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Eistochter

Eistochter

Titel: Eistochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Rae Miller
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alle anderen. Ich will glauben, dass die erste Erklärung zutrifft.
    Als ich über den südlichen Rasen zu meiner nächsten Unterrichtsstunde gehe, bin ich mir nicht sicher, was ich erwarten soll. Nach meinen Erfahrungen mit Dasha und mehreren anderen Lehrern bin ich nicht mehr sehr optimistisch, was meinen Unterricht angeht. Entweder bin ich hoffnungslos unbegabt, was Magie betrifft, oder meine Lehrer haben zu große Angst vor mir. Woran es auch liegt: In Sachen Magie bin ich eine erbärmliche Versagerin.
    Alles, was ich im Moment lernen möchte, ist, mich unter Kontrolle zu halten. Vielleicht reicht das aus, um Becks Sicherheit zu gewährleisten und mich davor zu bewahren, tiefer in der Dunkelheit zu versinken. Ich weiß es nicht so recht, weil niemand mir etwas darüber sagt und ich Bethina nicht habe aufstöbern können. Mein Magen verknotet sich bei dem Gedanken, dass sie mich hier im Stich gelassen haben könnte. Das würde sie doch sicher nicht tun?
    Die Sonne steigt höher am Himmel empor, und ihre unbarmherzigen Strahlen brennen auf mich herab. Bis auf die Grillen und Schmetterlinge ist niemand hier.
    Hm, vielleicht bin ich an der falschen Stelle? Ich lasse den Blick noch einmal langsam über die Wiese schweifen, bevor ich mich umdrehe, um zum Haus zurückzukehren. Mrs. Channing weiß sicher, wo ich eigentlich sein sollte.
    Ein leises Rascheln bringt mich dazu, mich wieder umzudrehen. Ich erkenne das Geräusch: Eine Hexe materialisiert sich neben mir.
    Tief unten im wogenden Gras kauert die rothaarige Hexe, die mir letzte Woche beim Frühstück zugewinkt hat. Im Sonnenlicht schimmert ihr lockiges Haar wie die antiken Pennys, die Mr. Channing sammelt und in kleinen Glaskästen an den Wänden zur Schau stellt.
    »Oh, hallo, Lark.« Sie steht auf und klopft sich an ihrem kurzen – wirklich kurzen, er bedeckt sie kaum! – Rock den Staub von den Händen. Dieses Kleidungsstück würde Kyra sehr gefallen. »Tut mir leid, dass ich zu spät komme. Ich hoffe, du musstest nicht zu lange warten.«
    Sie bietet mir die Hand zum Gruß.
    Ich starre sie an. Ist das ein Trick? Sie kann doch in meiner Gesellschaft nicht so entspannt sein. Das ist niemand. Sie wartet mit großen, freundlichen Augen.
    Alles an ihr erinnert mich an Kyra – nicht das Aussehen, aber das übersprudelnde Temperament. Die Einsamkeit nagt an mir. Was würde ich nicht darum geben, Kyra jetzt bei mir zu haben! Sie hätte sicher das ein oder andere über meine derzeitige Situation zu sagen, und ich würde gern sehen, ob Mrs. Channing mit ihr fertigwird. Kyra kann jeden kleinkriegen.
    Ich nehme Eloises Begrüßung zögernd an und schüttle ihr die Hand.
    »Tut mir leid, ich habe viel länger mit der Reparatur der Kuppel gebraucht, als ich im Voraus gedacht hätte.«
    Sie hat den gleichen leichten Akzent wie Eamon, und ich frage mich, ob sie befreundet sind.
    Eloise lässt sich hintenüber ins Gras fallen und zeigt mit den Fingern. »Siehst du, da oben?«
    Ich kneife die Augen zusammen, lege den Kopf in den Nacken und halte Ausschau nach dem, was sie sieht.
    »Sie hatte Schwachstellen, und die Channings hatten Angst, dass sie die Dunkelhexen vielleicht nicht länger fernhalten würde. Aber ich habe mich darum gekümmert.« In ihrer melodischen Stimme schwingt großer Stolz mit.
    Meine Gedanken überschlagen sich angesichts dieser Information. Es sind also Dunkelhexen auf der anderen Seite?
    Ich starre nach oben, aber ich sehe nichts bis auf den strahlend blauen Himmel. Sie sind da draußen und warten. Das verheißt nichts Gutes.
    »Ja, wir dürfen doch nicht zulassen, dass Dunkelhexen mit Lichthexen verkehren, nicht wahr?«, sage ich halb im Scherz, aber ich meine es durchaus ernst.
    »Du bist witzig.« Eloise lacht und schüttelt den Kopf. »Na, was willst du als Erstes tun? Schutzzauber, Wetterhexerei? Sag es einfach, dann machen wir es auch.«
    Ihr Lächeln reicht von einem Ohr zum anderen und wirkt echt. Ich kann gar nicht anders, als das Lächeln zu erwidern, nicht nur weil sie so sympathisch ist, sondern weil ich es vermisse, jemanden zu haben, mit dem ich lächeln kann.
    Das Herz wird mir schwer. Wenn Beck hier wäre, hätte ich jemanden. »Nun, da ich anscheinend rein gar keine Magie wirken kann, such du doch etwas aus, und ich versuche es dann.«
    Eloise reibt sich die Hände, wie um sich aufzuwärmen, und schließt dann fest die Augen. Sie ist einen Moment lang still, und ich frage mich, ob ich ihr alles nachmachen soll.
    »Ich hab’s!«, sagt

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