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Eistod

Eistod

Titel: Eistod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Theurillat
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hinzu: »Aber das ist jetzt alles kalter Kaffee … völlig irrelevant, leider.«
    »Trotzdem, tausend Dank, Ewald.« Der Kommissar sah, wie unwohl sich Lenz fühlte, weil ihn für einmal der Lauf der Geschichte überholt hatte. »Und dieser Meiendörfer … hast du da schon etwas herausgefunden? Ich weiß natürlich, dass die Zeit knapp war.«
    »Tobias Meiendörfer ist tatsächlich der, der er vorgibt zu sein.« Der Alte nahm ein weiteres Mäppchen zur Hand. »Bundesbeamter beim Strategischen Nachrichtendienst, dem SND. Er koordiniert dort die Projekte mit der Bundespolizei … teilweise auch mit den anderen Nachrichtendiensten. Grosso modo entspricht es dem, was du mir schon gesagt hast. Und was seine Ausbildung betrifft, so ist er studierter Biochemiker und Informatiker. Beides übrigens ETH.«
    »Bei Professor Winter?«, wollte Jagmetti wissen.
    »Nein. Meiendörfer war nicht mehr dort, als Winter aus den USA zurückkam. Seine Abschlüsse datieren zwei Jahre früher.«
    »Ist es möglich, dass sie sich sonst irgendwie kennen?« Es war Eschenbach, der die Frage stellte. »Ich meine, Biochemie ist nicht gerade Massenware, so wie Jura oder Betriebswirtschaft.«
    »Ehrlich gesagt, so weit bin ich noch nicht.«
    »Schon gut, Ewald.« Der Kommissar winkte ab. »Lass dir Zeit. Wir kommen schon noch dahinter.«
    »Und Konrad Schwinn?«, meldete sich Jagmetti. »Es könnte doch sein, dass die sich kennen. Biochemiker und Biochemiker … zudem dürften sie altersmäßig nicht so weit auseinanderliegen.
    »Sie haben sogar denselben Jahrgang.« Lenz zupfte sich am Schnurrbart. »Und trotzdem hat Schwinn drei Jahre früher abgeschlossen als Meiendörfer. Er war dann allerdings Assistent … also, die beiden müssten sich eigentlich kennen. Obwohl, klare Beweise haben wir keine.«
    »Noch nicht«, sagte Jagmetti mit einem Schmunzeln.
    Eschenbach erinnerte sich an den Sommer, als Jagmetti bei ihm Assistent gewesen war und er ihn eine ganze Woche zu Lenz ins Archiv geschickt hatte. Lenz war ein Arbeitstier, malochte Tag und Nacht, wenn es sein musste.
    »Mit diesen Bundesheinis ist es so eine Sache«, seufzte der Alte. »Die wissen selbst am besten, wie man Informationen versteckt. Vor allem dann, wenn’s um die eigene Person geht und wenn man wie Meiendörfer selbst zur Spitzelgruppe gehört.«
    »Du meinst, die Winter-Geschichte könnte auf Meiendörfers Konto gehen? Immerhin wissen die vom BAP offensichtlich ziemlich genau über den Professor Bescheid.«
    »Das ist nicht ganz aus der Luft gegriffen.« Lenz sah seinen ehemaligen Chef an und nickte. »Doch da ist eine Sache, die mich irritiert. Nehmen wir an, Winter hat Dreck am Stecken und die in Bern kommen drauf, dann wäre der Blick wohl der Letzte, dem man es zuschieben würde.«
    »Wieso das?«, hakte Jagmetti sich ein.
    »Trümpfe sind Trümpfe, mein Lieber, und … irgendwie bin ich ja froh, dass unser Bündner noch nicht so verdorben ist.«
    »Bah …« Claudio verdrehte die Augen.
    »Bern hätte Winter damit völlig in der Hand. So ehrgeizig, wie unser Professor ist … ich glaube, er würde alles tun, damit sein Ruf nicht den Bach runtergeht. Und für Geheimdienste werden Informationen wertlos, wenn sie publik werden.«
    »Eine Ente also?«
    »Nicht unbedingt …« Lenz strich sich nachdenklich über den Schnauzbart. »Ich glaube, es ist mehr als eine Ente, es ist ein Täuschungsmanöver!«
    »Ach ja?« Jagmetti stand kurz auf und massierte seinen Hintern. »Und wer soll getäuscht werden?«
    »Na wir … die Polizei, die öffentliche Meinung, was weiß ich. So ganz durchschau ich’s ja auch noch nicht.«
    »Und das führt uns natürlich zur Frage, wer uns täuschen will. Wer und warum?« Eschenbach stand ebenfalls auf. Er machte ein paar Schritte, und weil die Wohnung klein war, sah es aus, als tigere ein Waschbär in einem Mikrogehege herum. Einen Moment stand er Aug in Aug mit Jagmetti, dann gab der Jüngere nach und setzte sich wieder. »Weshalb der ganze Kokolores um CIA und Nervengift, wenn Theo doch nur eines im Sinn hatte: nämlich Schmerzen zu lindern und ein effektives Mittel gegen Depressionen zu finden, basta. Davon hat er gesprochen … das interessiert ihn. Er will die Welt erobern, nicht zerstören.«
    »Das macht tatsächlich Sinn«, meinte Lenz. »Und was ich so höre, steht er kurz vor dem Durchbruch. Jedenfalls schleichen die großen Pharmafirmen um die ETH wie die Wölfe.«
    »Es macht ökonomisch Sinn und es macht menschlich Sinn«,

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