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Eiswein (German Edition)

Eiswein (German Edition)

Titel: Eiswein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Mayer
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ermöglichte, überall problemlos Geld abzuheben, wenn er unterwegs war.
    Auffallend war allerdings, dass die meisten Beträge in Breitenkirchen aus dem Automaten gezogen worden waren. Dazu hätte er doch auch ein normales Konto eröffnen können.
    Braunagel würde sich noch einmal näher damit befassen müssen, aber jetzt kreisten seine Gedanken um etwas anderes. Wichtig war ihm zu beweisen, dass Christoph Orthler nicht der war, für den ihn Annemarie Zeller zu halten schien: ein möglicher Kokser, der aus irgendeinem damit zusammenhängenden Grund seine Geliebte erschlug und auf übelste Weise zurichtete.
    Diese Zeller würde seinen, Braunagels Fall, nicht dazu verwenden, auf ihrer Karriereleiter noch ein Stückchen weiter nach oben zu klettern. Sie würde Christoph Orthler nicht dazu benützen, ihrem Staatsanwalt zu imponieren. Denn Braunagel war überzeugt davon, dass sie wieder einmal keine Ahnung hatte. Sie mochte so qualifiziert für ihren Job sein, wie sie wollte. Was ihr jedoch fehlte, war Lebenserfahrung. Und die, darüber brauchte Braunagel keine Sekunde lang nachzudenken, die hatte er in jedem Fall. Vielleicht viel zu viel davon.
    Robert Steiner schien für die Hauptkommissarin keine große Rolle zu spielen. Zumindest hatte sie sich bislang nicht zu den Vorfällen in Freudenstadt geäußert, Norbert Schwarz nur mit ein paar tröstenden Worten bedacht. Sie wolle die weitere Entwicklung der Ermittlungen abwarten, ließ sie die beiden verblüfften Kollegen wissen. Für Braunagel klang das eher kleinlaut als einlenkend, wie Schwarz es sah.
    Der tippte auf seiner Tastatur herum und schien mit etwas anderem als diesem Fall beschäftigt zu sein. Dabei kühlte er immer wieder mit einer Kompresse das Umfeld seiner Nase, das inzwischen ebenfalls blau angelaufen war. Schwarz war trotz Braunagels Vorschlag, sich einen Tag Pause zu gönnen, zur Arbeit erschienen. Er hatte es sichtlich genossen, von den Kollegen bedauert und ausführlich befragt zu werden.
    Steiner hatte den neuesten Informationen aus Freudenstadt zufolge inzwischen erzählt, dass er vor seinem Besuch im Kasino planlos in der Gegend herumgefahren sei. Das veranlasste die Kollegen vor Ort dazu, ihn noch ein wenig dazubehalten und weiter zu befragen. Denn so wirklich schlüssig klang das für sie nicht.
    Jedenfalls schien es, als gäbe es mit diesem Mann jemanden, der weitaus besser zum Profil eines Tatverdächtigen passte. Braunagel wollte die Kollegen in Freudenstadt nachmittags noch einmal anrufen, um zu hören, ob es inzwischen etwas Neues gab. Notfalls würde er am nächsten Tag hinfahren und sich Steiner selber vornehmen.
    Der Kommissar schnappte sich seine Jeansjacke, die über die Lehne seines Stuhls auf den Boden gerutscht war, und verließ das Büro. Er musste an die frische Luft.
    »Ich gehe mit.« Schwarz tauchte neben ihm auf, als er gerade den Flur entlang zum Ausgang lief. »Wie ich dich kenne, trittst du auf der Stelle wie ein Hamster im Laufrad, und brauchst einen guten Grund, da rauszukommen.« Das klang unter der geschwollenen Nase immer noch sehr gedämpft.
    Als sie um die nächste Ecke bogen, blieb Braunagel abrupt stehen.
    »Lass uns noch mal zu dem Gut rausgehen«, schlug er vor. »Ich möchte alle Wege abfahren und -laufen, die unsere Julia an ihrem letzten Tag auch befahren oder begangen hat. Vielleicht komme ich dann ein Stück weiter.«
    »In Ordnung. Ich organisiere ein Fahrzeug und du einen Platz in deinem Lieblingscafé. Ich will vor unserem Abflug ins finstere Land der Verbrechen erst mal einen Cappuccino und ein Stück Bienenstich haben, und du brauchst einen Blick auf …«
    »Du willst tatsächlich einen Cappuccino und einen Bienenstich?«, unterbrach Braunagel ihn.
    »Ja, schrecklich, nicht? Du hast mich infiziert. Was dir nur gelingen konnte, weil ich so angeschlagen bin.«
    Braunagel klopfte Schwarz auf die Schulter, der ein schräges Grinsen zustande brachte.
    Es war kalt geworden, und ein unangenehmer Wind fegte durch die Straßen von Würzburg, über denen außerdem ein schmutzig grauer Himmel hing. Es sah wieder einmal nach Regen aus. Fröstelwetter.
    Braunagel hatte im Café einen kleinen Ecktisch gefunden, an dem er sich niederließ. Eine Viertelstunde später tauchte Schwarz mit einem Schal vor dem Gesicht auf, setzte sich und wartete, bis das Mädchen ein Gedeck vor ihm abstellte. Dann nahm er den Schal ab, und erntete reihum mitleidige Blicke. Die Mädchen im Café wussten, was für einen Job die beiden

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