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Eiswein (German Edition)

Eiswein (German Edition)

Titel: Eiswein (German Edition)
Autoren: Carmen Mayer
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es war was zwischen ihr und mir, aber ich wollte vor meiner Mutter nicht darüber reden, wie Sie sicherlich bemerkt haben«, ließ Christoph nach einer längeren Pause gereizt verlauten. »Geht sie nichts an.«
    »Warum nicht?«
    »Ich bin erwachsen.« Er warf dem Kommissar einen finsteren Blick zu. »Was hab ich denn mit ihrem – ihrem Tod zu tun? Verdächtigen Sie mich etwa, sie umgebracht zu haben?«
    »Bislang verdächtige ich überhaupt niemand. Ich möchte zuerst einmal herausfinden, was in den Stunden vor ihrem gewaltsamen Tod passiert ist, um mir ein besseres Bild machen zu können.«
    Braunagel musterte sein Gegenüber aufmerksam. Konnte es sein, dass der Tod seiner Geliebten diesen Christoph so wenig berührte?
    »Von mir aus.«
    »Sie wussten also nicht, dass Julia Neubauer herkommen würde, und waren überrascht, als sie anrief und Sie wissen ließ, sie warte vor dem Tor auf Sie«, fasste Braunagel das Gehörte zusammen.
    »Richtig.«
    »Sie gingen zu ihr hinaus. Und was geschah dann?« Braunagel wurde langsam ungeduldig. Was ging in dem jungen Mann nur vor? »Wir wissen von Julias Freundin, dass Ihre Beziehung keinesfalls rein geschäftlich war, und in letzter Zeit – nun, sagen wir ‚etwas angespannt’ gewesen ist. Stimmt das so?«
    Christoph zuckte die Achseln. »Wie Sie wollen.«
    »Nein, nicht, wie ich will!«, fuhr Braunagel ihn an. »Erzählen Sie mir jetzt, was vorgefallen ist, Herr Orthler. Wir spielen hier nicht Räuber und Gendarm! Eine Frau, Ihre Geliebte nehme ich doch an, ist ermordet worden, und wir wollen herausfinden, wer das getan hat und warum. Wollen Sie das nicht auch wissen?«
    Braunagels Gesicht war rot angelaufen, und der junge Mann schien bei einem Blick darauf erst zu begreifen, was das alles zu bedeuten hatte. Der Kommissar registrierte, wie Christoph die Fassung verlor, die er bislang sehr geschickt gewahrt hatte. Er kannte das von anderen Gesprächen dieser Art und ließ ihm Zeit, damit fertig zu werden. Christoph schlug die Hände vors Gesicht und schien zunächst unfähig, etwas zu sagen. Als er die Hände wieder sinken ließ, war das Weiß in seinen Augen gerötet.
    »Tut mir leid, es ist ein bisschen viel für mich gerade.«
    »Das verstehe ich. Wollen Sie eine Pause machen?«, lenkte Braunagel ein.
    »Nein, danke. Es geht schon wieder.« Christoph atmete tief durch. »Ich fragte Julia, warum sie plötzlich hier auftauche. Sie war ziemlich aufgebracht und wollte wissen, warum ich sie ein paar Mal versetzt hätte. Wir hatten …« Er unterbrach sich und schien sich erneut zu sammeln. »Ich habe sie vor drei oder vier Wochen eingeladen, mit mir zusammen ein paar Tage in Österreich in einem Wellness-Hotel zu verbringen. Julia hatte wochenlang Stress pur, wir sahen uns kaum, und ich wollte ihr und mir etwas Gutes tun. Sie ist hingefahren und hat auf mich gewartet, aber ich musste bereits nach ein paar Kilometern umdrehen und nach Hause zurückfahren. Ich hatte wahnsinnige Bauchschmerzen bekommen und wollte meinen Arzt aufsuchen. Dann lag ich drei Tage lang mit einer heftigen Vireninfektion im Bett und war nicht einmal in der Lage, sie anzurufen und ihr zu sagen, was geschehen ist. Später …« Er unterbrach sich und starrte eine Zeit lang vor sich hin. »Da am Tor hab ich versucht, ihr alles zu erklären. Sie ließ es nicht gelten, meinte, dass ich sie schon mehrmals verarscht hätte, weil ich Termine mit ihr platzen hab lassen.«
    »Verständlich, dass sie verärgert war, oder?«
    »Sie hat mir nicht geglaubt, dass ich aus geschäftlichen Gründen unsere Dates immer wieder absagen musste, und das hat mich wiederum geärgert. Wegen dieses Kurzurlaubs meinte sie, ich hätte sie doch irgendwann benachrichtigen und ihr sagen müssen, was los war. Da fühlte ich mich so in die Enge getrieben, dass ich nur noch dicht machte.«
    »Warum fühlten Sie sich denn in die Enge getrieben?«, wollte Braunagel wissen, dem die Logik hinter Orthlers Haltung nicht richtig einleuchten wollte.
    Christoph schwieg und spielte weiter mit seinem Bleistift.
    »Als sie herkam, fühlten Sie sich in die Enge getrieben, und schickten sie deshalb weg?«, fragte der Kommissar schließlich, um weiterzukommen.
    »Ja. Später tat es mir dann leid. Ich rief sie auf dem Handy an, und fuhr in die Stadt, wo ich sie vor einem Café traf. Wir haben uns dort über eine Stunde lang mehr oder weniger in Ruhe unterhalten, und uns für den nächsten Tag verabredet. Sie würde im Goldenen Bären ein Zimmer nehmen,
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