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Eistod

Eistod

Titel: Eistod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Theurillat
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er es hören konnte: »Ich habe nämlich Geburtstag.«
    Eschenbach sah hilflos zur Decke. Wie konnte er das nur vergessen! Er hörte noch, wie Rosa von außen die Bürotür schloss. Dann war es still.

16
    Der Anruf von Salvisberg kam kurz nach halb vier.
    »Es gibt Neuigkeiten«, sagte der Gerichtspathologe. »Und wenn Sie Zeit haben, dann würde ich es gerne etwas ausführlicher machen.«
    »Ich komme vorbei«, sagte Eschenbach, nachdem er kurz auf die Uhr gesehen hatte. »Und zwar jetzt gleich.«
    Es war eine Flucht nach vorne. Vielleicht ließe sich aus dem verkorksten Tag doch noch etwas machen, dachte er. Und was gab es schon Aufmunternderes als einen Ort, an dem man Tote wie tiefgefrorene Pizzen aufbewahrte und getrocknete Blutpartikel durch Zentrifugen jagte?

    Das Institut für Rechtsmedizin der Universität Zürich lag an der Winterthurerstrasse. Es war grau und viereckig wie ein Bundesordner. Die Wiesen und Bäume, in die der Betonklotz eingebettet war, trugen die Farben des Winters. Alles war zugeschneit und schien im Dämmerlicht des frühen Abends blass wie ein Leichentuch.
    »Das ging aber schnell.« Salvisberg lachte. »Haben Sie nichts zu tun?«
    »Nein«, sagte Eschenbach.
    Salvisberg verlängerte sein Lachen um zwei Strophen. Er stand vor dem Institut draußen in der Kälte und rauchte.

    Immer wenn der Kommissar den dicklichen Mann sah, fielen ihm als Erstes seine wachen, klaren Augen auf. Sie strahlten in einem Hellblau, das man sonst nur bei Babykleidern sah, und passten überhaupt nicht zum Rest; zu seinem leicht schwammigen Gesicht und dem untersetzten Körperbau. Der Mediziner trug einen Ärztekittel aus dünner Baumwolle.
    »Rauchen verboten«, sagte er und sog an einer filterlosen Gauloise. »Und das, obwohl hier achtzig Prozent der Belegschaft rauchen.«
    Eschenbach rieb sich die kalten Hände.
    »Die Institutsleitung hat herausgefunden, dass die Wände in den rauchfreien Zonen weniger oft gestrichen werden müssen – also wird nur noch draußen geraucht. Brillante Köpfe haben wir, sage ich dir.«
    Zwei Frauen um die dreißig kamen aus dem Gebäude. Sie trugen dieselbe weiße Arbeitskleidung wie Salvisberg. Als sie den Pathologen sahen, grüßten sie freundlich. Dann wendeten sie sich ab, gingen zum Aschenbecher auf der anderen Seite des Eingangs und zündeten sich gegenseitig eine Zigarette an. Nach dem ersten gierigen Zug bliesen sie den Rauch in die klirrende Kälte.
    »Dafür steht die halbe Belegschaft jetzt vor der Tür«, hustete Salvisberg. »Bei minus zehn Grad. Und den ganzen Winter hindurch ist irgendwer krank.«
    »Es gibt Parks in Amerika«, sagte Eschenbach. »Da darf man auch unter freiem Himmel nicht mehr rauchen.«
    »Eben! Und jetzt verrecken sie an Fettsucht – und das ganze Gesundheitswesen mit dazu.« Salvisberg drückte den Zigarettenstummel im überfüllten Aschenbecher an der Wand aus. »An irgendwas muss man sterben.«
    Sie gingen durch die Schwingtür hinein in die Wärme.
    »Sagt dir Fugu etwas?«, fragte der Pathologe, nachdem sie es sich in seinem Büro auf zwei alten, durchgerittenen Korbstühlen bequem gemacht hatten.
    »Woher auch?« Eschenbach schüttelte den Kopf. Um ihn herum türmte sich Papier: Berichte, Zeitungsausschnitte – neue und vergilbte alte – und Bücher. Massenweise Bücher. Amüsiert musterte der Kommissar die Unordnung. »Findest du immer, was du suchst?«
    »Immer«, sagte Salvisberg. Aus einem der Stapel zog er ein Buch im Format einer Zigarrenkiste. Der blaue Leineneinband war vom häufigen Gebrauch abgegriffen und mindestens ein Dutzend Zettelenden lugten zwischen den Seiten hervor. »Das Finden ist nicht das Problem.«
    »Sondern?«
    »Das Wegwerfen.« Salvisberg zuckte die Schultern.
    »Ich kann’s auch nicht«, sagte der Kommissar. »Corina mistet immer aus … früher, meine ich.«
    »Eben.«
    »Und deine Sekretärin?«
    »Schließt einfach die Tür.« Salvisberg schob den Schmöker über den Tisch. »Ich kann einfach nichts wegschmeißen. Nichts, verstehst du?«
    Fundamentals Of Aquatic Toxicology las Eschenbach. »Das findest du doch alles im Internet.«
    »Pah!« Salvisberg winkte ab. »Nichts Neues findest du da – nur die alten Geschichten. Und wenn’s jeder beim andern abschreibt, wird’s halt auch nicht besser. Die Relevanz ist das Problem!«
    »Mir hilft’s trotzdem«, sagte Eschenbach.
    Der Pathologe nahm das Buch in die Hand, teilte bei einem der Zettelchen die Seiten und sagte: »Beim Toten aus der Limmat hab

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