotokoll. Sie kramte in ihrem Latein-Vokabelschatz.
    Cranium heißt Schädel, also intrakranielle Blutung bedeutet, dass es eine blutende Verletzung innerhalb der Schädeldecke gibt…
    Tamara Peters zog mit zitternden Händen eine neue Zigarette aus ihrem Päckchen, zündete sie jedoch nicht an. »Typischer Reitunfall, hat mein Schwager gesagt. Als ob das ein Trost wär! Manche sind danach ein Leben lang gelähmt und manche…«
    Sie sprach es nicht aus und Pia schwieg.
    Die Peters haben die Schürfwunde am Hals ihres Sohnes nicht gesehen. Sie haben alles liegen und stehen lassen und sind hierhergefahren. Sie können noch nicht wissen, dass es gar kein Unfall war.
    Als die Tierärztin eintraf, um die schwarze Stute von ihren Qualen zu erlösen, war Pia gegangen. Auf dem Weg zurück zur Straße waren ihr eine Frau und zwei Männer in weißen Overalls entgegengekommen.
    Spurensicherung. Wie im Fernsehen.
    Aber das hier war die Realität.
    »Ökoterroristen verüben Mordanschlag!«, titelte der Leipziger Anzeiger in riesigen schwarzen Lettern und die Bildunterschrift eines verwackelten Fotos lautete: »Bernhard und Tamara P. bangen um das Leben ihres einzigen Sohnes«.
    Dass Eltern um ihre Kinder bangen, ist ja wohl das Normalste von der Welt, dachte Pia wütend, egal, ob es das einzige oder das sechste von zehn Kindern ist!
    Sie hatte fast den ganzen Abend mit den Peters verbracht; abwechselnd auf der Raucherbank vor dem Eingang und im Foyer vor der Intensivstation. Geredet hatten sie nicht viel, aber dass die beiden jemanden hatten, der ihnen zuhörte, tat ihnen offenbar gut.
    »Unser Lennart ist ein Verrückter…«
    »Ethnobiologie… Wir wussten gar nicht, dass es so was gibt.«
    »Ich auch nicht«, gestand Pia freimütig.
    Bernhard Peters lächelte. »Ich hab’s regelrecht auswendig lernen müssen: Ethnobiologie ist die Wissenschaft der Wechselwirkungen zwischen dem Menschen und biologischen Systemen in Bezug auf seine kulturelle Entwicklung.«
    »Aha…?« Pia hatte wohl ein reichlich dummes Gesicht gemacht, denn Tamara Peters musste unwillkürlich lachen. »Trösten Sie sich, Pia! Ich versteh’s auch nicht!«
    Endlich, nach Stunden, war ein Arzt aufgetaucht, um mit den Peters zu reden, und Pia verabschiedete sich hastig.
    »Schön, dass Sie da waren«, sagte Lennarts Vater und Tamara Peters nahm sie zum Abschied in den Arm.
    Der Fall beschäftigte nachhaltig die Medien.
    Es hatte bereits vor ein paar Jahren ähnliche Angriffe gegeben: In mehreren Städten waren Stahlseile über Reitwege gespannt worden, mal in geringer Höhe als Stolperfalle für die Pferde, mal in knapp zwei Metern Höhe, um die Reiter aus dem Sattel zu reißen. Doch damals waren wie durch ein Wunder sämtliche Attacken glimpflich ausgegangen. Was diese Art von Sabotage bewirken sollte, war völlig unklar. Die Polizei ermittelte – wie es in der Presse hieß – »in der radikalen Umweltschützerszene«. Pia leuchtete das in keiner Weise ein.
    Warum sollten ausgerechnet die was gegen Reitwege haben? Und wieso sollten ausgerechnet Umweltschützer Tieren etwas antun? Ganz zu schweigen von Menschen?
    Der Leipziger Anzeiger stellte in eine gänzlich andere Richtung Vermutungen an:
    »Splitterbruch! Edel-Stute Finesse musste eingeschläfert werden.«
    Natürlich wurde den von Alsfelds nicht direkt unterstellt, dass sie aus dem Tod ihres Tiers Kapital schlagen wollten. Aber die Tatsache, dass ihnen der Verlust eine hübsche runde Versicherungssumme einbringen würde, sorgte auch im Sportteil der Zeitung noch einmal für einen reißerischen Artikel.
    »Ein Pferd ist ein Lebewesen und kein Prestigeobjekt«, wurde der Vorsitzende des lokalen Pferdesportvereins zitiert, »und statt auf ein hochpreisiges Fohlen sollten Leute, die keine Ahnung von Pferden

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