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Eiswein (German Edition)

Eiswein (German Edition)

Titel: Eiswein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Mayer
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was ihr gehörte. Auch seine Geschenke und Dinge, die sie gemeinsam gekauft und mit denen sie ihr kleines Nest gemütlich eingerichtet hatten. Nach Italien war sie abgehauen, hatte hinter seinem Rücken in der Toskana ein Häuschen gemietet, wo sie irgendwelchen Idioten eine Menge Geld für einen Haufen esoterischen Unsinn abknöpfte.
    »Okay. Ich schlage vor, wir gehen in das nette kleine Café an der Alten Mainbrücke. Ich meine das mit der süßen Bedienung, und du bestellst dir einen Bienenstich.« Schwarz schaute Braunagel abwartend an.
    »Gute Idee.«

Dienstagmittag
    »Sie lief öfter nackt durch den Wald.« Dunkle Schatten lagen um Karls Augen, als er vor Walter Braunagel und Norbert Schwarz im Büro der Polizeidirektion Straubing saß. Seine Hände zitterten, und seine Füße scharrten unruhig über den Boden. Sie hatten diesen Treffpunkt vereinbart, weil Karl in der Stadt zu tun hatte, und außerdem nicht wollte, dass im Hotel Unruhe entstand, wenn die Polizisten noch einmal auftauchten.
    »Woher wissen Sie das?«, fragte Schwarz.
    »Sie lieh sich manchmal meinen Hund und lief mit ihm zum See. Da hat sie kurz gebadet und kam im großen Bogen wieder zurück. Nackt. Hat sich erst angezogen, als sie fast den Waldrand erreicht hat.«
    »Woher wissen Sie das?«, wiederholte Braunagel die Frage seines Kollegen.
    Karl holte tief Luft. »Ich bin ihr einmal nachgelaufen, weil sie so schlecht drauf war«, gestand er leise. Er hielt inne und faltete die Hände vor sich auf der Tischplatte, um ihr Zittern einzufangen. »Hab mir Sorgen um sie gemacht.«
    Die beiden Kommissare wechselten verständnisvolle Blicke. »Und der Hund hat Sie nicht verraten?«, fragte er.
    »Nein. Gustl ist ein alter Herr, der schlecht hört und sieht. Außerdem bin ich weit genug von den beiden weggeblieben.«
    Es entstand eine kleine Pause, bevor Karl wieder auf das eigentliche Thema zurückkam.
    »Julia – ich meine, Frau Neubauer – hat diese seltsamen Waldläufe gemacht, wenn es ihr nicht gut ging. Hinterher kam sie frisch und munter wieder ins Hotel zurück, war ausgeglichen und problemlos wieder ansprechbar. Also war es für mich okay, und sie hat ja niemand damit belästigt. Ist doch nicht strafbar, so was, oder?«, fragte er unsicher.
    Braunagel schüttelte den Kopf.
    »Wann haben Sie Frau Neubauer das letzte Mal gesehen?«, wollte Schwarz noch wissen.
    »Am – also am Tag bevor …«
    »Am Mittwoch?«, hakte Braunagel nach.
    »Ja. Mittwoch. Sie sagte, sie müsse für ein paar Tage raus. Es war nicht mehr viel los im Hotel, da ging das. Außerdem war ein paar Wochen zuvor erst was dazwischen gekommen, als sie ihren Kurzurlaub machen wollte, den sie dringend nötig gehabt hätte. Ich dachte, das würde ihr jetzt ganz gut tun. Sie war ziemlich gereizt gewesen in der Zeit vor …« Er unterbrach sich erneut und starrte auf seine gefalteten Hände.
    Braunagel schaute überrascht auf.
    »Warum war sie denn so gereizt, was meinen Sie?«
    »Überarbeitet, schätze ich mal. Der Kurzurlaub fiel dann wohl auch komplett ins Wasser.«
    »Und was hat Frau Neubauer daran gehindert, ihren Kurzurlaub anzutreten?«, fragte Norbert Schwarz vorsichtig nach. Die beiden Polizisten kannten das alles zwar bereits von Julias Freundin Renate, wollten jedoch gerne noch Karls Version hören.
    Jener schüttelte müde den Kopf.
    »Hat eben nicht geklappt.«
    Schwarz setzte sich Karl gegenüber auf einen Stuhl und schaute ihn nachdenklich an.
    »Warum nicht?«
    »Sie sagte, dass sie Streit hatte und deshalb nach Hause zurückgefahren sei.«
    »Sie hatte Streit?«
    Karl ließ sich Zeit mit seiner Antwort.
    »Julia hatte ein Verhältnis mit Christoph Orthler, einem Winzer aus Franken. Den wollte sie in Maria Wörth treffen und eine Woche mit ihm dort verbringen.«
    Karl wand sich sichtbar bei diesen Worten. Es fiel ihm nicht leicht, seine Geschäftspartnerin auf diese Weise bloßzustellen.
    »Was wissen Sie über die Beziehung zwischen Julia Neubauer und diesem Orthler?«, wollte Braunagel wissen. Sie waren beim Thema. Er konnte keine Rücksicht auf die Gefühle des Mannes vor sich nehmen.
    Karl rührte sich nicht. Auch das Scharren seiner Füße auf dem Boden hatte aufgehört.
    »Nicht viel«, sagte er schließlich leise.
    »Uns reicht schon, wenn Sie uns das Wenige erzählen, das Sie wissen«, half Braunagel ihm auf die Sprünge.
    Karl zögerte.
    »Ich weiß nur, dass die beiden ein Verhältnis hatten.«
    »Wie haben Sie diese Beziehung gesehen? Ich meine, war

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