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Eiswein (German Edition)

Eiswein (German Edition)

Titel: Eiswein (German Edition)
Autoren: Carmen Mayer
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Tagen eine weibliche Leiche gefunden«, begann Braunagel.
    »Davon hab ich heute kurz in der Zeitung gelesen. Die Frau soll ermordet worden sein. Was hat das mit mir zu tun?« Christoph Orthler schaute mit gerunzelter Stirn von einem zum anderen.
    »Wir wissen inzwischen, dass es sich dabei um Julia Neubauer handelt und dass Sie sich gekannt haben.«
    Christoph hatte den Laptop heruntergefahren und zugeklappt, und starrte Braunagel jetzt entgeistert an.
    »Sie kannten Frau Neubauer doch?«, hakte Schwarz nach, als der junge Mann nichts sagte.
    »Ja, sie ist – sie war eine Kundin von uns. Ist sie die Tote aus der Zeitung?«
    »Sie ist die Tote«, bestätigte Schwarz. »Nur eine Kundin?«
    »Nur eine Kundin, ja. Warum fragen Sie?«
    »Wann haben Sie sich zuletzt gesehen?«, ergriff Braunagel das Wort.
    »Am – Donnerstag.« Christoph strich mit den Fingern beider Hände sein Haar nach hinten. »Mein Gott.« Seine Hände begannen zu zittern, als er sie wieder herabsinken ließ. Er wischte sie fahrig an seiner Jeans ab.
    »Und wo?«, wollte Schwarz wissen.
    »Frau Neubauer tauchte am Donnerstagnachmittag hier im Gut auf, wollte mit mir reden«, sagte Christoph langsam. »Sie hat draußen auf mich gewartet, am Tor. Wollte nicht hereinkommen. Wir haben uns kurz unterhalten, dann ist sie wieder gefahren.«
    »Hatten Sie Streit?«, wollte Braunagel wissen.
    »Nicht direkt. Ich war etwas ungehalten darüber, dass sie hergekommen ist, ohne mich vorher darüber zu informieren. Wenn ich gewusst hätte, dass sie kommt, hätte ich mich auf ihren Besuch vorbereitet.«
    Hätte Braunagel nichts von dem Verhältnis der beiden gewusst, er hätte sich über diese Aussage gewundert. Jetzt wollte er einfach nur hören, wie der Winzer das alles darstellte.
    »Was wollte sie hier?«
    »Sie hat sich nach unserem Eiswein erkundigt.«
    »Nach Ihrem Eiswein.« Braunagel zögerte einen Augenblick lang, bevor er weiter fragte: »Hat sie Ihnen gesagt, wohin sie anschließend gehen wollte?«
    »Er hat nicht lange mit ihr geredet. Sie ist gleich wieder gefahren.«
    Die beiden Polizisten drehten sich überrascht um. Eine drahtige, dunkelhaarige Frau weit in den Fünfzigern stand in der Tür, die Arme vor der Brust verschränkt, das Gesicht wie zu einer Maske erstarrt. Ihre dunklen Augen waren zornig auf die beiden Beamten gerichtet. Sie hatten sie nicht kommen gehört.
    »Wer sind Sie?«
    »Margarete Orthler, seine Mutter«, sagte sie und wies dabei mit dem Kinn auf ihren Sohn. »Christoph ist zu der Frau rausgegangen, die am Tor auf ihn gewartet hat. Sie ist kurz drauf wieder gefahren. Dann war er den ganzen Nachmittag über im Büro, ist erst später weggefahren.«
    »Warum erzählen Sie uns das alles?«, wollte Norbert Schwarz wissen, der aufmerksam zugehört und sich Notizen gemacht hatte.
    »Sie werden ohnehin danach fragen.«
    »Dann wissen Sie auch, warum diese Frau hier war?«
    Margarete Orthler verzog das Gesicht zu einer abweisenden Grimasse.
    »Mein Sohn sagte, sie sei eine Kundin, die nach unserem Eiswein gefragt hat. Ihr gehöre ein Hotel im Bayerischen Wald, und sie sei vorbeigekommen, weil sie in der Nähe zu tun gehabt habe.«
    »Klingt nicht so, als würden Sie ihm das glauben.«
    Christophs Mutter schwieg achselzuckend.
    »Sie kam also zu Ihnen, um über Ihren Eiswein zu reden. Reden Sie immer vor dem Tor mit Ihren Kunden?«, wandte sich Braunagel wieder an den jungen Mann. Zeit, ihn aus der Reserve zu locken.
    Christoph musterte ihn nachdenklich. Ein schneller Blick streifte seine Mutter, die immer noch in der Tür stand und die Szene ungerührt verfolgte.
    »Nein«, gab er dann zu.
    »Sie sagten, Sie waren sauer darüber, dass Frau Neubauer ohne vorherige Anmeldung auftauchte. Ist das denn so unüblich?«
    »Ja. Normalerweise vereinbare ich mit meinen Kunden einen Termin und bereite mich auf ihren Besuch vor. Mit einer Weinprobe beispielsweise oder zumindest mit Unterlagen.«
    Braunagel ging langsam ein Licht auf. Er gab seinem Kollegen ein Zeichen. Der bat Margarete Orthler hinaus. Zuerst weigerte sie sich, das Büro zu verlassen, aber dann ließ sie sich doch unter lautem Protest hinausschieben. Als sich die Tür hinter den beiden geschlossen hatte, nickte der Kommissar dem Winzer aufmunternd zu.
    »Wir wissen, dass Sie und Julia Neubauer sich sehr gut kannten. Sie war nicht nur Ihre Kundin.«
    »Ja, und?« Christoph langte nach einem Bleistift und begann, ihn nervös zwischen den Fingern zu drehen. Braunagel schwieg.
    »Ja,
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