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Eiswein (German Edition)

Eiswein (German Edition)

Titel: Eiswein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Mayer
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Seminare, die Workshops, Vorträge, Kundenbesuche --- dass es die einfach nicht gab, eine billige Ausrede waren. Und dann noch das mit den Drogen. Julia ist völlig verunsichert und traut dem Orthler nicht mehr über den Weg.« Er schwieg einen Augenblick lang. »Ihre Freundin hat da ganze Arbeit geleistet.« Schwarz unterbrach sich noch einmal kurz und nahm dann den eigentlichen Faden wieder auf: »Weil das alles aber irgendwie doch nicht schlüssig für Julia ist, will sie wissen, was wirklich los ist, und fährt zu ihm.«
    Braunagel winkte ab.
    »Hör doch auf. Diese Frau hatte ihre eigenen Ansichten über Gott und die Welt und hat sich nicht von den fixen Ideen ihrer Freundin beeinflussen lassen.«
    »Ah ja. Und dass sie Christoph gesagt hat, er mache ihr Angst?«
    »Aber das ist ja nun wirklich kein Grund für einen Mord!«
    »Für uns möglicherweise nicht. Aber vielleicht hatte Julia Angst davor, dass er sie umbringt?«
    »Dann hätte uns der Orthler das alles nicht erzählt.«
    »Wenn er denn davon gewusst hätte. Deine Logik ist irgendwie verquer, Walter Braunagel, entschuldige.« Schwarz schüttelte verständnislos den Kopf. »Du erinnerst dich aber schon an die Mails zwischen den beiden Frauen?«
    »Jaaa gut. Aber wenn ich die richtig gelesen habe, bauscht sich darin was auf, was nur Mutmaßungen sind.« Braunagel schüttelte den Kopf. »Passt meiner Meinung nach alles nicht so richtig zusammen.«
    »Was passt denn zusammen?«
    Braunagel zog die Schultern hoch.
    »Nichts.«
    »Vielleicht stammt Julias Angst aus den Mails mit der Freundin. Irgendwo schreibt diese Renate doch, dass Drogentypen zu Gewalttätigkeiten neigen. Wir wissen, dass das stimmt. Könnte ja sein, Julia dachte eben doch , er tue ihr was an, wenn die Dinge nicht so liefen, wie er wollte?«
    Braunagel überlegte kurz.
    »Sie fährt trotz ihrer Angst zu ihm und riskiert seinen Gewaltausbruch? Bei ihren beschissenen Erfahrungen?«
    »Passt auch nicht so richtig, da hast du recht«, stimmte Schwarz ihm zu.
    »Die nächste Frage ist: Erschlägt er sie tatsächlich, weil sie ihm Vorwürfe gemacht hat? Zertrümmert er ihr Gesicht auf derart brutale Weise aus diesem Grund?«
    »Hm, ist nicht schlüssig, das stimmt schon. Aber es wurden schon Menschen aus wesentlich nichtigeren Anlässen ermordet.«
    »Phrasenklopper.« Braunagel schüttelte erneut den Kopf. »Mich wundert außerdem, dass ein Mann ihr Angst gemacht haben soll, mit dem sie offensichtlich eine sehr sinnliche Beziehung hatte – und nicht etwa ihr Ex, der Karls Aussage zufolge öfter die Kontrolle über sich verloren hat. Der kommt für mich eher in Frage.«
    Schwarz war aufgestanden und zum Fenster gegangen. Er öffnete es und ließ die nasskalte Luft hereinströmen, die nach einem heftigen Regenguss die Straßen und den Platz vor dem Gebäude füllte.
    Braunagel rieb sich müde die Augen. Er hatte sich so in den Fall verbissen, dass er seit Tagen nur noch ganz schlecht schlafen konnte. Aus irgendeinem Grund glaubte er zu wissen, dass die Zeller Unrecht hatte, wenn sie Orthler als Mörder seiner Geliebten sah. Er wusste, dass er unter Zeitdruck stand, und das zehrte zusätzlich an seinen Nerven.
    Irgendetwas war Braunagel aufgefallen, als er das letzte Gespräch mit dem jungen Mann führte. Etwas, das entscheidend schien, das ihn entlasten konnte. Was war es nur?
    Schwarz überflog inzwischen das Protokoll. Dann versuchte er es noch einmal mit einer Zusammenfassung: »Nun, Christoph sagte, dass sie eine eher erotische Beziehung gehabt hätten. Er habe allerdings …«
    »Moment. Noch mal von Anfang an. Ich war in Gedanken ganz woanders. Sie lernen sich während eines seiner Weinseminare kennen, er besucht sie daraufhin gelegentlich, sie haben Sex. Und weiter?«
    »Er versetzt sie nach einer anfänglich sehr – sagen wir mal ‚zuverlässigen Zeit’ immer öfter. Sie fängt an, ihm gegenüber misstrauisch und übervorsichtig zu werden. Außerdem kommen die beiden Freundinnen in ihren Mails auf das Thema Drogen, weshalb Julia in Betracht gezogen haben könnte, dass …«
    »Ah! Das ist es!« Braunagel war aufgesprungen und förmlich auf Schwarz zugefahren, der verblüfft die Hände hob.
    »Was?«
    »Überleg doch: Was hätte es Julia gebracht, wenn sie ihn wegen des Zeugs auflaufen hätte lassen? Er hätte vielleicht ein paar Fingerspitzen gesehen, die auf ihn zeigten, die Bank hätte eventuell gemeckert, weil er zum Risikoschuldner geworden ist. Aber warum hätte sie ihn wegen

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