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Eiswein (German Edition)

Eiswein (German Edition)

Titel: Eiswein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Mayer
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Norbert Schwarz unterbrach sich räuspernd. »Karl war in seine Chefin verliebt, hat kritisch beobachtet, was sich in ihrem privaten Umfeld tat. Er war da, als Julias Ex sie über seinen Anwalt angriff, hat ihr geholfen, so weit er konnte. Mit Geld, mit Rat und Tat. Er hat die verbalen Übergriffe von Sven Steiner abgeblockt, den Ex vor die Tür gesetzt, hat ihre Arbeit übernommen, wenn es ihr nicht so gut ging.« Er schaute zu Braunagel hinüber, ob der ihm auch zuhörte. »Julia scheint unter Depressionen gelitten zu haben, wenn ich mir das alles recht überlege. Da passt ein Frauentyp wie dieser Orthler wunderbar als Kompensator.«
    »Thema für die Psychologen, nicht für uns.«
    Braunagel trommelte mit den Fingern auf das Lenkrad des BMW, den sie vom Fuhrpark der Polizeiinspektion ergattert hatten. Er war ganz neu und schnurrte auf der A3 wie eine Katze.
    »Karl Mauracher hat uns nichts erzählt, was wir nicht schon gewusst hätten. Das mit den Mails zwischen Julia und Renate war uns bekannt, und dass deren Bruder Drogen genommen hat auch«, ergänzte Schwarz seine Überlegungen.
    »Dieser Bruder interessiert mich überhaupt nicht.« Braunagel warf einen schnellen Blick zu Schwarz hinüber, der ihn überrascht ansah. »Bringt uns nicht weiter. Ich bin von dieser Drogentheorie als Mordmotiv nicht überzeugt. Das nervt langsam. Erzähl, was wir wissen«, bat Braunagel deshalb in ruhigerem Ton, während er sich auf die Fahrbahn konzentrierte.
    Schwarz grinste verständnisvoll vor sich hin.
    »Gut. Julia war enttäuscht davon, dass Christoph sie schon wieder versetzt hatte. Und das auch noch bei den Gastrokollegen in Österreich, denen sie bekannt war. Sowas spricht sich doch innerhalb der Branche schnell rum, Mensch. Das ist me-ga-peinlich!«
    Braunagel grübelte eine Zeit lang schweigend vor sich hin.
    »So weit, so gut«, half er seinem Kollegen schließlich dabei, den Faden nicht zu verlieren. »Aber kaum ein Grund, sie zu erschlagen. Doch eher ihn, oder? Aber er lebt. Was also weiter?«
    »Der junge Orthler sagte, sie habe bei dem Treffen vor dem Tor ausschließlich die geplatzten Dates der letzten Zeit und diesen Kurzurlaub angesprochen. Dadurch fühlte er sich in die Enge getrieben und schickte sie schließlich weg.«
    »Warum eigentlich?«, überlegte Braunagel laut.
    »Hm.«
    »Hm?«
    »Was weiß ich.«
    »Okay: Hm. Später ist er selber weggefahren, was auch seine Mutter bestätigt hat. Wohin er gefahren ist, wusste sie angeblich nicht, weil er sie selten wissen ließ, wohin er fuhr und was er dort zu erledigen hatte. Er traf unserer Erkenntnis nach jedoch Julia in der Stadt und hat mit ihr geredet. Dann hat sie ein Hotelzimmer in der Nähe gemietet und wurde am selben Abend ermordet, als sie nackt im Wald herumlief.« Braunagel seufzte abgrundtief. Sie drehten sich im Kreis. Er hasste es.
    »Richtig.« Schwarz knabberte nachdenklich ein Hautstückchen von seinem Daumen. »Renate Kellermann hat drei Tage später eine Vermisstenanzeige aufgegeben, weil sie die Freundin telefonisch nicht erreichen konnte, und von Anfang an ein schlechtes Gefühl bei der ganzen Sache hatte.«
    Da war wieder die Stelle mit den Drogen, die Schwarz zum Glück ausließ.
    »Karl sagte uns, sie sei öfter nackt im Wald herumgerannt, wenn es ihr nicht gut ging«, ergänzte Braunagel die Gedankengänge seines Kollegen. »Gehen wir davon aus, dass sie genau das an dem Mordabend auch tun wollte. Sie war bestimmt reichlich frustriert und wollte wieder klar denken können.«
    »Also«, schloss Schwarz ihre Überlegungen, weil der BMW gerade das schwere metallene Tor zur Tiefgarage hinter der Polizeiinspektion passiert hatte. »Also müssen wir noch einmal mit Christoph Orthler reden. Bislang ist er nach Ansicht der Zeller und entgegen deiner Meinung der Einzige, der ein Motiv gehabt hätte, Julia Neubauer umzubringen.«
    »Ja und nein.«
    »Ja und nein? Was ja und nein?«, fragte Schwarz.
    »Ja, die Zeller sieht das so. Nein, er ist nicht der Einzige. Wenn ich Karl richtig verstanden habe, hatten auch Julias Ex und dessen Sohn ein Motiv.«
    Schwarz verdrehte die Augen. »So gesehen wäre Karl auch verdächtig«, brummte er, während er ausstieg. »Er war in Julia verliebt und dürfte Angst gehabt haben, dass er sie an den Winzer verlor, wie vorher an den Steiner und seinen Sohn. Vielleicht ist er ihr in den Wald gefolgt. Schließlich scheint er außer dieser Renate der Einzige gewesen zu sein, der von ihren Nacktläufen

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