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Eisseele - Schlieper, B: Eisseele

Eisseele - Schlieper, B: Eisseele

Titel: Eisseele - Schlieper, B: Eisseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Schlieper
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ihre Eltern sind liebevoll wie immer. Als wäre nichts gewesen. Manchmal schaffen sie es ganz kurz, dass Zoe vergisst. Dass sie sich fühlt wie ein ganz normales Mädchen. Es ist immer nur ein kurzer Augenblick. Aber es sind die Momente, in denen Zoe durchatmen kann. Ohne die könnte sie es wohl gar nicht aushalten.
    Kurz vor dem Einschlafen fällt Zoe der richtige Song für die Tanz-Farb-Aktion ein. Ihre Mutter hatte mal völlig euphorisch das Radio auf maximale Lautstärke gestellt, als das Lied im Radio kam. Sie kannte es wohl von irgendwoher. Zoe hat noch die tragende Melodie im Kopf.
    »Ich muss morgen früh direkt Mutsch fragen«, ist ihr letzter Gedanke, eher der Schlaf die Lichter und Gedanken in ihr ausknipst.
    Manchmal traut sie sich noch »Mutsch« zu denken – niemals zu sagen. Früher hat sie das immer gesagt und gedacht. Nach dieser einen Nacht konnte sie das nicht mehr. Sie konnte ihrer Mutter ja lange noch nicht mal in die Augen gucken.
    Eigentlich hatte Zoe ihren Rechner nur hochgefahren, weil sie nach diesem einen Song suchen wollte. Ihre Mutter war noch nicht wach, aber Zoe war eingefallen, dass die Band irgendetwas mit »Moll« hieß. Erstaunt sieht sie, dass Saskia schon im Chat ist.
    Wie kommst du als absolute Langschläferin jetzt in den Chat? Oder bist du seit gestern Abend hier? fragt sie die Freundin.
    Eine Antwort kriegt sie darauf nicht. Allerdings eine Frage. Du hast mir noch gar nicht gesagt, was du von diesem Fynn hältst , kommt nach einiger Zeit von Saskia.
    Zoe grinst. Es scheint also wichtig zu sein, was andere von diesem Schlaks halten. Sie könnte jetzt gemein sein und schreiben, dass Fynn genau das richtige Gesicht hat, um Werbung für Kinder-Schokolade zu machen. Aber sie will nicht gemein sein. Nicht jetzt.
    Ich hatte den Eindruck, dass er dich ziemlich gut findet , antwortet sie ausweichend.
    Und wie findest du ihn? , kommt sofort zurück. So einfach lässt Saskia sich nicht abfertigen.
    Ziemlich nett. Total offen. Absolut kein Arschloch-Typ.
    Saskia hatte normalerweise ein Faible für Arschlöcher. Für Typen, die sich plötzlich nicht mehr meldeten oder sie stundenlang warten ließen.
    Aber ein bisschen jung, oder? , lässt Saskia nicht locker.
    Es ist doch absolut hip, sich jüngere Typen auszusuchen. Guck dir Demi Moore an.
    Saskia lässt sich Zeit mit ihrer Antwort. Zoe will sich gerade ausloggen, als doch noch eine Nachricht kommt.
    Er hat mich gefragt, ob ich ihn mal am Wochenende besuchen will. Ich habe irgendwie Schiss, dass der eine Carrera-Bahn im Zimmer stehen hat.
    Zoe antwortet: Mein Vater hat immer noch so eine bescheuerte Eisenbahn auf dem Dachboden aufgebaut. Mit Häusern und dem ganzen Schnickschnack. Das heißt überhaupt nichts.
    Zoe beißt sich auf die Lippen. Sie stellt sich gerade vor, wie Saskia und Fynn zusammen mit der Carrera-Bahn spielen. Dann kommt Fynns Mama irgendwann rein und bringt Limonade und Butterkekse.
    Okay. Bis gleich. Aber zu Kim kein Wort!, mailt Saskia.
    Saskia weiß genau, dass Kim nicht so verständnisvoll reagieren würde wie Zoe. Kim würde wortreich erklären, dass Saskia total neben der Spur ist, wenn sie sich mit diesem Typen trifft.

Der erste Augenblick
    Z oe denkt gar nicht daran, Kim gegenüber diesen Fynn zu erwähnen. Sie denkt über einen anderen Jungen nach, den sie gerade vorm Lehrerzimmer gesehen hat. Die Art, wie er dastand. Lässig an die Wand gelehnt, die Arme verschränkt. Wie er die Schüler musterte, die die Treppe hoch strömten. Er hatte die Augenbrauen leicht hochgezogen, wirkte arrogant und abwartend. Was Zoe am meisten irritierte war diese Anspannung. Sie konnte fast fühlen, wie jeder Muskel in ihm zusammengezogen war. Zum Sprung bereit. Sie vermied es, ihm in die Augen zu gucken. Auch als sie seinen Blick auf sich spürte. Mit voller Konzentration schaffte sie es, nicht schneller zu werden, sondern weiter langsam die Treppe zu ihrem Klassenraum hinaufzugehen. Sie hatte das Gefühl, als würden von diesem Jungen elektromagnetische Wellen ausgehen, die sie auf der Haut spüren konnte. Sie erschrak richtig, als Kim sich plötzlich bei ihr einhakte.
    »Meinst du, wir kriegen heute die Mathearbeit zurück? Ich habe so einen Schiss. Ich verspreche dir, wenn ich wirklich eine Drei geschafft habe, werde ich dir auf ewig dankbar sein.«
    »Wieso willst du Zoe danken, wenn du eine Drei in der Arbeit hast?«, mischt sich ihr Mathelehrer von hinten ein. Die Mädchen hatten ihn überhaupt nicht bemerkt.
    »Weil ich

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