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Eiswein (German Edition)

Eiswein (German Edition)

Titel: Eiswein (German Edition)
Autoren: Carmen Mayer
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zwischen die Zähne, biss kurz darauf und versuchte dann, sich wieder auf das Gespräch zu konzentrieren. Das hier hatte verdammt noch mal nichts mit seinem Privatleben zu tun.
    Christoph lachte bitter vor sich hin.
    »Natürlich hab ich nach meiner Rückkehr versucht, mich bei ihr zu melden. Ganz so einfach war es dann doch nicht für mich. Ich hatte die ganze Zeit über zuerst auf einen klärenden Anruf von ihr gewartet, machte mir dann aber doch Sorgen, als sie sich nicht meldete. Am Samstag hab ich in der Alten Mühle angerufen. Das ist – das war ihr Hotel. Karl, also ihr Geschäftspartner, sagte, sie wäre für ein paar Tage weggefahren, weil sie dringend raus musste. Ich hab nicht weiter nachgefragt, weil Karl sich mir gegenüber ziemlich frostig verhält und über seine Chefin sowieso nichts erzählt hätte. Ich nahm an, sie sei von hier aus direkt nach Hause und von dort dann woanders hingefahren. Ein saudummes Missverständnis. Dass sie noch hier war …« Er hatte die ganze Zeit über auf den Deckel seines Laptops gestarrt und immer leiser geredet. »Mehr kann ich dazu nicht sagen.«
    »Haben Sie nicht im Goldenen Bären nachgefragt, ob sie schon abgereist ist?«
    »Das hätte ich schon noch gemacht, aber zunächst …«
    »Julia Neubauer wollte eventuell noch über etwas anderes mit Ihnen reden«, stellte Braunagel ruhig fest.
    »Nämlich worüber?«
    »Sie könnte vermutet haben, dass Ihr seltsames Verhalten ihr gegenüber daher kommen könne, dass Sie Drogen nehmen. Koks, um genau zu sein.«
    Christoph kämpfte sichtbar mit Worten.
    »Was?«
    »Julia mailte ihrer Freundin, dass Sie sich sehr verändert hätten in den letzten Wochen. Aus dem zuverlässigen Partner Christoph Orthler wurde einer, der es irgendwann nicht einmal mehr für notwendig hielt, sich dafür zu entschuldigen, dass er seine Verabredungen versäumte. Das geplatzte Treffen in Maria Wörth und Ihr Verhalten danach brachte die beiden Frauen auf den Gedanken mit den Drogen. Ihre Freundin wollte möglicherweise von Ihnen wissen, ob die Vermutung mit den Drogen stimmt. Hat Sie sie danach gefragt?«
    Christoph hatte fassungslos zugehört.
    »Davon hat sie nichts gesagt.«
    »Nehmen Sie Drogen?«
    »Ach Quatsch.«
    »Sie wussten nicht, dass Julia vielleicht auch hergekommen war, um mit Ihnen darüber zu reden?«
    »Nein, wusste ich nicht. Ich sagte es bereits: Sie hat darüber nicht mit mir gesprochen. Wozu auch?«
    In diesem Augenblick öffnete sich die Tür. Schwarz schaute herein, hinter dem Margarete Orthler zu sehen war.
    »Wir sind fertig hier«, sagte er.
    Braunagel nickte ihm zu. »Wir auch.« Dann wandte er sich um und reichte dem jungen Mann die Hand. »Mein Beileid, Herr Orthler.«
    Aus den Augenwinkeln registrierte er den verblüfften Gesichtsausdruck seiner Mutter.
    Braunagel verließ das Büro und folgte seinem Kollegen zum Auto.
    »Wissen wir mehr?«, fragte er Schwarz, als sie bereits wieder auf der Landstraße Richtung Würzburg fuhren.
    »Nur, dass Christophs Mutter nicht verstehen kann, warum ihr Sohn kein Sterbenswörtchen von dieser Frau erzählt hat.«
    »Sterbenswörtchen.«

Montagabend
    »Fassen wir zusammen«, resümierte Annemarie Zeller. »Julia Neubauer ist sauer, weil Christoph Orthler sie immer häufiger versetzt und schließlich nicht einmal mehr für notwendig findet, sich dafür zu entschuldigen. Nach einem geplatzten Kurzurlaub in Österreich beschließt sie, ihn zur Rede zu stellen. Sie fährt vergangenen Donnerstag zu seinem Weingut, ohne sich vorher bei ihm anzumelden. Aus ihren Mails mit Renate Kellermann kennen wir nicht nur diesen Sachverhalt, sondern auch, dass jene sie auf die Idee mit den Drogen brachte. Sie warnte Julia aus diesem Grund eindringlich vor einem Besuch bei ihrem Geliebten. Julia Neubauer scheint bereits Erfahrung mit einem gewalttätigen Ehemann gesammelt zu haben, und ihre Freundin befürchtete, dass sie ein zweites Mal in so eine Situation gerät.«
    Die Kommissarin hielt einen Augenblick lang inne und schaute kurz auf ihre Notizen, bevor sie fortfuhr: »Julia traf Christoph vor dem Tor zum Gut. Entweder schickte er sie nach kurzer Zeit wieder weg, oder sie ist von selber gefahren, weil das Gespräch eher negativ verlief. Warum auch immer sie in der Stadt blieb und schließlich ein Zimmer im Goldenen Bären genommen hat, können wir nur vermuten: Sie hoffte möglicherweise, Christoph am nächsten Tag noch einmal in Ruhe sprechen zu können. Aber der traf sich bereits am späten
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