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Eistod

Eistod

Titel: Eistod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Theurillat
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ich sagen will: Die Affäre Winter ist ab sofort eine Angelegenheit der Bundespolizei. Wir ziehen uns vollständig aus der Sache zurück.«
    Meiendörfer blickte zufrieden vor sich auf den Tisch.
    »Natürlich stehen wir bereit, sollte das BAP lokal Unterstützung brauchen. Aber der Lead liegt klar beim Bund.« Sacher sah zu Meiendörfer, bis dieser zustimmend nickte.
    Elisabeth Kobler nickte auch. Sie sah erwartungsvoll zu Eschenbach, bis der Kommissar milde lächelte und ebenfalls den Kopf bewegte.
    »Das wär’s dann also.« Sacher sah in die Runde.
    »Und der Assistent?«, wunderte sich Eschenbach. »Es läuft immer noch die Suche. Sollen wir die jetzt stoppen?«
    »Das müssen Sie nicht.« Meiendörfer wich Eschenbachs Blick aus. »Natürlich ist Konrad Schwinn auch bei uns ausgeschrieben … in Absprache mit allen kantonalen Polizeidienststellen. Es gelten hier die üblichen Verfahrensrichtlinien interkantonaler Zusammenarbeit.«
    »Okay.« Der Kommissar wartete darauf, dass Sacher erneut betonen würde, dass die Verantwortung beim Bund lag.
    »Und dasselbe gilt im Übrigen jetzt auch für Winter«, fügte Meiendörfer hinzu. »Obwohl wir hier Hinweise haben, dass sich der Professor nicht mehr in der Schweiz aufhält.«
    »Alles klar.«
    »Schön, wenn sich die Herren und Damen einig sind.« Sacher strich sich den Jupe glatt und stand auf.
    »So ist es«, sagte nun auch Kobler. Die ganze Zeit über hatte sie sich zurückgehalten und mit Eschenbach immer wieder einen Blick gewechselt. Auch er stand nun auf.
    Nachdem sich Sacher und Meiendörfer verabschiedet hatten, setzten sich die Polizeichefin und Eschenbach wieder an den Besprechungstisch. Einen Moment sah er seine Chefin schweigend an. Verglichen mit Sacher wirkte sie geradezu jugendlich in ihrem dunkelgrauen Hosenanzug und mit den langen, braunen Haaren, die sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte. Offenbar fiel es ihr schwer, einen Anfang zu machen.
    »Ich bin von der Sache genauso wenig überzeugt wie Sie«, begann sie vorsichtig. »Sacher hat mir diesen Bären mit ihrem Cousin, diesem Pestalozzi, zuerst aufgebunden. Da spielt vermutlich auch der verletzte Stolz mit. Trotzdem, ich mag’s nicht, wenn man mich anlügt.« Sie verschränkte ihre Arme und der Kommissar sah, dass ihr die Sache naheging. »Meine Großmutter hat immer gesagt, wer lügt, der stiehlt auch … diesen Satz habe ich nie vergessen.«
    Eschenbach überlegte einen Moment, ob er seiner Chefin die Geschichte mit Pestalozzi und dem Gespräch in der Toilette des Central erzählen sollte.
    »Ich weiß nicht, was Sie vorhaben«, sagte Kobler nachdenklich. »Aber so wie ich Sie kenne, wird Sie die Sache nicht in Ruhe lassen. Es hat nie etwas gebracht, wenn man Ihnen die Fälle weggenommen hat. Im Gegenteil.«
    »Ich wüsste nur gerne, um was für einen Fall es sich handelt«, sagte Eschenbach. Er strich sich mit der flachen Hand über das Haar. »Bis jetzt sind es Puzzlesteine … Ungereimtheiten und ein paar Lügen. Mehr ist es nicht. Und Fragen natürlich … Fragen, denen ich gerne nachgehen würde. Keine Ahnung, wohin uns das führt.«
    »Gehen Sie der Sache nach, Eschenbach. Sie haben meine Unterstützung … passiv, natürlich.« Kobler lächelte. »Sie können mich informieren oder nicht … Vielleicht besser nicht. Tun Sie, was Sie nicht lassen können. Und nichts Schriftliches, ja? Keine Berichte … das dürfte wohl klar sein.«
    Der Kommissar nickte.
    Nachdem Kobler gegangen war, saß Eschenbach eine Weile in seinem Bürostuhl und dachte nach. Wie ein Boxer hing er im schwarzen Leder seiner Stuhllehne, hielt die Beine übereinandergeschlagen auf dem Tisch und sah zur Decke oder zum Fenster hinaus. Er versuchte zu verstehen, was sich gerade abgespielt hatte. Einen Moment lang verfluchte er sich, weil er es unterlassen hatte, aus Winter mehr herauszuholen. Der Professor, der als Einziger hätte Licht ins Dunkle bringen können, war verschwunden. Winter wusste sicher, welches Spiel gespielt wurde. Sonst wäre er nicht exakt zu diesem Zeitpunkt untergetaucht. Theo war ein Genie und das Timing seines Abgangs geradezu perfekt.
    Der Kommissar nahm die Füße vom Tisch und drückte den Knopf der Gegensprechanlage. »Frau Mazzoleni?«
    Es dauerte eine Weile, dann kam Rosa mit einem Tablett zur Tür herein. »War’s schlimm, Chef?« Sie sah ihn mitleidvoll an und stellte den großen, silbernen Servierteller vor ihm auf die Holzplatte.
    »Kuchen?« Eschenbach machte große

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