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Eiswein (German Edition)

Eiswein (German Edition)

Titel: Eiswein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Mayer
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in den Verhörraum trat, saß Steiner am Tisch. Einer der Beamten stand hinter ihm, der andere saß ihm gegenüber. Die beiden nickten dem Kommissar zu, der daraufhin ebenfalls am Tisch Platz nahm.
    »Warum sind Sie denn auf meinen Kollegen losgegangen?«
    »Der hat mich angegriffen, da hab ich mich gewehrt.«
    »Er hat Sie nicht angegriffen, er wollte Sie daran hindern, wegzulaufen. Warum wollten Sie denn weglaufen?«
    »Geht Sie nix an.«
    Zwei Stunden später saßen Braunagel und Schwarz wieder in ihrem BMW. Beide sahen müde und im wahrsten Sinne des Wortes zerschlagen aus. Schwarz’ Nase zierte ein Klebeband, das ihm der Notarzt verpasste, nachdem er äußerst gefühlvoll den etwas verbogenen Nasenrücken wieder gerade gerückt hatte. Außerdem gab er ihm den guten Rat, den angeschlagenen Gesichtserker mit einer Kompresse zu kühlen, damit der nicht noch mehr weiter anschwoll.
    »Eines ist klar«, begann Braunagel, während Schwarz sich die kühlende Kompresse an die Nase hielt. »Der Typ rastet schon mal aus, wenn ihm was nicht passt. Das stimmt mit dem überein, was uns Karl Mauracher erzählt hat.« Er startete den Motor und lenkte das Fahrzeug auf die Straße zurück, die zunächst am Grünen Reiter und dann am Marktplatz vorbei aus der Stadt führte. »Nach dem Auftritt ist er erst mal einer unserer Hauptverdächtigen, hör ich die Zeller schon sagen. Das wird sie arg treffen.« Braunagel warf einen schnellen Blick zu seinem Kollegen hinüber, der nur vor sich hinsah. »Es sei denn, er erzählt den Kollegen in Freudenstadt noch, wo er am Donnerstag die Zeit zwischen 19:00 und 21:00 Uhr verbracht hat. Darüber schweigt er sich bislang beharrlich aus.«
    Schwarz schwieg ebenfalls, und Braunagel verkniff sich alle Kommentare zu seinen Gründen.
    »Blödmann. Jetzt hat er erst mal eine Anklage wegen Widerstands gegen die sogenannte Staatsgewalt und Verletzung einer Polizistennase am Hals.«
    »War er denn am Donnerstag in Baden-Baden?«, näselte Schwarz, der das Verhör nicht mitverfolgen hatte können.
    »Ach so, weißt du ja noch gar nicht. Ja, war er. Allerdings erst ab 23:30 Uhr. Wo er vorher gewesen ist, sagt er nicht. Wenn man davon ausgeht, dass er mit seinem AUDI TT unterwegs war, könnte er es geschafft haben, Julia irgendwann zwischen 19:00 und 21:00 Uhr zu erschlagen und um 23:30 Uhr mit Schlips und Anzug im Kasino aufzutauchen. Mit dem Geschoss braucht er für die Strecke wenig mehr als zwei Stunden um diese Zeit.«
    »Der fährt einen TT? Respekt!«
    Braunagel wusste, was in seinem Kollegen vor sich ging. Kein Geld für das Hotel, aber genug für einen Audi TT. Das mochte gehen, wie es wollte. Wenn es wichtig war, würden sie’s herausfinden. Er schaute zu seinem Kollegen hinüber und schmunzelte.
    »Die kriegen raus, wo der vorher war«, klang es näselnd vom Beifahrersitz. »Und jetzt konzentrier dich auf die Straße und nimm das Grinsen aus deinem Gesicht. Ich nehm’ das persönlich.«
    Als sie in Würzburg ankamen, hatte Schwarz höllische Kopfschmerzen, und sein Bauch tat ihm weh von dem Faustschlag, den Steiner ihm verpasst hatte. Deshalb ließ er sich vor der Ambulanz des Juliusspitals absetzen. Braunagel parkte den BMW in der Tiefgarage der Polizeiinspektion und machte sich anschließend zu Fuß auf den Weg ins Spital, um den Kollegen abzuholen.
    »So ein Arschloch.« Schwarz grinste unter seinem Verband. »Der Schlag in den Magen war nicht so schlimm wie der auf die Nase. Aber beide tun gleich fest weh.«
    »Dann bleib morgen zu Hause und lass dich von deiner Silvia pflegen«, schlug Braunagel vor.
    »Ja genau. Und du bekämpfst so lange allein die Verbrecher dieser Stadt. Vergiss es.«

Freitagvormittag
    Braunagel überprüfte die Kontoauszüge, die ihm seine Chefin inzwischen ausgehändigt hatte. Christoph Orthler hatte Schulden, das stand fest. Er hatte mit einem Kredit die Ablösung für seine Schwester und die notwendigen Anschaffungen für das Weingut finanziert. Über diese Summen fand Braunagel eine eingetragene Hypothek auf das Gut. Daran war nichts auszusetzen.
    Es gab drei Konten: Eines war das offizielle Geschäftskonto des Gutes, das hauptsächlich seine Mutter verwaltete, eines war Christoph Orthlers privates Gehaltskonto, und ein weiteres lief ebenfalls auf seinen Namen, war allerdings bei der Postbank angemeldet.
    Seit einem halben Jahr ungefähr wurden immer wieder unterschiedlich hohe Summen von seinem Geschäfts- auf das Postbankkonto überwiesen, was ihm wohl

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