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Eiswein (German Edition)

Eiswein (German Edition)

Titel: Eiswein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Mayer
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Mutter stand in der Tür. Er hatte sie wieder einmal nicht kommen gehört.
    »Ich habe angeklopft«, verteidigte sie sich, obwohl er nichts gesagt hatte. »Du vergräbst dich seit Tagen in deiner Wohnung, vernachlässigst das Gut. So kann das nicht weitergehen. Wegen dieses Weibsstücks.«
    »Wegen dieses Weibsstücks?«
    Christoph starrte in das verkniffene Gesicht seiner Mutter und versuchte einen Augenblick lang verzweifelt, darin so etwas wie Verständnis für ihn zu finden.
    Vergeblich.
    »Du hättest mir sagen können, dass da was läuft zwischen euch.«
    »Warum hätte ich das tun sollen?«
    Margarete Orthler trat vollends ein und schloss die Tür hinter sich.
    »Warum nicht?«
    »Vielleicht, weil ich nicht wollte, dass du sie ein Weibsstück nennst.«
    Seine Mutter setzte sich auf die Armlehne des Sessels, auf dem Christoph zusammengesunken war, und fixierte ihn mit einem Blick, der nichts Gutes verhieß.
    »Sie war zu alt für dich, also was soll’s?«
    »Ist das alles, was dir dazu einfällt? Das ging nur mich und sie was an!«
    »Du trauerst ihr doch nicht etwa nach, oder? Deinem Vater hast du keine Träne nachgeweint, so weit ich mich erinnere.«
    »Ich trauere immer noch sehr um meinen Vater, auch wenn ich es dir nicht zeige«, unterbrach Christoph seine Mutter ungeduldig. Er kannte diese Leier.
    »Daran tust du auch gut«, knurrte sie auf ihn hinunter. »Er ist deinetwegen gestorben.«
    »Was? Er starb an einem Herzinfarkt.« Christoph fuhr aus dem Sessel hoch und starrte sie entgeistert an. »Warum sagst du so etwas?«
    »Das weißt du nicht? Dann sag’ ich es dir jetzt: Er hat sich tagelang zuvor über dich aufgeregt. Christoph, Scheißkerl, hat er immer wieder vor sich hingeflucht.«
    Der junge Mann hatte die Augen zusammengekniffen und nahm seine Mutter plötzlich wahr wie eine Fremde.
    »Ich weiß, warum er das über dich sagte. Er hat sich darüber aufgeregt, dass du dieses Zeug nimmst«, warf sie ihm wie eine Granate vor die Füße. In diesem Augenblick erinnerte sie Christoph an eine Spinne, die auf ihr Opfer lauert. Falls er etwas sagen sollte, das ihr nicht passte, würde sie zuschnappen und ihm einen ihrer tödlich verletzenden verbalen Stiche verpassen. Sagte er nichts, würde ihn dasselbe Schicksal ereilen. Sie war gnadenlos.
    »Wovon redest du?«
    »Koks«, spie sie ihm angewidert ins Gesicht.
    »Woher weißt du das?«
    Aber er hätte sie nicht zu fragen brauchen. Er wusste es auch so: Sie hatte ihn und seinen Vater belauscht, mit dem er einmal über dieses Thema diskutiert hatte. Unnötig, weiter mit ihr darüber zu reden.
    »Dein Vater ist daran gestorben, dass sein Sohn ein Krimineller ist!«
    »Das ist nicht wahr, Mutter, und du weißt es. Ich war und bin kein Krimineller.«
    Nach einer Pause, während der seine Mutter ihn wütend anblitzte, fragte er sie ruhig: »Und was wolltest du jetzt von mir?«
    Margarete Orthler straffte den Rücken.
    »Dass du dich wieder um deine Arbeit kümmerst. Zeit ist Geld.«
    »Das werde ich«, versprach Christoph und schob sie energisch zur Tür hinaus. »Aber jetzt möchte ich allein sein.«
    »Von mir aus. Ich hab keine Lust, dir auch noch dabei zuzusehen, wie du dir das Zeug reinziehst und alles kaputt machst!«

Donnerstagnachmittag
    Als die beiden in Freudenstadt eintrafen, fanden sie den Gasthof Grüner Reiter in der Nähe des Marktplatzes, an dem sich auch die Polizeidirektion befand. Der Grüne Reiter befand sich im Erdgeschoss eines zweistöckigen Gebäudes, das dringend einen neuen Anstrich vertragen hätte.
    Braunagel fand in der Nähe einen Parkplatz, und die beiden machten sich zu Fuß auf den Weg.
    Robert Steiner stand hinter dem Tresen des Gastraumes und schenkte für zwei Stammtischgäste Bier aus, als die beiden Männer eintraten, sich suchend umsahen und dann an einem Tisch in Fensternähe niederließen.
    Robert brachte ihnen eine Menükarte und blieb abwartend vor ihrem Tisch stehen. Sehr gesprächig schien er nicht zu sein, denn er fragte nicht einmal, was sie zu trinken wünschten.
    »Sind Sie Robert Steiner?«, fragte Braunagel deshalb, und schob demonstrativ die Menükarte beiseite.
    »Der bin ich, ja.«
    »Walter Braunagel von der Kripo in Würzburg«, stellte er sich vor. »Und das ist Norbert Schwarz, mein Kollege.«
    Steiner sah überrascht von einem zum anderen.
    »Was kann ich für Sie tun, meine Herren?«, fragte er und musste sich räuspern, weil seine Stimmbänder versagten.
    »Ist das Ihr Gasthof?«, wollte Braunagel

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