Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eistochter

Eistochter

Titel: Eistochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Rae Miller
Vom Netzwerk:
bückt sich und mustert meine Nase, ohne mich zu berühren. Die bronzenen Strähnen in seinem Haar schimmern, und ich versuche mich darauf zu konzentrieren, während er die Hand wenige Zentimeter über meinen Körper hält. »Du hast dir den Arm gebrochen. Und die Nase.«
    Dasha ringt die Hände. »Kannst du es heilen? Bitte sag, dass du es heilen kannst.«
    »Kein Problem.« Der Blick seiner blauen Augen ruht auf meinem Gesicht. »Ich werde dich berühren. Beweg dich nicht.«
    Ich beuge mich zur Seite und spucke Blut. Brennende Tränen steigen mir in die Augen. »Ich werde es versuchen.«
    »Macht Platz«, sagt er zu der Menge, und sie weicht sofort zurück. Eamon legt mir die Hand auf den Arm. Unter seiner Berührung baut sich Druck auf, bis ein Knacken ertönt. Mein Knochen vibriert und heilt. Eamon beobachtet mich genau. »Rühr dich nicht, sonst muss ich ihn dir erneut brechen.« Seine Lippen verziehen sich zu einem Lächeln, bevor er sie wieder zusammenpresst.
    Ich konzentriere mich auf meine Atmung. Ein und aus. Ein und aus. Das Vibrieren lässt meinen Arm, meine Schulter und meinen Oberkörper auf unangenehme, aber nicht schmerzhafte Art erbeben. Es ist schwer stillzuhalten, während mein Körper unkontrollierbar zittert.
    Eamon hebt die Hand. »Kannst du ihn beugen? Tut es weh?«
    Vorsichtig hebe ich den Arm. Er fühlt sich gesund an, als ob nichts passiert wäre. Ich hebe schnell den Kopf, um Eamon zu danken, und mir wird schlecht, als mir erneut Blut in die Kehle läuft.
    »Mit deiner Nase wird es schwerer.« Er beugt sich dicht über mich und legt mir die Hände auf die Wangen. »Du musst stillhalten, ganz gleich, was geschieht. Wir wollen doch dein hübsches Gesicht nicht zerstören.«
    »Eamon«, unterbricht ihn Dasha. »Soll ich vielleicht Margo holen? Sie wissen lassen, was geschehen ist?«
    »Ja. Aber sag ihr, dass es Lark gut geht.«
    Dasha verschwindet.
    »Dann lass uns mal sehen.« Eamons Augen starren mich hasserfüllt an.
    Ich zucke instinktiv vor ihm zurück.
    »Na, na, Alouette . Es besteht kein Grund, Schwierigkeiten zu machen.« Er gibt mir spöttisch einen Klaps auf die Wange. Schmerz durchzuckt meine Nase und meine Augen. Von der Gruppe um uns herum ertönt noch mehr Gelächter.
    Mit zusammengebissenen Zähnen stoße ich hervor: »Ich heiße Lark!«
    » Alouette. Lark. C’est la même chose «, sagt er mit honigsüßer Stimme in der Amtssprache der fast nicht mehr existenten Nördlichen Gesellschaft – ich verstehe sie nicht, erkenne sie aber. »Du musst trotzdem eine brave Patientin sein und auf das hören, was ich dir sage. Man weiß ja nicht, was passiert, wenn du es nicht tust.«
    Ich verkrampfe mich. »Sie mögen mich nicht.«
    »Niemand hat gesagt, dass ich dich mögen muss. Ich muss nur meine Aufgabe erfüllen.« Seine Hand gleitet über meine Nase, und die Blutung kommt zum Stillstand. Er macht eine rasche Bewegung mit dem Handgelenk, und Schmerzen breiten sich wellenförmig durch meinen Kopf aus.
    Ich schreie auf und bedecke mein Gesicht mit den Händen, um abzuwehren, was er mit mir tut.
    »Nimm die Hände weg, sonst kann ich dich nicht heilen.«
    Ich beiße die Zähne zusammen und senke die Hände, bereit, mein Gesicht wieder darin zu bergen, falls der Schmerz zurückkehrt. Ich kann die Augen nicht öffnen, aber ich spüre Eamons Atem, als er sich über mich beugt. Eine starke Vibration durchläuft meine Wangen und meine Nase, aber diesmal tut nichts weh.
    Ich öffne die Augen, als Eamon gerade aufsteht. Hinter ihm erscheinen Dasha und Mrs. Channing. Es ist nichts mehr von den anderen Hexen zu sehen, die noch vor wenigen Momenten um uns herum gestanden haben. Und immer noch kein Beck. Es ist, als wäre er verschwunden und hätte mich hier ganz alleingelassen.
    Mrs. Channing wird blass. »Wir sollten dich frischmachen. Du bist blutüberströmt.« Sie wendet sich an Eamon. »Danke, Eamon. Ich weiß nicht, was wir ohne dich tun würden.«
    Er neigt den Kopf vor den Frauen und verschwindet. Bis auf ein leises Rascheln und einen kalten Kloß in meiner Brust lässt er nichts zurück.

22
    Die Zeit vergeht schnell in Summer Hill. Die Tage gleiten dahin und bringen uns näher an den Oktober und meinen und Becks Geburtstag, näher an was auch immer uns erwartet. Tage, die ich nie zurückbekommen werde.
    Heute Morgen soll ich mit Eloise arbeiten. Ich habe die Hoffnung aufgegeben, Beck zu sehen. Entweder halten uns die Channings wirklich voneinander fern, oder er hat Angst vor mir, wie

Weitere Kostenlose Bücher