Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eistod

Eistod

Titel: Eistod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Theurillat
Vom Netzwerk:
ernster Miene: »Aber das können Sie doch nicht ihm …?«
    »Doch. Gerade ihm.«
    Es folgte ein ungläubiger Blick: »Wenn ein Praktikant von uns im Sozialdepartement rumschnüffelt … also das gibt Probleme. Und Sie wissen das ganz genau!« Es klang wie eine Mischung aus Anklage und Resignation.
    »Ja, vermutlich gibt es das«, sagte Eschenbach. »Eigentlich hatte ich eine ganze Reihe anderer Projekte für Signore Pestalozzi in petto: Sie reichen von der Benzinverbrauchs-Statistik unseres Wagenparks bis zur Messung des Wärme-Feuchte-Klimas in Chefbüros. Es ist mir so ziemlich alles eingefallen. Aber mit dem Sozialdepartement ist es mir ernst.«
    »Capito«, sagte Rosa und setzte ihre Brille wieder auf.
    »Vielleicht zeigt sich, dass ich völlig danebenliege. Aber bis dahin sollten wir mehr dazu herausfinden.«
    Rosa nickte.
    »Und natürlich werde ich nichts über die wahren Hintergründe dieser Untersuchung sagen …« Eschenbach fegte mit der Hand über die Tischplatte. »Sonst gibt es nur ein Gerede … am Ende lesen wir’s noch in der Zeitung.«
    »Pestalozzi wird selbst draufkommen«, meinte Rosa trotzig.

    »Vermutlich hat er den Artikel über die toten Penner auch gelesen. Da muss man nur eins und eins zusammenzählen.«
    »Das ist mir egal. Er soll Fragen stellen und die Leute nervös machen. Das reicht mir schon.« Der Kommissar machte eine kurze Pause.
    »Und das finden Sie fair?«
    »Der Situation angemessen, würde ich sagen. Pestalozzi ist ein Wadenbeißer …«
    Rosa rümpfte die Nase und schwieg.
    Eschenbach stand auf. Er ging zum Besprechungstisch, nahm seinen Mantel und klopfte die Taschen ab. Dann zog er das blaue Päckchen hervor. »Hier«, sagte er. »Das ist mir zugeflogen. Irgendwie werden Sie es schon auf ihr kleines Ding …« Er tippte mit beiden Zeigefingern an seine Ohren. »Na, Sie wissen schon, Ihr iPod : la bella musica .«
    »E vero!« Sie hob entzückt die Schultern. »Sie haben es nicht vergessen?«
    »Wie könnte ich.« Lächelnd ging der Kommissar zurück zum Schreibtisch. Er saß noch nicht richtig, da vernahm er Elisabeth Koblers Stimme:
    »Ist er da?«, schrillte es vom Gang herein.
    »Wir sind hier«, sagte Rosa, noch immer ganz hingerissen. »Im Büro.« Sie versteckte das blaue Päckchen hinter ihrem Rücken.
    »Würden Sie mich bitte mit ihm alleine lassen«, sagte die Polizeichefin giftig, nachdem sie hereingeplatzt war, sich einen Stuhl genommen und Rosa nicht eines Blickes gewürdigt hatte.
    Eschenbach rollte mit den Augen und Rosa verließ das Zimmer.
    »Wollen Sie mich lächerlich machen?«
    »Natürlich nicht«, sagte Eschenbach. »Aber vielleicht sagen Sie mir erst mal, um was es geht?«
    »Regierungsrätin Sacher hat mich vor einer halben Stunde angerufen.« Kobler unterstrich die Bedeutung des Anrufs mit einem Blick an die Decke. »Kurt Gloor habe sie gefragt, ob wir uns jetzt gegenseitig bespitzeln. Jemand habe seinen Leuten in seinem Departement Fragen gestellt. Dumme Fragen.«
    »Wir stellen keine dummen Fragen«, protestierte Eschenbach.
    »Ist das alles, was Sie zu Ihrer Verteidigung zu sagen haben?«
    »Ich weiß nicht, was Sie mit Verteidigung meinen. Aber wir haben einen Fall zu klären … und da gehören Fragen eben dazu. Auch gegenüber Leuten, die beim Sozialdepartement angestellt sind.«
    »Dann halten Sie sich das nächste Mal an den Dienstweg oder informieren mich vorher. Das ist das Mindeste.«
    Eschenbach nickte. »Von mir aus, gern.«
    »Frau Sacher hat sehr erstaunt reagiert … ich möchte fast sagen: ungehalten. Offenbar mag Sie Stadtrat Gloor nicht besonders.«
    »Kann schon sein«, murmelte Eschenbach.
    »Na also«, meinte Kobler. »Wenn Sie das schon wissen, dann müssen Sie ihn ja nicht gleich provozieren. Machen Sie wenigstens keine formalen Fehler mehr.«
    »Ich werd’s versuchen.«
    »Dann kann ich mich auch hinter Sie stellen …« Kobler stand auf. »Sie wissen ja, ich stehe immer hinter meinen Leuten. Aber so?«
    »Ich weiß.«
    »Dann ist ja gut.« Im Hinausgehen sagte sie fast wie zu sich selbst: »Schließlich wollen wir uns vom Sozialdepartement auch nicht vorschreiben lassen, was wir zu tun haben.«
    Einen Moment saß Eschenbach da und dachte über das nach, was er soeben gehört hatte. Seit seinen Anrufen am Vormittag waren sechs Stunden vergangen. Es schien unmöglich, dass Gloor so schnell Wind von der Sache bekommen hatte. Vielleicht gab es noch jemanden, der Nachforschungen anstellte? War er dabei, in ein

Weitere Kostenlose Bücher