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Eistod

Eistod

Titel: Eistod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Theurillat
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seines Telefons nach einer SMS. Tatsächlich hatte seine Sekretärin ihm geschrieben: Kathrin liegt im Spital Horgen, Avanti! Rosa.

    »Für was sind diese verdammten Schläuche?«, fragte der Kommissar. Er stand an Kathrins Bett, hielt ihre Hand und sah hinüber zu Corina.
    Sie zuckte die Schultern.
    Neben seiner Frau stand Wolfgang. Er hatte den Ausdruck einer Schlafaugenpuppe. Sein wachsbleicher Hals steckte in einem dunklen Rollkragenpullover; auf der Brust ein grün-rotes Rhombenmuster.
    Was hat der Typ, das ich nicht habe?, überlegte Eschenbach und schob den Gedanken mit der Frage beiseite, ob – wenn er Wolfgang erwürgte – unter dem Strickkragen ein Abdruck zurückbleiben würde.
    Auf einem Monitor malte ein grüner Punkt eine Bergkette. Der Apparat piepste im Rhythmus von Kathrins Herzschlag.
    »Ich weiß nicht …«, sagte Corina nach einer Weile. »Als sie von der Schule nach Hause kam, sagte sie, dass sie sich nicht wohlfühlt. Nach einer Stunde ging ich in ihr Zimmer, um nachzusehen. Da lag sie auf ihrem Bett, regungslos … ihr Puls war kaum noch spürbar.«
    Einen Moment lang sah es aus, als würde Corina gleich losheulen. Wolfgang schluckte. Er schien zu überlegen, ob er sie in den Arm nehmen sollte.
    Corina fasste sich wieder. »Erst wollte ich Christoph anrufen, dann hab ich sie gleich hier ins Spital gebracht.«
    Eschenbach beobachtete wie hypnotisiert den grünen Punkt auf dem Monitor. Auf, ab, auf, ab. Ein regelmäßiges Sägeblatt. »Und?«, fragte er, ohne den Blick abzuwenden. »War Christoph schon hier?«
    Corina sah auf ihr Handgelenk. »Kurz vor acht«, sagte sie.
    »Eigentlich sollte er jeden Moment hier sein … Er hat mit dem Stationsarzt gesprochen. Telefonisch.«
    »Und, was sagen sie? Die Ärzte?«
    »Ein Kreislaufzusammenbruch. Mehr kann Dr. Schwalb noch nicht sagen.«
    Eschenbach beobachtete, wie sich Kathrins Brustkorb hob und senkte. Ihre kurzen, schwarz gefärbten Haare lagen wie Asche im weißen Kissen. Ihr Gesicht war bleich. Der dünne Schlauch, der von ihrem rechten Nasenloch zu einem Sauerstoffgerät führte, bewegte sich nicht.
    Der Kommissar schloss für ein paar Sekunden die Augen, dann ging die Tür auf.
    Es war Christoph Burri. »Und, was macht unsere Patientin?«, fragte er in die Runde. In seiner Stimme klang der beschwörende Optimismus an, mit dem Ärzte gelegentlich vom Sterben ablenkten. »Da wollen wir doch mal schauen.« Bevor er sich zu Kathrin ans Bett setzte, drückte er Corina einen Kuss auf die Wange und schüttelte Wolfgang die Hand. Eschenbach hatte einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter abbekommen.
    Der Kommissar sah schweigend zu, wie Burri Kathrin untersuchte. Der helle Lichtstrahl der Stablampe in den Augen, das Stethoskop, der kritische Blick auf den Monitor und der Eintrag ins Krankenblatt daneben.
    »Ich warte vielleicht besser draußen«, murmelte Wolfgang nach einer Weile. Und als Corina nicht darauf bestand, dass er bleiben sollte, schlich er am Fußende des Bettes entlang zur Tür.
    »Sie braucht Ruhe«, sagte Christoph Burri, nachdem er mit der Untersuchung fertig war. »Der Blutdruck ist immer noch am unteren Ende … aber mit den Medikamenten wird sich das schon geben. Immerhin hat sich ihr Kreislauf stabilisiert.«
    Eschenbach und Corina nickten erleichtert. »Du meinst, es ist nichts Schlimmes?«, fragte sie.
    »Ich kann noch nicht mehr dazu sagen«, sagte Burri. »In den nächsten Tagen wird man verschiedene Tests machen, dann werden wir sehen.«
    »Das heißt, dass Kathrin hierbleiben muss?« Der Kommissar bemerkte die Hilflosigkeit in seiner Frage.
    »Ein paar Tage auf jeden Fall.« Der Arzt nickte. »Immerhin ist sie uns zusammengebrochen … jetzt müssen wir schauen, dass sie wieder zu Kräften kommt.« Und nach einer kurzen Pause meinte er: »Es gibt immer wieder solche Fälle … die Mädchen stehen voll im Wachstum, essen und trinken zu wenig. Schlafen nicht …«
    »Aber Kathrin isst doch«, warf Corina ein. »Das ist mir wichtig, ich kontrolliere das …«
    Eschenbach spürte in Corinas Worten dieselbe Hilflosigkeit wie bei sich selbst.
    »Sie schläft jetzt, mehr können wir nicht machen«, sagte Burri. Er packte Stablampe und Stethoskop wieder in seine Tasche.
    Eine Weile sagte niemand etwas. Alle drei standen um das Bett herum und sahen Kathrin zu, wie sie – unterstützt von Maschinen und Schläuchen – ein- und ausatmete. Schließlich folgten sie dem Arzt zur Tür. Auf halbem Weg hielt Corina inne,

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